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Um Messungen im Arktischen Ozean durchführen zu können, waren bislang Schiffsexpeditionen notwendig. Dem BSH ist es gelungen, eine autonome Treibboje zu programmieren. Diese sammelte bereits neun Monate lang erfolgreich Daten.[ds_preview]

Der Arktische Ozean ist insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, für Wettervorhersagen und für die Schifffahrt von Interesse, so das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Die sogenannte Argo-Float-Boje mit der Nummer 7900549 wurde im Oktober 2020 im Rahmen des internationalen Beobachtungsprogramms Argo nördlich von Spitzbergen im Arktischen Ozean ausgebracht. Danach sank sie zunächst auf eine Tiefe von 1000 m ab und driftete mit der Meeresströmung gen Osten. Sechs Wochen später schloss sich die Eisdecke über dem Argo-Float. Alle zehn Tage tauchte es weiter bis auf 2000 m Tiefe ab, um dann langsam wieder Richtung Wasseroberfläche unterhalb der Eisdecke aufzusteigen. Auf dem Weg maß es kontinuierlich die Temperatur und den Salzgehalt des Wassers. Anschließend sank es wieder auf 1000 m ab, um weiter zu driften. Nach neun Monaten unter dem Eis tauchte das Argo-Float am 20. August 2021 wieder im eisfreien Wasser der Kara See nördlich von Russland auf. Zurzeit driftet es Richtung Tschuktschensee zwischen Sibirien und Alaska.

Datenerhebung auch im Winter möglich

Für derartige Einsätze hat das BSH einen Algorithmus entwickelt, mit dem die Argo-Floats einen direkten Kontakt mit der Eisdecke des Arktischen Ozeans vermeiden. Wird in einer Wassertiefe von 10 bis 30 m eine geringere Temperatur als -1,4°C gemessen, sinken sie wieder auf 1000 m Tiefe ab. Erst wenn die Temperaturen in der Nähe der Wasseroberfläche diesen kritischen Wert von -1,4°C übersteigen, tauchen die entsprechend programmierten Argo-Floats vollständig an die Wasseroberfläche auf. Nach dem Auftauchen werden die erhobenen Daten per Satellit übertragen und in Nahe-Echtzeit veröffentlicht.

Bisher waren Messungen im Arktischen Ozean nur im Rahmen von Schiffsexpeditionen möglich, die in der Regel nur während der Sommermonate stattfinden können, so das BSH. Nun würden Argo-Floats auch in den Wintermonaten die Erhebung von Daten im Arktischen Ozean ermöglichen. Argo-Floats werden über eine Batterie betrieben, die den Angaben zufolge erfahrungsgemäß bis zu vier Jahre reicht. Das Argo-Float mit der Nummer 7900549 könnte seinen Einsatz also noch weitere drei Jahre fortsetzen, heißt es vom BSH, das maßgeblich am Management und der Weiterentwicklung von EuroArgo, dem europäischen Beitrag zum Argo-Programm beteiligt ist und den deutschen Beitrag zum Argo-Programm koordiniert sowie die dauerhafte Qualitätskontrolle der Daten sicherstellt.