Die Ausschlussgebiete für die Kriegsversicherung für Schiffe bei Seekasko und P&I im Schwarzen Meer werden inmitten der schweren Kämpfe in der Ukraine deutlich ausgeweitet.

So hat das Joint War Committee der Versicherungsbörse Lloyd’s of London diese Woche angekündigt, die Zone auf das nördliche Schwarze Meer inklusive Asowschem Meer zwischen der ukrainisch-rumänischen Grenze im Westen und der Grenze Russlands mit Georgien auszudehnen.

Zuvor waren nur die ukrainischen und russischen Territorialgewässer in dem Gebiet betroffen. Nach Inkrafttreten der Änderungen kommende Woche müssen somit für Seeschiffe, die in der Gegend weiterhin unterwegs sind, für noch größere Abschnitte ihrer Reisen Extraprämien gezahlt werden. Sonst sind sie nicht gegen Kriegsschäden versichert.

Verkürzte Kündigungsfristen

Ambrey Black Sea
© Ambrey

Mit der Ausweitung der Ausschlussgebiete reagieren die Versicherer auf mehrere Vorfälle, in denen Seeschiffe außerhalb der Territorialgewässer der Ukraine unter Beschuss gerieten. Entsprechende Anpassungen in der Kriegsversicherung für Seekasko und P&I sollen zudem künftig schneller als bislang vorgenommen werden können.

So schlägt das Lloyd’s-Komitee vor, die Kündigungsfristen für bestehende Policen von sieben auf zwei Tage zu verkürzen. Die Extraprämien (Additional Premium/Breach Call Premium), die im Markt für Anläufe in den weiterhin befahrbaren Häfen russischen Häfen des Schwarzen Meeres aufgerufen werden, sollen seit Ende Februar steil angezogen haben. Aus Branchenkreisen verlautet, dass eine Reederei für einen Anlauf mit einem Minibulker mit 6.000 tdw Tragfähigkeit in Noworossijsk über 90.000 $ für drei Tage habe zahlen müssen.

Reeder holen Seeleute aus Kriegsgebiet

Auch die Warentransportversicherung für Lieferungen in die Ukraine – sofern noch verfügbar – und auch nach Russland dürfte sich noch verteuern, nachdem das gemeinsame Joint Cargo Committee (JCC) der Versicherer bei Lloyd’s und im übrigen Londoner Markt (IUA) seine Risikowarnungen für das Konfliktgebiet verschärft hat. Die Ukraine wurde von »sehr hoch« auf »schwerwiegend« (»severe«) und benachbarte russische Gebiete und Gewässer von »hoch« auf »sehr hoch« gesetzt.

Inzwischen mehren sich Berichte, wonach Reedereien Besatzungen von Schiffen, die in ukrainischen Häfen festliegen, evakuieren und über benachbarte Länder wie Rumänien zurück in ihre Heimatländer bringen. Der an der Londoner Börse gelistete Schiffseigner Taylor Maritime Inestments (TMI) teilte mit, dass 21 indische Seeleute eines Handysize-Bulkers der Firma sicher repatriiert wurden. Das Schiff befand sich zu Kriegsausbruch am 24. Februar in einem nicht näher bezeichneten Häfen der Ukraine, um Getreide zu laden, wie es heißt. (mph)