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Erste Speditionen legen wegen des Kriegs nun auch ihre Schienenverkehre durch Russland auf Eis. Für einen Großteil der Ladung könnte der Asien-Europa-Verkehr per Schiff einzige Alternative sein.[ds_preview]

Die Kapazitätsengpässe auf der Schifffahrtsroute von Fernost nach Europa könnten sich erneut dramatisch zuspitzen, weil Eisenbahnverkehre aus China im großen Stil zurück aufs Schiff verlagert werden müssen. Als erste große Spedition hat der dänischen Konzern DSV die Einstellung aller Container-Bahnverkehre zwischen Asien und Europa angekündigt.

Nur die in Transit befindliche Ware wird noch zugestellt. Auch andere große Player wie DHL und Dachser sollen bereits weitere Buchungen abgelehnt haben, heißt es in Branchenkreisen. Offizielle Mitteilungen dazu gab es von den Unternehmen bislang nicht.

Die Container-Bahnverkehre aus China rollen zum größten Teil durch Russland und Belarus. Obwohl der Transit bislang nicht den Sanktionen unterliegt, wird mit drastischen Behinderungen durch behördliche Kontrollen und Abfertigungsengpässen an den Grenzen gerechnet. Zudem wird befürchtet, dass die Sanktionen bald auf die russischen Schienenunternehmen ausgedehnt werden.

Raten-Wachstum auf See?

Die Logistikberatung Transporeon, die für einige der größten Seeverlader im Containersegment arbeitet, warnt ihre Kunden bereits vor einer noch größeren Überlastung der Liniendienste im Asien-Europa-Verkehr im Zuge einer Ladungsverlagerung. Es sei zu befürchten, dass die Volumina für die Carrier aus Fernost heraus kurzfristig um 5 bis 8% zunehmen könnten, wenn der Schienenverkehr auf der Seidenstraße zum Stillstand kommt.

Die Kapazitätslage im Seeverkehr hat sich nach dem chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar zwar etwas gelockert, ist aber nach wie vor sehr angespannt. Die Frachtraten liegen laut World Container Index derzeit bei durchschnittlich rund 13.000 $/FEU für die Relation Shanghai/Rotterdam – circa 60% höher als vor einem Jahr. Durch den Zustrom weiterer Ladung von der Schiene drohten die Raten noch weiter zu steigen und die Fahrplantreue weiter abzunehmen.

Für die Volkswirtschaften der EU wäre es ein »Eigentor«, warnt Transporeon in einem Rundbrief an Kunden. Der wirtschaftliche Schäden wäre für sie deutlich größer als für Russland. Um die Situation vorerst zu entschärfen, wäre es wünschenswert, dass die europäischen Staaten offiziell klarstellen, dass China-Europa-Bahnverladungen per se keinen Sanktionsbruch darstellen, so Transporeon.      (mph)