Die Zahl der Seeschiffe, die im Ukraine-Krieg beschossen oder festgesetzt wurden, steigt auf mindestens acht. Zudem gibt es Warnungen vor Minen.[ds_preview]

Für Handelsschiffe, die in der Ukraine im Hafen oder auf Reede liegen, weil sie nicht mehr rechtzeitig rauskamen, sind die Risiken angesichts der verstärkten russischen Offensive in den vergangenen Tagen massiv gestiegen. Nach einem Bericht der britischen Beratungsfirma MS Risk, die die maritime Lage in der Region für führende Transportversicherer verfolgt, sind bis gestern fünf Frachter und Tanker unter Beschuss gekommen. Drei weitere Schiffe sollen von der russischen Marine festgehalten werden.

So wird berichtet, dass ein älterer Minibulker unter Panama-Flagge – die »Helt« (2.100 tdw, Baujahr 1985) – gestern rund 20 sm südöstlich von Odessa gesunken ist, nachdem er entweder von einer Rakete oder einer Mine unterhalb der Wasserlinie getroffen wurde. MS Risk zufolge hat der Manager der »Helt«, die Firma Vista Shipping Agency in Tallinn, den Untergang bestätigt. Zwei Besatzungsmitglieder hätten sich in ein Rettungsboot flüchten können, vier würden vermisst, heißt es.

Schwer getroffen hat es bereits am Mittwochabend den Handysize-Bulker »Banglar Samriddhi« (38.894 tdw, Baujahr 2018) der staatlichen Bangladesh Shipping Corporation. Bei einem Granateneinschlag auf der Brücke des Frachters, der im Hafen Olvia am Dnepr kurz vor Mykolajiw liegt, kam der zweite Hilfsingenieur ums Leben. Die anderen 28 Besatzungsmitglieder blieben unverletzt. Das bestätigte die Staatsreederei dem Nachrichtensender bdnews24 in Bangladesch. Demzufolge war die »Banglar Samriddhi« am 22. Februar in Olvia eingetroffen, um eine Ladung für Italien an Bord zu nehmen.

Bereits vergangene Woche waren zwei andere, noch größere Bulk Carrier unter Raketenbeschuss geraten: die »Yasa Jupiter« (61.078 tdw) und die »Namura Queen« (85.065 tdw). Dabei sollen aber keine Seeleute verletzt worden sein.

NATO warnt

Das Nato Shipping Centre warnt, dass auch für Schiffe im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres jetzt hohe Gefahr besteht, unter Beschuss zu geraten. MS Risk verweist zudem auf eine nautische Warnung des spanischen Amts für Hydrographie, wonach große Küstenabschnitte des Schwarzen Meeres von der Krim bis hinüber nach Odessa im Westen inzwischen vermint sein könnten.

Größte Vorsicht ist nach Einschätzung der P&I Clubs geboten, wenn Reedereien weiterhin Schiffe mit ukrainischer Besatzung in russische Häfen schicken. So warnen verschiedene Haftpflichtversicherer übereinstimmend vor strengeren Kontrollen und Befragungen von ukrainischen Seeleuten in den Häfen Kaliningrad und Murmansk. Besatzungsmitglieder sollten ihre Telefone und Laptops dringend auf kritische Kommentare zum Krieg prüfen, die der russischen Seite einen Anlass für Verhöre und Festnahmen bieten könnten. (mph)