Reeder, VDR, Präsidentin Gaby Bornheim
VDR-Präsidentin Gaby Bornheim
Print Friendly, PDF & Email

Der Verband Deutscher Reeder hat aktuelle Zahlen zur deutschen Schifffahrt präsentiert. Die Sorge um die Besatzungen inmitten des Ukraine-Krieges überschattet derzeit alles.[ds_preview]

Die Lage in den Häfen und Seegebieten der Ukraine bleibe angespannt und gefährlich, sagte die neue VDR-Präsidentin Gaby Bornheim. »Unsere Sorge gilt den Menschen in der Ukraine, den vielen betroffenen Kollegen und Mitarbeitern vor Ort und den Seeleuten auf den Schiffen.« Der Verband rate zu größter Vorsicht, sollten Schiffe in die betroffenen Regionen einfahren müssen.

Rund 100 Schiffe sitzen im Krisengebiet des Schwarzen Meeres und des Asowschen Meeres derzeit fest. Unter anderem ist ein Frachter der Reederei Bernhard Schulte betroffen. Auch die inzwischen weltweit verhängten Sanktionen könnten weitere Auswirkungen auf Schiffe und Besatzungen haben.

VDR 2022 9
Größe der deutschen Reedereien (© VDR)

Der Krieg könnte die ohnehin bestehenden Engpässe in den weltweiten Lieferketten und die bis heute nicht gelöste Frage ungehinderter Crew-Wechsel zusätzlich belasten. Insofern fallen Schatten auf eine Bilanz, die für die weltweite Schifffahrt in den vergangenen Monaten mit starken Märkten vor allem im Container- und Bulker-Segment mit Rekordgewinnen durchaus erfreulich war.

Für die meisten deutschen Reeder handele es sich aber eher um die »Ruhe nach dem Sturm«, heißt es beim VDR. Rund 80% der Mitglieder hätten weniger als zehn Schiffe, bei längst noch nicht allen sei der Aufschwung angekommen. »Nach mehr als zehn Jahren sind vor allem die kleinen und mittelgroßen Reedereien wirtschaftlich ausgezehrt und brauchen mehr als ein Jahr guter Zahlen, um die nötigen Investitionen, etwa für den Klimaschutz, finanziell schultern zu können«, sagt Bornheim.

VDR 2022 6
Entwicklung der deutschen Handelsflotte (© VDR)

Finanz- und Wirtschaftskrise, Bankenkrise und zuletzt die Corona-Pandemie haben die deutsche Handelsflotte weiter schrumpfen lassen. Zum Jahreswechsel wurden noch gut 1.900 Schiffe gezählt, halb so viele wie noch 2009. 103 Ankäufen am Secondhand-Markt und 18 Neubauten standen im vergangenen Jahr 201 Verkäufe und drei Verschrottungen und ein Totalverlust gegenüber.

Damit ist Deutschland die sechstgrößte Schifffahrtsnation der Welt mit einem Anteil von 3,8%. Allein gegenüber dem Vorjahr mussten 0,7 Prozentpunkte abgegeben werden. In der Containerschifffahrt ist man hinter china noch die Nr. 2, allerdings nur noch mit einem Marktanteil von 12,5% – zu Hochzeiten waren es fast 50%.

VDR 2022 5
Deutscher Anteil an der Welthandelsflotte (© VDR)