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Peter Müller-Baum (© VDMA)
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Der deutsche Zulieferverband VDMA sieht die »maritime Energiewende« durch die geplanten Finanzmaßnahmen der EU – Stichwort Taxonomie gefährdet.[ds_preview]

Die geplante Finanzmarkt-Taxonomie der EU soll die Voraussetzungen schaffen, Investitionen künftig in ökologisch nachhaltige Aktivitäten zu lenken. Mit Blick auf die Schifffahrt hat der bisherige Verordnungsentwurf nach Ansicht des Verbandes VDMA aber einen großen Webfehler. »Die EU-Kommission hat die besonderen Bedingungen der Schifffahrt bei der Festlegung der Nachhaltigkeitskriterien ausgeklammert. Die Taxonomie muss daher dringend nachgebessert werden, und zwar im Dialog mit der betroffenen Industrie«, forderte heute Peter Müller-Baum, Geschäftsführer VDMA Motoren und Systeme. Denn die Nachhaltigkeitskriterien für Schifffahrt und Schiffbau seien in der bisher geplanten Taxonomie weder branchengerecht noch technologieoffen dargestellt und gingen teilweise »am technisch Machbaren völlig vorbei«.

Dass die Einspruchsfrist und damit der Prozess zur Erstellung der Taxonomie nun um zwei Monate verlängert wurde, ist nach Ansicht von Müller-Baum »ein klares Signal, dass die Mitgliedsstaaten mehr Zeit zur abschließenden Bewertung benötigen und möglicherweise ebenfalls Bedenken bezüglich der festgelegten Kriterien zur Bestimmung nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten haben.« Diese Zeit sollte nun konstruktiv für den Dialog auch mit der Industrie genutzt werden.

Denn die Taxonomie sei zwar primär als Transparenz-Instrument für Finanzmärkte konzipiert, führt aber nach Ansicht vieler Experten bei künftigen Projekten zu Finanzierungsproblemen und könnte sich damit als Bremsklotz der maritimen Energiewende erweisen.

»Zwangsläufig in die Irre führend«

»Der gewählte Ansatz, Schiffsemissionen ausschließlich am Schornstein zu bewerten, führt zwangsläufig in die Irre«, so Müller-Baum weiter. »Die Industrie hat erfolgreich alternative Antriebskonzepte entwickelt, um Schiffe sauberer und zudem CO2-neutral antreiben können, etwa mit dem Ersatz fossiler Brennstoffe durch eFuels wie eAmmoniak oder eMethanol. Die Verwendungsmöglichkeit dieser zukunftsfähigen Treibstoffe wird innerhalb der Taxonomie aber eingeschränkt beziehungsweise teilweise ausgeschlossen. Das ist nicht zielführend.«

Statt lediglich die direkten Emissionen des Schiffs am Schornstein zu bewerten, sollte ein ganzheitlicher Ansatz zur Bewertung der Umweltauswirkungen herangezogen werden, wie er für andere Wirtschaftsaktivitäten bereits definiert wurde. Die Branche hofft nun darauf, dass der Delegierte Rechtsakt in der vorliegenden Form abgelehnt wird, damit eine Überarbeitung erfolgen kann.