Columbia-CEO Mark O' Neill (©: Columbia Shipmanagement)
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Noch hat die Invasion Russlands in die Ukraine zu keinen größeren Konflikten zwischen russischen und ukrainischen Seeleuten auf Handelschiffen geführt. Das könnte sich aber ändern, fürchten die internationalen Shipmanager.[ds_preview]

»Die Schifffahrt muss sich auf ihren internationalen Charakter besinnen und in dieser schwierigen Zeit an einem Strang ziehen« teilte der Branchenverband Intermanager jetzt nach einer Dringlichkeitssitzung mit.

Zwar würden sich ukrainische und russische Seeleute derzeit »professionell« verhalten und »harmonisch« zusammenarbeiten. Doch, so das Statement weiter, dies könnte sich in den kommenden Tagen und Wochen ändern.

David Furnival, CEO von Berhard Schulte Shipmanagement (BSM), Henrik Jensen, Geschäftsführer von Danica Crewing Specialists, und andere Schiffs- und Besatzungsmanager berichteten, dass die Seeleute derzeit mit »ruhiger Professionalität« arbeiten. Es gebe nur sehr wenige Berichte über Konflikte an Bord. Andere Teilnehmer des Treffens von über 60 Schiffs- und Besatzungsmanagern zeigten sich jedoch besorgt, dass die »Gefühle hochkochen« und warnten vor einer Verschlechterung der Lage, wenn die Familien der Seeleute durch die Feindseligkeiten in der Ukraine weiter beeinträchtigt werden.

Intermanager-Präsident Mark O’Neil, gleichzeitig CEO von Columbia Shipmanagement, rief die Verantwortlichen in der Schifffahrt dazu auf, sich für alle Seeleute einzusetzen, unabhängig von ihrer Nationalität: »Wir sind ein internationales Unternehmen mit einer internationalen Perspektive, und wir müssen in dieser schwierigen Zeit international bleiben.«

»Nicht das Rad neu erfinden«

Er ermutigte die InterManager-Mitglieder und andere Shipmanager, zusammenzuarbeiten, um Ressourcen und Informationen auszutauschen, um der Besatzung auf See oder zu Hause und ihren Familien zu helfen. Er schlug vor, dass der Verband ein »Informationsdepot« für alles sein könnte, was mit Sanktionen, Zahlungen an die Besatzung, Sozialhilfe und Routen für den Wechsel der Besatzung zu tun hat. Kleinere Unternehmen könnten von den größeren Mitteln ihrer größeren Kollegen profitieren, um die Hilfe für Seeleute zu beschleunigen. »Mühen Sie sich nicht einzeln ab, um Hilfe zu finden oder das Rad neu zu erfinden, wenn wir zusammenarbeiten können«, so O’Neill weiter.

Seeleute würden verzweifelt nach Informationen über die aktuelle Lage suchen. Schiffsbetreiber würden daher den Internetzugang für die Besatzung verbessern, damit sie mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben und zuverlässige Nachrichtenquellen lesen können.

Viele ukrainische Seeleute kommen aus Hafengebieten im Süden des Landes wie Kherson und Mykolaiv, die in den letzten Tagen unter Beschuss der russischen Streitkräfte geraten sind. Der in Hamburg lebende Henrik Jensen erzählte, dass er gerade ein virtuelles Treffen mit seinen Büroangestellten in Odesa abhielt, als eine Luftangriffssirene losging und sie in Deckung gehen mussten. »Es ist eine wirklich ernste Situation«, so Jensen.

InterManager plant, zweiwöchentliche Treffen abzuhalten, um Informationen auszutauschen und seine Mitglieder auf dem Laufenden zu halten. »Dies ist ein humanitärer Einsatz«, sagte O’Neil.