Ever Given, Havarie, Suezkanal
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Die angekündigten Prämienerhöhungen der P&I-Clubs sorgen bei dem Hamburger Versicherungsmakler für einen arbeitsintensiven Jahreswechsel. Es ist aber nur ein Schritt auf dem geplanten Wachstumskurs in den internationalen Märkten. Von Krischan Förster[ds_preview]

Erstmals seit Jahren stehen im Februar bei den führenden P&I-Clubs signifikante Prämien-Erhöhungen an. Im Schnitt haben die Mitglieder der International Group Aufschläge von 12,5 % avisiert. Auf die Reeder kommen damit höhere Kosten zu und für Versicherungsmakler wie Georg Duncker in Hamburg entsteht ein erhöhter Beratungsbedarf, der weit vor dem Stichtag eingesetzt hat.

Christian Ross, Georg Duncker
Christian Ross (© Georg Duncker)

»Es gab sehr viele Gespräche mit Kunden«, berichtet Christian Ross, geschäftsführender Gesellschafter bei Georg Duncker. Denn Versicherungen machen einen erheblichen Kostenblock von 10  bis 15 % der Aufwendungen im Schiffsbetrieb aus. Die angekündigte Prämienanhebung (General Increase) der P&I-Clubs werde sich also deutlich niederschlagen, zumal sich die Beiträge durch eine Verteuerung der Rückversicherungskosten, die ebenfalls über den Jahreswechsel verkündet werden, nochmals auf 20 % oder mehr erhöhen dürften.

Die Expertise von Maklern wie Georg Duncker, die als Mittler zwischen den Gegenseitigkeitsvereinen und den Reederei-Kunden stehen, ist selten so gefragt wie in diesen Zeiten. »Wer schon im Herbst das Gespräch mit den Versicherern sucht und die richtigen Signale aussendet, kann die drohende Preissteigerung oft abmildern«, sagt Ross.

Georg Duncker gilt als eine der weltweit besten Adressen, wenn es um Seekasko- und Haftpflichtversicherungen für die Schifffahrt geht. Rund 100 Mitarbeiter am Stammsitz Hamburg, in Miami und Singapur betreuen eine Flotte von rund 3.000 Schiffen. Die Traditionsfirma, gegründet 1870, war zwar nicht Teil der jüngsten, weltweiten Konsolidierungswelle in der Versicherungsbranche, »aber wir sind auch in den beiden vergangenen Krisen-Jahren weiter gewachsen«, sagt Ross.

© Georg Duncker
© Georg Duncker

In Deutschland sieht man sich mit einem Anteil von gut 40 % längst als Marktführer, spielt aber auch in internationalen Kernmärkten wie Mittel- und Südeuropa, in Asien oder in den USA eine gewichtige Rolle. Das Geschäft außerhalb Deutschlands macht inzwischen etwa 55 % des Umsatzes aus, während es vor gut einem Jahrzehnt erst etwa ein Drittel war. »Die Gewichte verschieben sich, weil auch die deutsche Flotte geschrumpft ist«, sagt Ross.

Die anstehenden Prämienerhöhungen hält er für nachvollziehbar – weil eine ganze Reihe von Großhavarien die Bilanzen der P&I-Clubs durch eskalierende Verluste erheblich belastet haben. »Durchschnittlich lag die Schaden-Quote schon vor 2021 bei über 120 % und ist seither noch schlechter geworden«, so Ross.

2020 schlugen unter anderem die Strandungen der Bulker »Wakashio« vor Mauritius und »Stellar Banner« im Atlantik mit jeweils mehr als 100 Mio. $ zu Buche, im vergangenen Jahr waren es dann die Strandung des Mega-Frachters »Ever Given« im Suezkanal, der Brand des Container-Feeders »X-Press Pearl« oder die Kollision des Tankers »A Symphony« vor China. Nachdem es in den Vorjahren bei den Prämien allenfalls Seitwärtsbewegungen gegeben habe, seien die Versicherer mit Blick auf die eigene Kassenlage jetzt zum Handeln gezwungen, um die Lücke zwischen den Kosten und den Einnahmen zu schließen.

PoolClaims DunckerAuf der anderen Seite passiert es seit vielen Jahren zum ersten Mal, dass steigende Prämien mit Rekord-Charter­raten, vornehmlich in der Containerschifffahrt, zusammenfallen. So wurden die Gespräche im Vorfeld der »Renewals« zwar intensiv geführt, »wir sind aber zuversichtlich, für unsere Kunden akzeptable Ergebnisse erzielen zu können«, sagt Ross.

Auch bei Georg Duncker selbst ist man zufrieden mit der derzeitigen Entwicklung. Trotz den durch die Corona-Pandemie verursachten Erschwernissen blicke man auf zwei »gute« Jahre zurück. Zwar hätten die persönlichen Kontakte wegen der Reisebeschränkungen gelitten, »trotzdem ist es uns gelungen, auch in diesen Zeiten Neukunden zu gewinnen«, sagt Ross. Geholfen habe die bestehende gute Vernetzung mit der Branche, auch mit potenziellen Geschäftspartnern.

In den kommenden Jahren will der Hamburger Makler Marktanteile und -präsenz weiter steigern, vor allem in Asien und in den USA. Denn Größe sei und bleibe eine entscheidender Faktor im Wettbewerb. Als Ziel gibt Ross 130 bis 140 Mitarbeiter und und eine Flotte von bis zu 4.000 Schiffen aus. »Wir rekrutieren weltweit neue Mitarbeiter. Denn wenn wir wachsen wollen, brauchen wir gute Leute, und die sind heute schon rar.«