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Nach dem Angriff auf die Ukraine könnten Wirtschaftssanktionen gegen Russland auch die Schifffahrt treffen, vor allem Öl- und Gastankerflotten.[ds_preview]

Der russische Angriff auf die Ukraine hat Befürchtungen über die Auswirkungen weiterer Sanktionen auf die globalen Energiemärkte geweckt. Angesichts ohnehin schon hoher Energiepreise könnten westliche Sanktionen nach Ansicht des Branchendienstes VesselsValue zuerst Unternehmen und damit auch Schifffahrtsunternehmen treffen, bevor man an die Energielieferungen selbst geht.

VesselsValue Russland Energieexporte Schiff 2

Russische Exporte machten im Jahr 2021 5,2 % des weltweiten Seehandels mit Tankschiffen (Öl und raffinierte Ölprodukte) und 6,0 % des weltweiten Seehandels mit Flüssiggastankern (LNG) aus. »Diese erheblichen Anteile können nicht ohne weiteres durch andere Quellen ersetzt werden«, heißt es mit Blick auf die Energiemärkte. Die russischen Exporte machen auch 3,7 % des weltweiten Seehandels mit Bulkern aus, und ihr Fehlen würde sich auf Märkten wie Getreide, Düngemittel und Kohle bemerkbar machen. Würde Russland seine Energieexporte in den Westen einschränken, würde es selbst erhebliche Exporteinnahmen verlieren.

Für die Schifffahrt stellt sich die neben den möglichen negativen Auswirkungen der Sanktionen auf die Öl- und Gaspreise die Frage, welcher Anteil der Weltflotte von Sanktionen bedroht ist. VesselsValue hat sich dazu die Eigentumsstrukturen der Schiffe angesehen. Demnach wären potenziell 7,4 % der weltweiten Tankerflotte und 3,5 % der weltweiten LNG-Tankerflotte gefährdet.

VesselsValue Russland Energieexporte Schiff 3

»Da die Auslastung und die Frachtraten in diesen beiden Sektoren in den letzten Monaten äußerst schwach waren, was in deutlichem Gegensatz zu den boomenden Sektoren der Massengutfrachter und Containerschiffe steht, könnten die Sanktionen gegen russische Reedereien ein gewisses Überangebot an Schiffen aus dem offen umkämpften Markt entfernen, ohne dass es zu einer größeren Aufwärtsbewegung bei den Frachtraten kommt«, so die EInschätzung.

Betrachtet man, was dies für die relativen Marktanteile bedeuten könnte, so sind die Auswirkungen für Gas weitaus ausgeprägter als für Öl. Im Jahr 2021 trugen »At Risk«-LNG-Tanker 7,0 % der gesamten Kubikmeter-Meilen bei, während »At Risk«-Tanker nur 2,1 % der gesamten Tonnenmeilen ausmachten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass erstere über größere Entfernungen und letztere über kürzere Entfernungen verkehren. Sanktionen gegen russische Schifffahrtsunternehmen könnten daher dazu führen, dass nicht sanktionierte Unternehmen auf dem Markt für Flüssiggastanker einen größeren Marktanteil gewinnen als auf dem Tankermarkt.

VesselsValue Russland Energieexporte Schiff 1

Die Marktteilnehmer werden sich auch damit befassen, wie viel russischer Handel in diesem Szenario für nicht sanktionierte Unternehmen verfügbar würde. Die nachstehende Abbildung 5 zeigt, dass »gefährdete« LNG-Tanker im Jahr 2021 85,8 % der aus Russland stammenden Kubikmeter-Meilen auf sich vereinen und damit fast vollständig dominieren. Außerdem entfielen 36,8 % der russischen Kubikmeter-Meilen auf »gefährdete« LPG-Tanker, obwohl die absoluten Mengen sehr gering sind. Ein Marktanteil von 20,1 % des beträchtlichen russischen Handels für »At Risk«-Tanker wird von den Akteuren auf dem Ölmarkt nicht unbemerkt bleiben.

»Ausgehend von diesen Daten würde man erwarten, dass die politischen Entscheidungsträger die Auswirkungen auf die westlichen Verbraucher und Haushalte sehr sorgfältig abwägen, bevor sie Sanktionen gegen Öl und Gas verhängen. Aufgrund der geringeren Auswirkungen auf den Welthandel und die Exporte könnte es jedoch mehr Spielraum für Sanktionen gegen die Schiffe und Unternehmen geben, die sie befördern«, so VesselsValue.

VesselsValue Russland Energieexporte Schiff 4