Containerschiff, Schiffskäufe, Secondhand, S&P, Containerschifffahrt
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Schrumpfende Charterflotte: Fast 500 Schiffe mit einer Gesamttonnage von 1,7 Mio. TEU haben Linienreedereien innerhalb von nur 20 Monaten von Non-Operating Owners (NOOs) gekauft.[ds_preview]

Die hohen Charterraten und die Rekordnachfrage nach Containertonnage haben es für die Linienreedereien finanziell interessanter gemacht, Schiffe zu kaufen, anstatt sie zu chartern. Dieses Phänomen war nach Angaben des Branchendiensts Alphaliner vor allem in der Anfangszeit des Corona-Booms in der Containerschifffahrt zu beobachten, als Secondhand-Tonnage noch relativ günstig zu haben war. Auch für die NOOs war der Verkauf von Tonnage attraktiv, weil die starke Nachfrage die Asset-Preise auf Rekordhöhe trieb.

Von August bis Dezember 2020 wurden den Alphaliner-Daten zufolge insgesamt 79 NOO-Schiffe mit einer Kapazität von 341.700 TEU an Linienreedereien verkauft. Im ersten Halbjahr 2021 waren es 183 Schiffe mit einer Gesamtkapazität von 673.200 TEU. In der zweiten Jahreshälfte wurden weitere 162 NOO-Schiffe mit einer Kapazität von rund 500.000 TEU an Reedereien verkauft. Das macht fast 1,2 Mio. TEU allein im Jahr 2021.

Von Januar bis März 2022 zählte der Branchendienst weitere 62 NOO-Schiffe mit rund 200.000 TEU, die an Linienreedereien gingen. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten hätten jedoch den Enthusiasmus der Reedereien für NOO-Tonnage gedämpft, heißt es. Alledings habe MSC gerade drei weitere Übernahmen abgeschlossen und andere Käufer suchten weiterhin nach Tonnage.

MSC ist Käufer Nr. 1

Die im Zeitraum von August 2020 bis März 2022 an Linienreedereien verkauften NOO-Schiffe verfügten über Kapazitäten zwischen 700 und 9.000 TEU. MSC war mit 169 aus zweiter Hand erworbenen Containerschiffen für 636.900 TEU der mit Abstand wichtigste Käufer. »Dies ist eine beeindruckende Zahl, die der Größe eines Reeders wie Yang Ming entspricht, der laut Alphaliner-Daten derzeit der neuntgrößte Betreiber der Welt ist«, so die EInordnung durch Alphaliner.

Mit 62 Schiffen mit 207.000 TEU folgt an zweiter Stelle CMA CGM, gefolgt von Maersk mit 27 Schiffen (141.600 TEU) und Wan Hai Lines mit 23 Schiffen (139.700 TEU). Auch Sea Consortium und Hapag-Lloyd waren mit 14 bzw. 13 neuen Schiffen relativ aktiv. Sinokor, T.S. Lines, RCL und GFS zählten ebenfalls zu den aktiven Käufern.

In die andere Richtung war der Schiffshandel weniger rege. Wenn man die wenigen Schiffe berücksichtigt, die in diesem Zeitraum von Reedereien an NOOs verkauft wurden, liegt das NOO-Flottenminus noch immer bei 1,6 Mio. TEU. Die von den NOOs seit August 2020 bestellten Neubauten in den Größensegmenten von 1.000 bis 9.000 TEU können nach Alphaliner-Berechnungen die entstandene Lücke in der NOO-Flotte nicht füllen.

Nach Angaben von Alphaliner wurden in den letzten zwanzig Monaten insgesamt 175 Schiffe mit 710.321 TEU von NOOs bestellt. Davon sind 376.000 TEU bereits langfristig beschäftigt und werden daher in absehbarer Zeit nicht auf den Chartermarkt kommen. Der größte Teil der charterfreien Tonnage (334.000 TEU) setzt sich aus kleineren Schiffe von 1.000 bis 3.000 TEU zusammen. Mit sprekulativen Bestellungen größerer Tonnage halten sich die NOOs nach Beobachtung von Alphaliner angesichts steigender Neubaupreise und regulatorischer sowie geopolitischer Unsicherheiten aktuell zurück.