Baltic Bridge, Mukran, BREB, Ust-Luga
Die »BREB Xian« in Ust-Luga (© Global Ports)

Noch gibt es keine speziell auf den Schifffahrtssektor ausgerichteten Sanktionen gegen Russland, allerdings sind längst »informelle Sanktionen« in Kraft, die vonseiten der Branche kommen.

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine haben bereits verschiedene Schifffahrtsakteure Maßnahmen ergriffen, die die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland betreffen. Containerlinienreedereien nehmen keine Fracht von und nach Russland mehr an, Terminals wollen die Ladung nicht mehr umschlagen, Häfen in Großbritannien und den USA werden für russische Schiffe geschlossen.

»Noch gibt es keine offiziellen Vorschriften, und wer mit Russland zusammenarbeitet, tut nichts Illegales… aber der Markt hat seine eigene Kraft, die in den letzten Tagen voll zum Tragen kommt«, erklärt das maritime Beratungsunternehmen WindWard. Tatsächlich wirkt sich beispielsweise die Erwartung eines Verbots von Energieexporten aus Russland auf die Ölpreise aus, die zuletzt einen Höchststand von 138 $/Barrel erreichten, aber auch auf die Schifffahrtsunternehmen, die diese Ladung aus Russland herausbringen.

Nach den Daten von Windward Behavioral scheint es, dass der kommerzielle Betrieb in den russischen Häfen aktuell rapide abnimmt. Dafür hat WindWard die Hafenaktivitäten von kommerziellen Fracht- und Tankschiffen in den ersten sechs Tagen des Monats März 2022 untersucht und mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres verglichen. Man habe einen deutlichen Rückgang festgestellt., heißt es.

So lage in den ersten sechs Tagen des Monats März 2022 die durchschnittliche Zahl der russischen Hafenanläufe bei 120 pro Tag (Tendenz fallend). Im gleichen Zeitraum des Jahres 2021 lag die durchschnittliche Zahl der täglichen Hafenanläufe von Handelsschiffen um 40 % höher als heute.

Derzeit sind 248 Tankschiffe auf dem Weg nach Russland. 149 fahren unter russischer Flagge, 13 sind im Besitz von russischen Tochtergesellschaften oder werden von diesen betrieben. Somit bleiben 86 Tanker, die derzeit unterwegs nach Russland sind und keine Verbindung zu russischen Unternehmenhaben. WindWard geht davon aus, dass zumindest einige dieser Schiffe noch vorher abdrehen werden, wie es bereits beobachtet wurde.

Zum Vergleich: Noch vor einem Monat steuerten 261 Tanker russische Häfen an. Von diesen 261 Schiffen fuhren nur 98 unter russischer Flagge, 8 waren im Besitz von in Russland registrierten Unternehmen oder wurden von diesen betrieben. Damit ist die Zahl der in russischen Gewässern operierenden ausländischen Tanker um 13 % zurückgegangen.

»Da der Konflikt und die Restriktionen weiter eskalieren, erwarten wir definitiv einen deutlichen Rückgang der ausländischen Handelsaktivitäten in russischen Häfen. Unternehmen, die sich vor finanziellen und regulatorischen Risiken schützen wollen, müssen nicht nur die Schiffsflagge, sondern auch die Eigentümerstruktur und die jüngsten Eigentümerwechsel berücksichtigen«, so WindWard.