Lloyds Versicherungsbörse London, P&I, Versicherer, Gard
Lloyd’s of London: Zentrum der P&I-Rückversicherung (© Wikipedia / phogel)
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Bei den Beitragsanhebungen für die P&I-Versicherung zeichnen sich im kommenden Jahr Steigerungen von mindestens 10 % ab. Von Michael Hollmann[ds_preview]

Auf Prämiensteigerungen von 10%–15% und höher hat sich die Mehrzahl der großen Gegenseitigkeitsvereine für die Renewals am 20. Februar eingeschossen. Drei Vereine (American, North, Swedish) halten sich aber noch bedeckt.

In Anbetracht der Fakten und Marktanalysen der vergangenen Monate liegen die Forderungen im Rahmen der Erwartungen. So warnte die Ratingagentur Standard & Poor’s kürzlich in einem Bericht, dass die weiter eskalierenden Verluste die Clubs zu den höchsten Beitragsanhebungen der letzten zehn Jahre zwingen könnten. Die sinkende Kapita­lisierung gefährde längst die starken Bonitätsnoten der meisten P&I-Versicherer.

Spitzenreiter in Bezug auf den General Increase für 2022/23 sind West of England und North mit +15 %. Der UK Club, Standard und Steamship Mutual haben sich bereits auf +12,5 % festgelegt. Selbst der norwegische Club Skuld, der vom Prinzip des General Increase abgewichen war, macht jetzt eine Rolle rückwärts und fordert eine Mindestanpassung von +10 % – unabhängig von der individuellen Statistik. Noch einige weitere Anbieter mogeln sich rhetorisch um einen »General Increase« herum, legen die Latte aber ebenfalls deutlich höher. So strebt Britannia ein Plus von 15 % beim Prämienaufkommen an – allein durch individuelle Anpassungen. Auf die gleiche Art möchte der London P&I Club mindestens +12,5 % mehr in den Prämientopf bekommen.

PI TabelleAngesichts der hohen Underwiting-Verluste klingt die Forderung noch eher moderat. Überraschend niedrig geht der Shipowners‘ Club mit +5 % ran, zumal darin bereits die zu erwartende Verteuerung der gemeinsamen Rückversicherung der International Group enthalten sein soll. Andere Vereine kalkulieren den Rückversicherungsanteil extra.

Der Marktführer Gard lässt sich bei seiner Strategie weniger in die Karten schauen. Wie in den Vorjahren verzichten die Norweger auf einen offiziellen »General Increase«, stellen aber klar, dass die Prämienraten für alle um einen nicht genannten Prozentsatz erhöht werden.

Für alle Clubs geht es darum, Boden gut zu machen. Denn aufgrund der scharfen Konkurrenz – befeuert unter anderem durch hohe Kapitalerträge – gaben die Preise deutlich nach. Der Emder Schiffsversicherungsmakler Elbracht taxiert die Rückgänge auf rund 30–35 % binnen sechs Jahren. Dies habe zu einem »dramatischen Auseinanderdriften« von Prämien und Schäden vor allem in den letzten zwei bis drei Jahren geführt. Andererseits säßen die Clubs noch auf rekordhohen Reserven, weshalb die General Increases insbesondere für Kunden mit guten Schadensverläufen nicht gerechtfertigt seien.

An den steigenden Rückversicherungskosten der International Group führt für die versicherten Reeder aber kein Weg vorbei. Schätzungen gehen davon aus, dass sich das gemeinsame Programm zur Absicherung gegen Schäden von mehr als 100 Mio. $ um bis zu 30 % verteuern könnte. Cyber- und Pandemierisiken dürften sogar gänzlich ausgeschlossen werden. Vor allem die größeren Schiffe bekämen diesen Effekt zu spüren, warnt Elbracht. Im Trockenfrachtbereich gelte die Faustformel, dass eine Erhöhung der Rückversicherungskosten um 25 % eine Prämienanhebung von rund 1.000 $ pro 10.000 BRZ nach sich zieht.


Abstract: More P&I clubs aiming for double-digit increases Premium rate hikes for next year’s P&I insurance renewals range bet – ween +10 % to +15 % based on announcements from the majority of International Group clubs to date. Some are avoiding the term »general increase « to focus solely on individual adjustments although perhaps in practice it makes little difference. Reinsurance cost increases will be added on top.