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Foto: Wolfhard Scheer
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Die langfristig kontrahierten Seefrachtraten sind im März um 7 % gestiegen und haben die Seetransportpreise im Jahresvergleich um 96,7 % erhöht.[ds_preview]

In den letzten 18 Monaten gab es 16 Monate mit steigenden Raten und nur zwei – Dezember 2021 und Januar 2022 – mit Rückgängen gegenüber. Eine Kombination aus ungebremster Nachfrage, Hafenüberlastung, Ausrüstungsmangel und und Pandemie hat die Trendlinie der Raten in neue Höhen getrieben. Was den Reedereien enorme Gewinne beschert, bereitet den Verladern beunruhigende Zeiten.

»Wir haben wieder einmal einen Spitzenmonat für die Reedereien erlebt, mit Anstiegen in allen wichtigen Handelskorridoren, sowohl bei den Export- als auch bei den Importindizes«, sagt Patrik Berglund, CEO von Xeneta. Die Xeneta Shipping Index (XSI) bilden die Entwicklung am Vertragsfrachtratenmarkt ab.

Für Berglund stellt sich aber die Frage nach der Nachhaltigkeit solcher Entwicklungen Es gebe Anzeichen dafür, »dass künftige Anpassungen am Horizont auftauchen könnten«, meint er.

Berglund weist darauf hin, dass beispielsweise die Raten im wichtigen Fernost-Europa-Verkehr rückläufig sind und Reedereien wie Maersk und MSC angekündigt haben, Fahrten zu streichen, um der schwachen Nachfrage entgegenzuwirken. Ein mögliches Wiederaufleben der Covid-19-Pandemie in China und daraus resultierende Abriegelungsmaßnahmen könnten die Volatilität verstärken.

Darüber hinaus hat sich die Überlastung der Häfen in den USA von den Häfen an der Westküste auf die Häfen an der Ostküste verlagert, da die Verlader versuchen, potenzielle Probleme zu vermeiden, die sich aus den Tarifverhandlungen zwischen der ILWU und der PMA ergeben. Vor diesem Hintergrund könnte die Überlastung im Osten im zweiten Quartal so stark zunehmen wie zuvor im Westen.

»Es ist ein sehr komplexes Bild«, stellt der Xeneta-CEO fest. »Darüber hinaus gibt es auf etwas längere Sicht auch Bestrebungen der ermutigten, kapitalkräftigen Linienreedereien, Marktanteile zu konsolidieren und die Flottenkapazität zu erhöhen. Jüngstes Beispiel hierfür ist wiederum Evergreen, das bis Ende 2025 mehr als 40 neue Schiffe mit einer Gesamtkapazität von über 550.000 TEU in Empfang nehmen könnte. Wird sich die Marktnachfrage weiterhin so entwickeln, dass sie diese Art von Kapazitätswachstum absorbieren kann, oder könnten die Reedereien aufgrund schwächerer Fundamentaldaten von einem Boom in den nächsten stürzen?«

Aufwärtstrend in allen Handelskorridoren

Wie auch immer sich der Markt künftig entwickelt, im März setzte sich vorerst das »goldene Zeitalter« der Reedereien fort. Alle regionalen Handelskorridore verzeichneten positive Ratenentwicklungen, wie der XSI zeigt.

In Europa stieg die Import-Benchmark um 7,7 % auf ein neues Allzeithoch und liegt nun 87,1 % über dem Vorjahreswert. Die Exportwerte stiegen um 3,2 %, was einem Anstieg um 72,5 % gegenüber März 2021 entspricht. In der Zwischenzeit stiegen die Importe aus dem Fernen Osten im XSI um 4,7 %, wodurch der Index im Jahresvergleich um 52,1 % anstieg, während die Exporte mit einem Anstieg um 7,9 % ihre Stärke zeigten. Der letztgenannte Referenzwert liegt derzeit um 92 % höher als im März 2021, wobei in 18 der letzten 24 Monate ein Anstieg zu verzeichnen war.

Die Entwicklung der US-Kurse verlief ähnlich, denn die Importwerte stiegen um 6,9 % und glichen damit den leichten Rückgang vom Februar aus. Der Index liegt nun um stolze 99,3 % höher als im Vergleichszeitraum des Jahres 2021. Das Wachstum bei den Exportraten konnte nicht Schritt halten, aber es gab immer noch einen Anstieg von 1,4 %, so dass der Index im Jahresvergleich um 35,2 % gestiegen ist.

Der XSI von Xeneta wird aus weltweit aggregierten Seefrachtratendaten zusammengestellt. Zu den Unternehmen, die an der Benchmarking- und Marktanalyseplattform teilnehmen, gehören unter anderem ABB, Electrolux, Continental, Unilever, Nestle, L’Oréal, Thyssenkrupp, Volvo Group und John Deere.