Container, Symbolbild für Frachtraten, Seefracht und Reedereien
Print Friendly, PDF & Email

Der europäische Spediteursverband Clecat prangert das Kapazitätsmanagement der Linienreedereien als »Profitmacherei« an und sieht die eigene Branche durch eine zunehmende vertikale Integration der Reedereien abgedrängt. Die Wettbewerbshüter der EU sollen dagegen vorgehen.[ds_preview] 

Ihre Kapazitätsmanagementstrategie habe den Reedereien ermöglicht, »die Marktmacht und die finanzielle Kriegskasse zu erlangen, die sie nun nutzen, um sich vertikal zu integrieren, die Raten zu erhöhen und unabhängige Spediteure auf dem nachgelagerten Markt zu verdrängen«, so der Verband. Die Spediteure sehen sich als eigentliche »Hauptorganisatoren der Dienstleistungserbringung bei allen Verkehrsträgern im Haus-zu-Haus-Verkehr« diskriminiert. Das werde letztlich Verlader und Endverbraucher durch geringer Auswahl und höhere Preise benachteiligen.

Dies ist die Kernaussage eines Schreibens an die EU-Wettbewerbs-Kommissarin Vestager. Clecat fordert in dem Brief die Europäische Kommission auf, den »Grad der Konzentration, Konsolidierung, Koordinierung und Kartellbildung auf den vorgelagerten Märkten für Container-Liniendienste in der EU und den nachgelagerten Märkten für Speditionsdienste« zu untersuchen.

Die EU-Kommission soll nach Vorstellung des Verbands, gemäß den EU-Wettbewerbsregeln und im Rahmen der Überprüfung der Gruppenfreistellungsverordnung für Konsortien die Auswirkungen der Kombination von Gruppenfreistellung (die zu Allianzen und Konsortien zur Verlagerung von Kapazitäten zwischen den Fahrtgebieten führt), vertikaler Integration, Konsolidierung, Datenkontrolle und der daraus resultierenden Marktbeherrschung auf den Markt zu untersuchen.

»Die Kommission muss insbesondere die sprunghaft angestiegenen Raten untersuchen, die dazu geführt haben, dass die Allianzen während der Covid-Krise Gewinne in Höhe von über 200 Mrd. $ prognostiziert haben, obwohl es weder einen Anstieg ihrer Kosten noch einen Grund gibt, der auf die Pandemie zurückzuführen ist«, so der Verband.

Die Kombination dieser Faktoren habe es den Spediteuren ermöglicht, »sich die Verlader mit dem größten Volumen für längerfristige Verträge auszusuchen und die anderen auf den Spotmarkt zu verweisen, wo sie ein Vielfaches der Raten zahlen, die den wenigen Bevorzugten angeboten werden.« Sich selbst sehen die Spediteure in diesem Prozess »entmachtet«. Gleichzeitig sinke das Serviceniveau, also der Zugang zu Containerkapazitäten und die Fahrplantreue, wie Sea-Intellicence kürzlich berichtet hatte.

Potenzielles Kartellverhalten in den globalen Lieferketten wollen auch die Wettbewerbsbehörden aus Australien, Neuseeland, Kanada, Großbritannien und den USA untersuchen.