Michael Wester, Schutzverein Deutscher Rheder
Michael Wester, Geschäftsführer (© Schutzverein Deutscher Rheder)
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Trotz anhaltender Störungen und Ausfälle im Schiffsbetrieb aufgrund der Coronapandemie ist die Zahl neuer Streitigkeiten beim Schutzverein Deutscher Rheder im bisherigen Jahresverlauf auf 175 gesunken – von 239 im Vorjahr.[ds_preview]

Wie üblich gehe es dabei zumeist um Themen unter Zeitcharterverträgen, so Geschäftsführer Michael Wester. Den Schwerpunkt bildeten Streitfälle über Kosten, die aus Verzögerungen aufgrund von Quarantänemaßnahmen und Besatzungswechseln resultieren. Rechtlich besonders problematisch seien Verdachtsfälle auf Coronainfektionen, die sich im Nachhinein als unbegründet erweisen. »Da müssen bestimmte Fragen erst einmal durch die Schiedsgerichte klargestellt werden.«

So liege nahe, dass es sich bei Quarantäneanweisungen für einzelne Schiffe in bestimmten Häfen inzwischen nicht mehr um Ausnahmen, sondern um »typische« und damit planbare Ereignisse handele. Damit fielen solche Fälle vermutlich eher in die Verantwortung des Charterers. Zweiter Schwerpunkt betreffe Verzögerungen bei der Rücklieferung von Schiffen aus laufenden Zeit- oder Reisechartern – »das ist typisch für die aktuelle zyklische Lage mit steigenden Raten«, unterstreicht Wester. Dabei versuchten Charterer, sich das vereinbarte, unter dem heutigen Marktniveau liegende Ratenniveau über die vereinbarte Laufzeit hinaus zu sichern.

Unterdessen hat die Zahl der versicherten Schiffe beim Schutzverein erneut abgenommen, von 1.005 auf 882. Da einige Reedereien und Investoren die hohen Schiffspreise noch nutzen dürften, um Tonnage zu verkaufen, rechnet Wester noch mit mehr Abgängen. Aufgrund der Zunahme der Investitionstätigkeit der Vereinsmitglieder werde sich die Schiffsanzahl aber mittelfristig stabilisieren.