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Eine neue Studie zur Finanzierungssituation der maritimen Industrie in Deutschland zeigt einen deutlichen »Verbesserungsbedarf«. Gleichzeitig werden einige Vorschläge gemacht.[ds_preview]

In der jetzt vorgelegten Studie der Maritime Finance Research Group (MFiRG) werden Empfehlungen formuliert, wie die Situation verbessert werden kann. Geleitet worden war die Untersuchung von Max Johns und Norbert Dieckmann, sie basiert auf einer Umfrage bei Unternehmen der maritimen Industrie in Deutschland und ergänzenden Experteninterviews. »Die Finanzierungssituation der mittelständischen maritimen Betriebe in Deutschland hat sich im letzten Jahrzehnt überwiegend verschlechtert. Die Situation droht, sich negativ auf den Standort auszuwirken«, heißt es in der Studie.

»Die Vergabepraxis bei klassischen Krediten der verbliebenen wenigen Banken, die noch bereit sind, Finanzierungen im maritimen Segment anzubieten, ist zunehmend restriktiv. Die Banken wiederum beklagen zu komplexe Regulierungsvorschriften«, heißt es in der Studie. Antragsverfahren bei staatlichen Förderbanken von mittelständischen Unternehmen würden als zu unübersichtlich eingestuft, ein Zugang zum Kapitalmarkt sei nur begrenzt vorhanden: »Im Vergleich zu anderen Börsenplätzen werden die Regularien vom Mittelstand in Deutschland als zu strikt empfunden. Mehrheitlich wurde der Börsenplatz Oslo als vorbildlich genannt.«

Schiffsfinanzierung durch Verbriefung

Zentrale Empfehlung ist eine neue Kreditplattform, die das Risiko für die Banken beschränken und die Bereitstellung von Fremdkapital für maritime Unternehmen erleichtern soll. Reeder, Werften oder auch Zulieferer bekommen dabei ihre Kredite weiterhin von einer Bank. Diese gibt die Kreditrisiken aber wiederum an eine Zweckgesellschaft ab, die von Unternehmen, Verbänden und der Kreditanstalt für Wiederaufbau gemeinsam getragen werden kann. Denn auf diese Weise müssen die Banken die Kredite nicht mit Eigenkapital unterlegen. Die Plattform »verbrieft« wiederum ihre Forderungen und macht daraus neue Wertpapiere, die wiederum an Investoren verkauft werden. Dazu könnten kleinere Kredite kapitalmarktfähig gebündelt werden.

Die Studie empfiehlt weitere Maßnahmen, »die kurz- und mittelfristig helfen können, um den maritimen Mittelstand in Deutschland bei der Finanzierung zu stützen«:

  • Effektivere Nutzung der staatlichen Fördermittel für Green Finance, insbesondere auch in Kombination mit der vorgeschlagenen Kreditplattform.
  • Mittelfristig Schaffung eines regulatorischen Rahmens für eine Börse mit maritimem Segment in Deutschland in Analogie zum Börsenplatz Oslo. Konzertierte Anstrengungen zur Etablierung einer börsenfreundlichen Investitionskultur, die Ansiedlung und Kooperation von Investmentbanken, Brokern, Investoren und Analysten ermöglicht.
  • Öffnung des Hermes Deckungsinstrumentariums für inländische Besteller nach Vorbild anderer europäischer Staaten. Reeder und Besteller sollten die Möglichkeit haben, Exportgarantien zu nutzen, wenn das Schiff grenzüberschreitend eingesetzt werden soll.
  • Eine sinnvolle, punktuelle Umgestaltung der Erhebung der Quellensteuer auf Kapitalerträge, um die Begebung von Anleihen in Deutschland wieder attraktiver machen und Ausländer besser in den Investorenkreis aufnehmen zu können.

Die Studie wurde von der Stiftung Kapitalmarktrecht für den Finanzstandort Deutschland, der Stiftung Kapitalmarktforschung für den Finanzstandort Deutschland und der Stiftung Unternehmensfinanzierung und Kapitalmärkte für den Finanzstandort Deutschland finanziell im Rahmen des Stiftungsprojekts Kapitalmarktunion gefördert.