Neben den Niederlanden bringt jetzt auch Estland aus der Ukraine geflohene Menschen auf einem Schiff unter, nämlich der Fähre »Isabelle« der Reederei Tallink.

Wie die Tallink Grupp mitteilt, habe sie eine Vereinbarung mit der estnischen Sozialversicherungsanstalt unterzeichnet, wonach die »Isabelle« als vorübergehende Unterkunft gechartert wird.

Die Charter für das Schiff beginnt am kommenden Donnerstag und soll zunächst vier Monate dauern. Zusätzlich besteht die Option, den Vertrag je nach Bedarf um weitere zwei Monate und im Anschluss nochmals um weitere zwei Monate zu verlängern, heißt es von der Reederei.

Wiedereröffnung der Route Riga-Stockholm verschoben

Die Vercharterung des Schiffes an die estnischen Behörden bedeute gleichzeitig, dass das Unternehmen die Strecke Riga-Stockholm nicht wie Ende März angekündigt am 3. Juni 2022 wiedereröffnen wird. Ursprünglich habe man geplant, die seit März 2020 ausgesetzte Strecke am 6. April dieses Jahres wieder zu eröffnen, gab jedoch vor einer Woche bekannt, dass sich die Wiedereröffnung um zwei Monate verzögern wird, da die schwierige geopolitische Lage Druck auf die Passagierzahlen und Preise ausübt, so dass die Wiedereröffnung der Strecke im April/Mai wirtschaftlich nicht tragfähig ist. Die Vercharterung bedeute nun jedoch, dass die Wiedereröffnung der Strecke weiter in die Zukunft verschoben werden muss, so Tallink.

»Die Entscheidung, die ›Isabelle‹ zu verchartern, ist uns nicht leicht gefallen, denn die Strecke Riga-Stockholm, die seit fast 16 Jahren in Betrieb ist, wurde zunächst durch die Corona-Krise und jetzt zusätzlich durch die Unsicherheiten und Preissteigerungen infolge des Krieges in der Ukraine stark beeinträchtigt. Da Tallink Silja während der Krise der letzten zwei Jahre stark beeinträchtigt war, mussten wir jede einzelne Entscheidung sehr sorgfältig treffen. Unsere Beschlüsse müssen gründlich kalkuliert und alle damit verbundenen möglichen Risiken sehr detailliert bewertet werden. Die heutige Entscheidung, unser Schiff ›Isabelle‹ zu verchartern, um ukrainischen Flüchtlingen eine Notunterkunft zu bieten, ist eine solche Entscheidung«, sagt Paavo Nõgene, CEO der Tallink Grupp.

Die Fährreederei wolle sich »von ganzem Herzen« bei all ihren lettischen Kunden, die lange auf die Wiedereröffnung der Strecke zwischen Lettland und Schweden gewartet haben, und bei all jenen Passagieren, deren Reisepläne nun von diesem Charterabkommen betroffen sind, entschuldigen, so der CEO. Das Kundendienstteam werde allen betroffenen helfen, eine Umleitung, Erstattung oder andere Lösungen für zu finden.

Tallink Silja wird der Besatzung und den Mitarbeitern, die derzeit für den lettischen Tallink-Silja-Standort arbeiten, in den kommenden Monaten eine Beschäftigung an Bord anderer Tallink-Silja-Schiffe, einschließlich der »Isabelle«, anbieten, heißt es ferner.