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Nach knapp sechs Jahren ist die umstrittene und teure Sanierung des Segelschulschiffes »Gorch Fock« abgeschlossen. Lürssen hat den Dreimaster offiziell an die Marine übergeben.[ds_preview]

So richtig gefeiert wird erst am kommenden Montag. Dann kehrt die runderneuerte »Gorch Fock« in ihrem Heimathafen Kiel zurück und soll dort mit einer feierlichen Zeremonie wieder in Dienst gestellt werden.

Die »Gorch Fock« war Anfang September von der Lürssen Werft nach Wilhelmshaven verlegt worden. Der Übergabe-Termin hatte sich wie zuvor schon die gesamte Sanierung mehrfach verschoben. Zuletzt musste eine in der Nordsee geplante Probefahrt wegen eines defekten Ventils im Motor abgebrochen werden. Nun aber ist der Dreimaster wieder segelklar und soll demnächst wieder die ersten Kadetten an Bord nehmen.

Sowohl die ausstehenden Reparaturen als auch die Endausrüstung waren in den vergangenen Tagen erfolgreich abgeschlossen worden. »Alle Schiffskomponenten haben ihren Praxistest bestanden«, sagt der Geschäftsführer der Lürssen Werft, Tim Wagner.

Nach der Übergabe an die Marine ist für die rund 120 Personen starke Stammcrew des Seglers ein vierwöchiges Training auf der Ostsee vorgesehen. Neben dem Segeln sollen dabei auch Brand- und Leckabwehr sowie Seenotfälle geübt werden. Ab Mitte November ist eine Überfahrt zu den Kanarischen Inseln geplant. Die ersten Kadetten sollen Anfang nächsten Jahres von Teneriffa aus an Bord der »Gorch Fock« gehen.

Die Sanierung des Dreimasters hatte im Dezember 2015 begonnen und für eine Reihe von Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Die Werftzeit hatte sich von einem auf sechs Jahre verlängert, die Kosten waren von ursprünglich veranschlagten 10 Mio. € auf 135 Mio. € explodiert. Die zunächst mit der Sanierung beauftragte Elsflether Werft ging in die Insolvenz, in den vergangenen zwei Jahren hatte Lürssen das Projekt übernommen und zu Ende gebracht.

»Wir haben die Arbeiten an der Bark seinerzeit übernommen, weil wir unserem Kunden in dieser schwierigen Situation unsere Unterstützung zukommen lassen wollten«, so Wagner. »Infolge der Insolvenz der bis zu diesem Zeitpunkt verantwortlichen Werft erfolgte allerdings über Monate ein nahezu umfassender Baustopp. Zudem waren die Bauunterlagen größtenteils unvollständig und wir mussten zunächst zahlreiche Korrekturen an den schiffbaulichen Arbeiten vornehmen.«

Gegen ehemalige Manager der Elsflether Werft sowie gegen einen Mitarbeiter des Marinearsenals in Wilhelmshaven wird wegen des Verdachts der Korruption und Untreue ermittelt. So sollen Einnahmen in Höhe von 20 Mio. € in Nebengeschäfte der Werftvorstände geflossen sein, statt damit Subunternehmer zu bezahlen. Auch die Bredo-Werft, die die Dockarbeiten übernommen hatte, lieferte sich eine juristische Auseinandersetzung mit dem Bundesverteidigungsministerium – unterlag aber schließlich.

Die »Gorch Fock« wurde 1958 bei Blohm+Voss in Hamburg gebaut. Der 89 m lange Dreimaster ist bislang 800.000 sm für die Marine gesegelt.