Secondhand, MSC
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Kurzfristig droht dem Containermarkt keine Krise durch den Ukraine-Krieg. Die verfügbare Tonnage ist nach Einschätzung der Reederei Döhle so gering, dass kurzfristig kaum Druck auf die Raten kommt.[ds_preview]

Der Krieg in der Ukraine und der Einbruch im Russlandhandel hat nur sehr begrenzte Auswirkungen auf das Chartergeschäft für Containerschiffe. Eine Korrektur der auf Höchststand gestiegenen Tagesraten steht vorerst nicht zu befürchten. Davon geht die Hamburger Döhle Group aus.

In ihrem neuen »Maritime Overview«-Report wägt das Unternehmen mögliche Effekte auf den Markt ab. Die Vorgänge in der Region seien eine »immense menschliche Tragödie«, die aufgrund des geringen Marktanteils der Ukraine und Russlands aber nicht unmittelbar auf die globale Transportnachfrage durchschlage. Kurzfristig dürften der Krieg und die Sanktionen des Westens sogar die Engpässe an Laderaum befeuern.

»Zumindest auf kurze Sicht gehen wir davon aus, dass Produktivitätseinbußen aufgrund von gestoppten Containern, Verspätungen und Fahrplanänderungen sich stärker auswirken werden als der Rückgang der Ladungsmengen von und nach Russland und der Ukraine«, schreibt die Research-Abteilung von Döhle. Ein Großteil der Tramp-Containerschiffe sei weit im Voraus verchartert und ihre Ertragslage damit gut abgesichert.

Die durchschnittliche Periodendauer bei Charterabschlüssen habe zuletzt bei 23 Monaten bis 24,5 Monaten gelegen. Wegen der eingeschränkten Verfügbarkeit von Schiffen seien die Charteraktivitäten in der Branche aber auf ein Viertel des üblichen Volumens geschrumpft. Im Februar zählten die Experten nur 64 marktrelevante Abschlüsse für Containerschiffe weltweit.

Für die Feeder- und Shortsea-Verkehre spiele Russland dagegen eine größere Rolle. Rund die Hälfte von insgesamt 125 Containerschiffen, die einen russischen Hafen in der Ostsee oder dem Schwarzen Meer anlaufen, sind Feeder-Einheiten mit einer Kapazität von 1.400 TEU oder weniger, berichtet der zur Döhle Group gehörende Befrachtungsmakler Ernst Russ Shipbroker. Jedoch sei auch in diesem Segment die Unterdeckung mit Tonnage so groß, dass freiwerdende Schiffe wohl auf anderen Routen in Nordeuropa, dem Mittelmeer oder Asien absorbiert würden. Einige Betreiber konnten kleine Schiffe, die jetzt nicht mehr nach Russland fahren können, unverzüglich als »Relets« an andere Carrier verchartern, wie es heißt.

Stabilisierend wirken sich Döhle zufolge die nur geringen Ablieferungen von Neubauten auf den Markt aus. Bis zum zweiten Quartal 2023 noch dürfte der Zustrom von Schiffen aus den Werften unter dem Bedarf liegen. Wegen des großen Rückstaus an Ladung aufgrund von Hafenengpässen sei aber nicht vor 2024 mit einer Rückkehr zu einem Marktgleichgewicht zu rechnen (mph)