Print Friendly, PDF & Email

Pool-Schäden in Rekordhöhe und die Covid-19-Pandemie haben die P&I-Clubs gezwungen, ihre Prämien für die jüngste Erneuerungsrunde 2022/23 weiter anzuheben. Drewry rechnet in naher Zukunft mit einer weiteren Verschärfung.[ds_preview]

Die P&I-Prämien werden nach Einschätzung des maritimen Beratungsunternehmens den Inflationsdruck auf die Betriebskosten von Schiffen zusammen mit den steigenden Kosten für Kasko- und Maschinenversicherungen verstärken.

Die P&I-Clubs der International Group verzeichneten bei der aktuellen Renewal-Runde allgemeine Erhöhungen von durchschnittlich 11,5 %, während die Erhöhungen für FD&D im Durchschnitt 10,9 % betrugen. Allerdings gab es bei den allgemeinen Erhöhungen große Unterschiede, die zwischen 5 % und 15 % lagen. Die Einführung von »Zielerhöhungen« in einigen Clubs deutet nach Einschätzung von Drewry darauf hin, dass sich der Sektor von einem Einheitsansatz wegbewegt. »Stattdessen wird ein neues Modell eingeführt, bei dem die Risikopreise für jedes einzelne Mitglied festgesetzt werden und nicht mehr die strikte Gegenseitigkeit, die früher dem Ansatz der Clubs zugrunde lag. Es lohnt sich, diesen Trend zu beobachten. Während die Clubs weiterhin auf Gegenseitigkeit beruhen, gehen einige eindeutig zu einem Hybridmodell aus strikter Gegenseitigkeit und individuellem Risiko über«, heißt es.

Die Clubs standen 2021 unter Druck bei den Schadensforderungen, in naher Zukunft werden sie Drewry zufolge wahrscheinlich mit Pool-Schäden in Rekordhöhe konfrontiert sein. Hinzu kommen Schäden, die durch die Pandemie entstehen. Die Schadenquoten sind in der Branche nach wie vor hoch. Nur Gard meldete für 2021 eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote, die mit 102 % annähernd die Gewinnschwelle von 100 % erreichte. Und sechs der 13 Clubs verzeichneten einen Rückgang der freien Reserven, obwohl sie alle eine Reihe profitabler Investitionserträge verbuchten, um die schwächelnde versicherungstechnische Leistung zu verbessern.

drewry pandi premiums 04042022

Selbstbeteiligungen werden erhöht

Die Clubs haben damit begonnen, ihre Reaktion auf Schadensfälle anzupassen, indem sie ihre Selbstbeteiligungen überprüft haben, und fünf der 13 Clubs haben die von den Versicherten geforderten Selbstbeteiligungen erhöht. Dies wertet Drewry als ein deutliches Zeichen dafür, dass einige Clubs damit begonnen haben, einen größeren Teil des Risikos auf ihre Mitglieder zu übertragen und von ihnen erwarten, dass sie im Schadensfall höhere Kosten tragen.

Die versicherungstechnische Leistung wird durch gesunde Anlagerenditen gestützt, und Lücken werden durch Anpassung der Selbstbeteiligung und höhere Kosten für die Versicherten geschlossen. »Diese Situation ist nicht nachhaltig und in Verbindung mit den rekordhohen Pool Claims sollten sich die Eigner auf weitere Erhöhungen beim P&I-Schutz einstellen«, heißt es.

Markt konsolidiert sich

Wie von Drewry erwartet konsolidiere sich der Markt mit der Ankündigung von North P&I und Standard Club, Fusionsgespräche zu führen, um eine Gruppe mit einer Größe zu schaffen, die es mit Gard aufnehmen könnte. »Nach Abschluss der Gespräche wird die fusionierte Gruppe zusammen mit Gard einen gemeinsamen Marktanteil von etwa 40 % haben, was eine noch nie dagewesene Marktmacht darstellt. Eine solche Größe könnte die fusionierte Gruppe jedoch besser in die Lage versetzen, ihre Mitglieder in einem neu entstehenden Bereich von Ansprüchen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu unterstützen, wie es bei Gard der Fall ist«, so die Experten.

Die sekundäre Folge sei jedoch, dass es weniger Clubs und weniger Wahlmöglichkeiten für die Eigner geben werde. Allerdings habe der P&I-Markt in den letzten Jahren »einige zweifelhafte Wahlmöglichkeiten« geboten. »Wenn die meisten Clubs die allgemeinen Gebühren im Gleichschritt anheben und mehr als die Hälfte der Clubs auf ihren Reserven sitzen bleibt, haben die Eigner kaum eine wirkliche Wahl. Drewry ist der Ansicht, dass eine weitere Konsolidierung unvermeidlich ist, da die Vorteile der Größenordnung angesichts zunehmender Störungen immer deutlicher werden«, heißt es.

Für 2022/23 wird von Drewry ein Anstieg der P&I-Versicherungskosten um 10-15 % prognostiziert, der auf eine Kombination aus allgemeinen Forderungen und Erhöhungen der FD&D-Prämien zurückzuführen ist, was die Gesamtbetriebskosten für Schiffe weiter in die Höhe treiben wird. »Dies wird weder für die IG-Clubs noch für die Eigner einheitlich gelten. Vielmehr spiegelt sich darin die in letzter Zeit aufkommende Mode wider, Zielerhöhungen vorzunehmen, die Schiffseignern mit einer besseren Schadenbilanz zugute kommen«, so Drewry.