Peter Gast, Regatta
Rasant: »Nike«, «Xola » und »Lyra« beim Start 4 für die Klasse 5 YS>86 (© Jens Meyer)
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Weder Corona, noch starker Wind und Regenschauer konnten die Teilnehmer der 38. Peter Gast Schiffahrtsregatta Ende August davon abhalten, nach einem Jahr pandemiebedingter Pause wieder in See zu stechen. Von Jens Meyer[ds_preview]

Pandemie-Restriktionen, kurzfristige Absagen von Booten, Gästen und sogar der für die Siegerehrung engagierten Moderatorin, Ersatz nach Ausfall des vorgesehenen Zielschiffes, eine nicht auffindbare Laterne als Sonderpreis für die »Johanna« als vorletztes Schiff, ein als Bühnendekoration dienendes Schiffsporträt, das sich während der Preisverleihungszeremonie mehrfach samt Staffelei von seinem originären Standort verabschiedete und eine unmittelbar nach dem Start erfolgte Aufgabe wegen eines verletzten Crewmitglieds: Das waren nur einige der Herausforderungen, denen sich die Teilnehmer der 38. Auflage der traditionell am letzten Augustwochenende zwischen Schleimünde und Ærøskøbing in der Dänischen Südsee ausgesegelten Regatta zu stellen hatten.

Obwohl böiger Gegenwind aus Nord/Nordost in Stärke 4–5 und starke Regenschauer das diesjährige Sommerfest der maritimen Branche prägten, zeigten sich die Brüder Dieter und Christian Gast mit Hans-Joachim Lemcke als Organisatoren »insgesamt wieder sehr zufrieden« mit dem Verlauf dieser als Networking-Event beliebten, größten Privatregatta der Ostsee.

Auch in diesem Jahr hätten die unterschiedlichen Yachten die Regatta geprägt und so zu einem interessanten Race gemacht, sagte Dieter Gast bei der Siegerehrung und erwähnte neben Racern wie »Milan«, »Outsider« und »Störtebeker« auch die klassischen Yachten »Peter von Seestermühe«, »Athena« und die »Fleur de Mer«, die sich unter den sieben in dieser Klasse gestarteten Einheiten als erstes Schiff sowohl nach gesegelter als auch nach berechneter Zeit qualifizieren konnte. Als kleinste Yacht ging die »Argo«, eine Hunter 707 unter Tobias Wulf, an den Start, größter Teilnehmer war die Maxi Dolphin 75 »Calypso« von Gerhard Clausen.

Diesmal »richtige Segler« gefordert

Waren 2019 noch mehr als 1.000 segelbegeisterte Teilnehmer mit 106 Yachten bei »Kaiserwetter« zur 37. PGS Schiffahrtsregatta gestartet, von denen 42 wegen des einschlafenden Windes das Ziel nicht innerhalb des Zeitlimits regelkonform erreichen konnten, so gingen in diesem Jahr – nach der 2020 erfolgten pandemiebedingten Absage – nur 70 Yachten mit rund 550 Personen an den Start.

Aufgrund der ungünstigen Wetterbedingungen waren laut Lemcke dieses Mal »richtige Segler« gefordert, die dann auch schnelle Zeiten erreicht hätten. Über das trotz Corona weiterhin große Interesse und die positive Resonanz freute sich auch Dieter Gast, der sich dafür bei allen Teilnehmern und Sponsoren sowie für die Unterstützung und die freundliche Aufnahme durch die Ærø-Komune bedankte. Unter den Teilnehmern konnte er im diesem Jahr Gäste aus 13 verschiedenen Nationen begrüßen, von denen die chinesischen die längste Anreise auf sich genommen hatten.

Von den am Sonnabend ab 9 Uhr von der Motoryacht »Helene« (Horst Schlien) mit fünf Starts von Schleimünde auf die Reise geschickten 70 Yachten sieben verschiedener Klassen haben sechs aufgegeben, so dass abzüglich zweier Frühstarter 62 der in drei Gruppen eingeteilten Schiffe gewertet werden konnten.

Zu den »Aufgebern« gehörte »Morran«, eine IMX 40 unter Carsten Burfind (Hahnfeld-Masten), die kurz nach dem Start einen verletzten Mann an Bord meldete und mit dem Crewmitglied, das sich bei einem Sturz die Schulter ausgerenkt hatte, nach Maasholm zurückkehrte. Ein Rettungswagen brachte den Verletzten ins Krankenhaus nach Flensburg , wo ihn ein aus Bayern stammender und mit der Behandlung von Skiunfällen vertrauter Arzt zum Erstaunen seiner norddeutschen Kollegen mit der »süddeutschen Methode« erfolgreich behandeln und bereits nach wenigen Stunden entlassen konnte.

Schon im Vorfeld des Starts bei kabbeliger See und teilweise eingeschränkter Sicht hatte sich der zum fünften Mal als Wettfahrtleiter fungierende Alexander Prinz zu Schleswig-Holstein (Norddeutscher Regattaverein, NRV) für die kürzeste der drei möglichen Bahnen, die 29,5 sm lange Bahn 1, entschieden.

»So eine lange Kreuz wie dieses Mal hat die Schiffahrtsregatta noch nicht gesehen«, resümierte später Dieter Gast im Festzelt am alten Hafen von Ærøskøbing unter Hinweis darauf, dass die Teilnehmer die rund 20 sm bis Skjoldnæs bei Schlechtwetter kreuzen mussten, bevor sie die restliche Distanz ohne Schlag absolvieren konnten.

Schnellstes Schiff versegelt sich

Nach den Rundungen der nach 10,51 sm erreichten gelben Warntonne mit dem Schrägkreuz nördlich des Gasmunitionsgebietes war bei der von dem Begleitschiff »Pauli IV« bei Skjoldnaes auf Höhe des dortigen Leuchtturms markierten Bahnmarke ein interessanter Zwischenfall zu beobachten. Er hätte das im letzten Start auf die Reise gegangene schnellste Schiff der Regatta fast um den Sieg gebracht. Der Maxi Racer »Milan«, eine STP 65) von Uwe Lebens (Genuport Trade), hatte sich schon bei der 37. Schiffahrtsregatta als Sieger qualifiziert.

Entgegen der Segelanweisung passierte dieser die »Pauli IV« (Ralf Paulsen/KYC) nicht an Backbord und kehrte nach einer entsprechenden Information zur Korrektur des Missgeschicks erst so spät zurück, dass sein engster Verfolger, die Maxi Dolphin »Calypso« von Gerhard Clausen (Clausen Grundbesitz), einen riesigen Vorsprung erlangte. Dennoch konnte die »Milan« auf der verbliebenen kurzen Distanz den Rückstand aufholen.

Sie pasierte nach nur drei Stunden, 31 Minuten und 58 Sekunden das Zielschiff nahe der Hafeneinfahrt von Ærøskøbing bei der Mølle-Gab-Tonne: die Motoryacht »Mia«, eine 13,30 m lange und 3,80 m breite sowie bis zu 40 kn schnelle Kiel Classic-44 unter Skipper und Eigner Christian Seegers. »Mia« war als Ersatz für das eigentlich vorgesehene Zielschiff eingesprungen, das Küstenwachboot MHV 808 »Lyra« vom dänischen Marineheimwehrkommando.

Für »Milan« gab es – wie schon 2019 – nicht nur den für alle Schiffe üblichen Beifall der an der Hafeneinfahrt versammelten »Sehleute« und die Begrüßung mit der dort platzierten Schiffsglocke des früheren Shell-Tankers »Sepia« sowie den Begrüßungssalut durch einen Böllerschuss aus der historischen Kanone auf der Hafenmole.

»Halb Sport, halb Job«

Als »First Ship in Port« wurde die bereits gegen 14:30 Uhr eingetroffene Crew der STP 65 nach Genuss des traditionellen Einlaufbiers und dem ebenso traditionellen Umzug mit dem aus Svendborg angereisten Pedar-Most-Garden-Spielmannszug durch die pittoreske Inselkommune bei der abendlichen Siegerehrung im Festzelt sowohl von Bürgermeister Ole Wej Petersen mit dem üblichen Spatz für diesen Titel als auch mit einer von Zeaborn gestifteten Silberschale für das erste Schiff nach gesegelter Zeit der Klasse 7 (ORC Club A) ausgezeichnet.

Dabei zeigte sich der Bürgermeister erfreut über die lange Zeit erwartete Rückkehr so zahlreicher Regatta-Teilnehmer nach der coronabedingten Pause 2020. Petersen wies auf die verstärkten Bemühungen seiner Gemeinde für eine nachhaltigere und klimafreundlichere Zukunft hin, die auch außerhalb Dänemarks Beachtung gefunden habe.

In diesem Zusammenhang nannte er die Auszeichnung mit dem mit 500.000 € dotierten »EU Responsible Island Prize 2020« für innovative und lokale Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien sowie die zu 100 % elektrisch betriebene Fähre zwischen Fynshav auf Als und Søby auf Aerø.

Bei ihm bedankte sich Christian Gast mit einem Barometer für die seit der 36. Schiffahrtsregatta erwiesene freundliche Aufnahme und die daraus entwickelte persönliche Freundschaft. Er hoffe, Petersen, der lange Zeit Rektor der renommierten Navigations- und Seefahrtschule von Marstal gewesen ist und sich Ende dieses Jahres von seinem Amt als Bürgermeister zurückzieht, auch in Zukunft bei der Regatta begrüßen zu können.

Auch dem Regatta-Team mit Alexander Prinz zu Schleswig-Holstein und Hans-Herbert Hoffmann vom NRV, Jan Keppler und Daniel Rüter von der Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne (SVAOE), Roland Rademacher und Ralf Paulsen vom KYC und dem gesamten Wettfahrtteam sowie den Sponsoren und Eignern der Begleitschiffe sprach Christian Gast seinen Dank aus: »Ihr habt wieder einen super Job gemacht.«

In einer kurzen Keynote zu Beginn der Siegerehrung wies der Vorsitzende des Hamburgischen Vereins Seefahrt (HVS), Hanns Ostmeier, nicht ohne Stolz auf den sensationellen Erfolg von Skipperin Katrina Westphal beim diesjährigen Rolex Fastnet Race hin, bei dem die 26-jährige das neue Vereinsschiff »Störtebeker«, eine Carceek 47, als neuntbestes Schiff in der Wertungsgruppe IRC overall über den Parcours steuerte und zusammen mit ihrer Crew für diese besondere Leistung mit zahlreichen Sonder- und Silberpreisen geehrt wurde.

Zudem analysierte er das Geheimnis der besonderen Anziehungskraft der Schiffahrtsregatta. »Die Schiffahrtsregatta ist eine Hybrid-Veranstaltung. Was hier den Schifffahrtsleuten geboten wird, ist halb Sport, halb Job. Das ist einmalig in der Branche«, so Ostmeiers Erkenntnis, der angesichts der guten Entwicklung in Teilbereich der Schifffahrt für mehr Unterstützung der Branche für den HVS warb.

Bei der 38. Schiffahrtsregatta belegte die für Nordic Hamburg Shipmanagement unter Torben Mühlbach gestartete »Störtebeker« in der Klasse 7 (ORC Club A) den 3. Platz nach berechneter Zeit nach der unter Claus Bressler für Peter Gast Shipping (PGS) gestarteten Swan 56 R »Chrila« und dem Gesamtsieger »Milan«.

Unter den Gästen befanden sich unter anderem Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa Hamburg – auf dem gleichnamigen von der Bank gesponserten roten Racer.

Besiktas an Bord

Neben ihm auf der hohen Kante saßen Musiker Joja Wendt, Reeder Herrmann Ebel (Sea Cloud Cruises), Hjalmar Stemmann (Vorstand der Handwerkskammer Hamburg) und Axel Junge von der gleichnamigen Bäckerei.

An Bord der für die MTK Group gestarteten schnellen TP 52 »Outsider« von Tilmar Hansen, frisch gekürter Vizeweltmeister, segelte unter anderem Darya Sabatz von der türkischen Werftgruppe Besiktas mit, auf der größten Yacht »Calypso« von Gerhard Clausen nahm Anna-Lena Bock vom BMW-Niederlassungsverbund Nord an der Regatta teil.

Wie in den Vorjahren segelten Bernd Aufderheide, Geschäftsführer von Hamburg Messe und Congress, und Hans Gätjens auf dem unter Herbert Aly für die Hamburg Messe gestarteten Schoner »Preussischer Adler« mit. Crewmitglied auf der unter Nils Betterman für Peter Döhle gestarteten »Verano«, die in Klasse 4 (Yardstick 86–90) gestartet war und sich unter den zwölf für diese Klasse gemeldeten Yachten als erstes Schiff nach gesegelter Zeit sowie berechneter Zeit qualifizieren konnte, war auch Annette Suhrbier.

Teststation und Currywurst

Bereits im Vorfeld hatte das Veranstalterteam ein detailliertes Hygienekonzept ausgearbeitet, So war für den traditionelle am Freitag vor Regattabeginn stattfindenden Familiy-and-Friends-Abend auf dem Werftgelände von Henningsen & Steckmest in Grauhöft eine mobile Teststation aufgebaut worden. Anstelle eines Buffets gab es vor der Werfthalle Currywurst und Pommes direkt aus dem Food-Truck.

Auch das Abendprogramm im Zielhafen Ærøskøbing war unter den Corona-Auflagen deutlich reduziert worden: kein gesetztes Essen im Festzelt, gestraffte Siegerehrung, nur eine Gastrede, keine Unterhaltungsband und kein gemeinsames Frühstück vor dem Auslaufen zur Rückreise am Sonntagmorgen.

Die Ergebnisse der einzelnen Klassen, weitere Informationen und Fotos der 38. Schiffahrtsregatta sind unter www.schiffahrtsregatta.de zu finden.


Abstract: No fair weather trip
Neither the Corona virus nor bad weather could stop the participants of the 38. Peter Gast Shifffahrtsregatta from sailing. After one year without a regatta, this year »real sailors« were needed for the traditional sailboat race and networking event on the last weekend in August. With 70 registered boats, 550 participants and without a big party at the end, this year’s event was a bit smaller than in 2019. Nevertheless, the organizers were happy that the race took place again – under memorable conditions.