Seeleute-Kiribati
© Human Rights at Sea
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Während Maersk in Australien gestrandte kiribatische Seeleute nun von Fidschi aus in die Heimat bringen will, ist bereits ein erstes Kreuzfahrtschiff mit Seeleuten in Richtung des Inselstaats im Pazifik in See gestochen.[ds_preview]

Die Bemühungen um die Rückführung einer Gruppe gestrandeter kiribatischer Seeleute nimmt zu, ebenso wächst der Druck auf die Regierung Kiribatis, die Rückkehr ihrer Bürger zu erleichtern. Das Land lässt wegen der Coronapandemie nicht einmal die eigenen Bürger einreisen.

Die dänische Reederei Maersk, über ihre Tochter Hamburg Süd einer der Hauptarbeitgeber  kiribatischer Seeleute, hat versucht, mit der kiribatischen Regierung über eine mögliche Heimreise zu verhandeln, hatte aber bisher trotz der Beteiligung der Internationalen Arbeitsorganisation und der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation wenig Erfolg, berichtet die Organisation Human Rights at Sea. Direkt per Flugzeug geht es nicht nach Hause.

Die Weigerung der Regierung, eine vollständige Rückführung zuzulassen, habe zu der Entscheidung des Unternehmens geführt, die Besatzungsmitglieder von Australien nach Fidschi zu verlegen, um die letzte Etappe der Reise mit einem gecharterten Schiff zurückzulegen, so Maersk. »Die Regierung in Tarawa [der Hauptstadt von Kiribati] hat unsere Vorschläge, die in Brisbane gestrandeten Seeleute per Flugzeug direkt von Australien nach Kiribati zurückzubringen, wiederholt abgelehnt, einschließlich der Übernahme aller Kosten«, so Maersk. »Obwohl wir diese Lösung nicht für optimal halten und es vorziehen würden, unsere Seeleute mit dem Flugzeug von Fidschi und Australien aus zurückzubringen, haben wir angeboten, die Kosten für dieses Kreuzfahrtschiff gemeinsam mit anderen Reedereien, die Seeleute aus Kiribati beschäftigen, zu übernehmen.«

Erste Gruppe per Schiff unterwegs

Tatsächlich sei gestern schon ein Kreuzfahrtschiff mit 142 Seeleuten an Bord von Fidschi nach Kiribati aufgebrochen, berichtet Matthias Ristau, Seemannspastor der Nordkirche und designierter neuer Generalsekretär der deutschen Seemannsmission im Gespräch mit der HANSA. 14 Tage dauert es von Fidschi nach Kiribati, wo die Seeleute noch einmal 14 Tage in Quarantäne an Bord bleiben müssen. Während die Reedereien die Kosten tragen, musste die kiribatische Regierung die Verantwortung für das Schiff übernehmen. »Die Reedereien wollten das Risiko nicht eingehen, im Falle eines plötzlichen Sinneswandels in Kiribati, keinen Hafen mehr zu finden«, sagt Ristau.

Neben Fidschi sitzen auch an anderen Orten kiribatische Seeleute fest, 39 warten im australischen Brisbane auf die Heimreise, die Maersk nun organisert, 15 in Südkorea und 12 in Indonesien. In Hamburg sind noch 37, die Anfang Dezember einen Flug nach Fidschi nehmen sollen, von wo es dann wieder per Schiff weitergehen soll, wie Ristau berichtet. Darüber, dass Anfang Januar Kiribati die Grenze wieder komplett öffnen will, zeigt sich Ristau erstaunt.

Anfang April konnte bereits eine Gruppe von 150 Seeleuten nach Kiribati zurückkehren. Allerdings hat das Land keine Quarantäneeinrichtungen, die Männer wurden im Marine Training Center auf Tarawa unter ungünstigsten Bedingungen untergebracht.

Ungewisse Zukunft

Die Schwierigkeiten für kiribatische Seeleute dürften aber auch im Falle einer gelückten Heimkehr nicht aufhören, ihre Zukunft ist ungewiss. Denn es ist derzeit völlig unklar, wie es mit dem Marine Training Center auf Tarawa weitergeht, wo die Seeleute des Inselstaats ihre Ausbildung erhalten. Wegen des Verhaltens der Regierung in der Coronakrise haben im Sommer die Industriepartner des Trainingszentrums die Zusammenarbeit aufgekündigt. Bisher stellte das Konsortium South Pacific Marine Services (SPMS), bestehend aus Hamburg Süd, Reederei Nord, Leonhardt & Blumberg, F. Laeisz, Aug. Bolten und Fisser & van Doornum Mitarbeiter und Ausbildungsschiffe.

»Es gibt keine Reaktion der Regierung von Kiribati und keinen Plan, wie es mit dem Trainingszentrum weitergeht. Das gehört zwar dem Staat, aber die SPMS zieht ihre Mitarbeiter ab. Schule oder Staat haben kein Ausbildungsschiff«, sagt Ristau. Ob angefangene Ausbildungen zu Ende gebracht werden könnten, sei völlig offen. Auch stelle sich die Frage, welche Reederei nach den jetzigen Querelen in absehbarer Zeit das Risiko eingehe, kiribatische Seeleute unter Vertrag zu nehmen.