North, Standard, P&I
Grafik: HANSA
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Zwei der wichtigsten Clubs der International Group, North of England und der Standard Club, planen ihre Fusion. Zusammen würden sie Marktführer Gard überflügeln.[ds_preview]

Beide britischen Versicherungsunternehmen haben eine lange Tradition und gehören mit ihrem Gross Written Premium als Nr. 2 (406 Mio. $) und Nr. 4 (293 Mio. $) zu den etablierten Anbietern am Markt. Indem sie ihre Kräfte in einer Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit vereinen, übertrumpfen sie den bisherigen Branchenführer Gard aus Norwegen.

Beide Verwaltungsorgane haben der Fusion bereits zugestimmt. Der neue Club soll NorthStandard heißen und ab den Vertragserneuerungen im Februar nächsten Jahres den Geschäftsbetrieb übernehmen. Die beiden bisherigen Vorstandschefs Paul Jennings (North) und Jeremy Grose (Standard) sollen den P&I-Club künftig gemeinsam führen, heißt es.

Beide Clubs haben eine Gesamttonnage von rund 400 Mio. GT versichert. Im P&I-Kerngeschäft (owned GT) sind es zusammen gut 279 Mio. GT, wobei North auf 158 Mio. GT kommt und Standard auf 121 Mio. GT. Zusammen ist das mehr, als Branchenprimus Gard (261,4 Mio. GT) zuletzt aufzuweisen hatte.

Die Fusion kommt dennoch überraschend. Es war zwar mit einer weiteren Konsolidierung gerechnet worden, doch hatten Experten eher vermutet, dass sich kleinere und finanziell weniger gesunde Partner zusammenfinden würden. North P&I und Standard Club haben dagegen auch allein relativ stabile Zahlen vorgelegt. Allerdings hatten North und Standard, wie alle anderen P&I Clubs der International Group zuletzt rote Zahlen im technischen Underwriting geschrieben. Schäden und Kosten übertrafen die Prämieneinnahmen im Jahr 2020/21 um 14% (bei North) und um 21% (Standard). Andererseits liegen die kombinierten freien Reserven bei rund 810 Mio. $ (siehe Tabelle).

P&I Clubs
© Georg Duncker

North P&I hat seine Zentrale im nordenglischen Newcastle, der Standard Club seine in London. North-CEO Jennings bezeichnet die beiden Clubs als »extrem komplementär«. Neben dem P&I-Kerngeschäft bringt jeder von ihnen eigene Spezialgeschäft in einen Verbund ein. So hat North in den vergangenen Jahren zusätzlich die Seekaskoversicherung erschlossen, während der Standard Club durch Übernahme des Strike Club im Jahr 2019 in die Betriebsausfallversicherung (»Strike & Delay«) vorstieß.

Es ist der zweite Anlauf seit sechs Jahren für eine Fusion unter den bislang 13 P&I Clubs der International Group, die zusammen den Großteil der Weltflotte gegen Haftpflichtschäden versichern. Im Juni 2016 hatten der UK P&I Club und Britannia nach mehrmonatigen Verhandlungen den geplanten Zusammenschluss abgesagt. Trotz möglicher Synergien und Nutzen habe man sich nicht auf Bedingungen einer Fusion einigen können, hieß es damals. (KF/mph)