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Der Windenergieanlagen-Hersteller Nordex stellt einen Teil seiner Aktivitäten am Standort Rostock ein – von wo aus es auch immer wieder Verladungen mit MPP- oder Heavylift-Schiffen gegeben hatte.[ds_preview]

Man habe die Belegschaft der Rotorblattproduktion am Rostocker Güterverkehrszentrum (GVZ) über die Absicht informiert, die Produktion von Rotorblättern an diesem Standort per Ende Juni 2022 einzustellen, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns, der in der Vergangenheit bereits in finanzielle Schieflage geraten war und vom Land Mecklenburg-Vorpommern gestützt werden musste. Mit dem Betriebsrat sollen kurzfristig ein Interessenausgleich und ein Sozialplan verhandelt werden, um den geplanten Stellenabbau für die Betroffenen sozialverträglich zu gestalten. Von der Einstellung der Produktion am GVZ wären rund 600 der weltweit rund 8.600 Mitarbeiter betroffen. In Deutschland beschäftigt die Nordex Group rund 3.150 Mitarbeiter.

Umschlag Rotorblätter in Rostock
Foto: Nordex

Als Begründung verwies der Konzern auf »das zunehmend herausfordernde Markt- und Wettbewerbsumfeld sowie eine Verschiebung der Nachfrage«, die eine Anpassung der globalen Produktions- und Beschaffungsprozesse der Gruppe erforderlich machen würden. Konkret geht es um die Kosten am Standort.

»Seit der Einführung von Auktionssystemen an den meisten Energiemärkten ist die Branche weltweit durch zunehmenden Preis-Wettbewerb geprägt. Die Stromerzeuger mit den niedrigsten Geboten erhalten im Auktionssystem den Zuschlag und geben diesen Kostendruck an die Hersteller von Turbinen weiter«, heißt es in dem Statement. Diese müssten daher ihre Produktionskosten reduzieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. »Die Kosten für Energieerzeugung aus Wind sind in den letzten fünf Jahren um rund 50% gesunken, diese Entwicklung hat sich negativ auf die Profitabilität der Hersteller ausgewirkt«, so Nordex.

Vor diesem Hintergrund seien die Kosten für die Blattproduktion in Rostock »trotz aller bereits eingeleiteten Maßnahmen der Kostensenkung« nicht wettbewerbsfähig.

Ein weiterer Grund liegt den Angaben zufolge in der Größe der Anlagen. In Rostock werden Rotorblätter für Turbinen mit maximal 149 m Durchmesser hergestellt. »Der globale Trend geht zunehmend zu leistungsstärkeren Anlagen und zu immer längeren Rotorblättern. Insofern werden der Bedarf und damit die Nachfrage nach Rotorblättern, die in Rostock hergestellt werden können, künftig weiter sinken«, so die Erwartung.

José Luis Blanco, CEO der Nordex Group, sagte: »Als deutsches und europäisches Unternehmen bedauern wir besonders, dass wir keine Alternative zu diesem schmerzhaften Schritt sehen. Wir brauchen eine Industriepolitik, die einen nachhaltigen und umfassenden Ansatz zur Dekarbonisierung sowie die Unabhängigkeit der Lieferketten verfolgt.«

Neben der Rotorblattfertigung betreibt die Nordex in Rostock einen Produktionsstandort zur Fertigung von Maschinenhäusern, Naben und Triebsträngen (DMR). Zudem sind Mitarbeiter des Engineering sowie der Service-Organisation in Rostock tätig. Diese Mitarbeiter sind von der Maßnahme nicht betroffen.