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Die Meldungen über Neubau-Aufträge für Containerschiffe reißen nicht ab – neben der Nachfrage spielt auch die Umweltregulierung eine Rolle. Das Orderbuch hat nun erstmals seit über 13 Jahren wieder die Marke von 6,5 Mio. TEU erreicht.[ds_preview]

Im Oktober 2020 lag der Auftragsbestand noch bei knapp unter 2 Mio. TEU – ein Tiefstand nach der Finanzkrise. In den achtzehn Monaten seither haben die Linienreedereien Rekordgewinne erzielt, die zu einem großen Teil in Neubauaufträge geflossen sind, heißt es heute in einer Analyse der vor allem von Reedereien getragenen Schifffahrtsorganisation Bimco.

»In nur achtzehn Monaten wurden die Auftragsbücher für Containerschiffe um 6 Mio. TEU erweitert«, sagt Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst bei der Bimco: »damit hat der Auftragsbestand zum ersten Mal seit Ende 2008 die Marke von 6,5 Mio. TEU überschritten.« Zum ersten Mal seit 2014 macht der Auftragsbestand 26% der Flottengröße aus, und zusammen mit den Ablieferungen des Jahres 2022 sind nun 6,2 Mio. TEU für den Zeitraum 2022-2024 vorgesehen.

Bimco orderbook
© Bimco

»Zusätzlich zu den Indienststellungen von Neubauten müssen wir davon ausgehen, dass sich die Überlastungsprobleme auf der ganzen Welt allmählich lösen werden. Dadurch könnten zusätzlich zu den Neubauablieferungen bis zu 2 Mio. TEU an effektivem Angebot freigesetzt werden, und das gesamte zusätzliche Angebot dürfte zwischen Anfang 2022 und Anfang 2025 mehr als 8 Mio. TEU betragen, was 33% der derzeitigen Flottengröße in nur drei Jahren entspricht«, so Rasmussen weiter.

Auf der anderen Seite soll es »sehr wahrscheinlich« auch zu erheblichen Veränderungen bei der Abwrackung und der Fahrgeschwindigkeit kommen. Ein Teil der Flotte wird nicht in der Lage sein, die EEXI-Ziele ohne Nachrüstung oder Einführung der Motorleistungsbegrenzung (EPL) zu erfüllen. Entsprechend werden mehr Verschrottungen erwartet – die Scrap-Verkäufe stehen seit Monaten bei nahe Null.

Die Schiffe, die die EEXI-Vorgaben erfüllen, würden auch mit der Einführung des »Carbon Intensity Indicator« (CII) am 1. Januar 2023 sowie mit der wahrscheinlichen Einbeziehung der Schifffahrt in das EU-Emissionshandelssystem (ETS) konfrontiert werden. Dies wird nach Ansicht der Bimco den Druck auf die Verringerung der Treibhausgasemissionen weiter erhöhen, und der Betrieb einiger Schiffe könnte als unwirtschaftlich angesehen werden. Andere müssten möglicherweise noch langsamer fahren, um die gewünschte CII-Einstufung zu erreichen. »Die meisten Eigner haben wahrscheinlich bereits Pläne für ihre einzelnen Schiffe. Eine genaue Abschätzung der Auswirkungen von EEXI, CII und ETS auf die gesamte Flotte ist jedoch äußerst schwierig«, sagt Rasmussen.

Sicher scheine nur zu sein, dass mehr Schiffe abgewrackt werden und andere ihre Geschwindigkeit reduzieren. Aufgrund der verringerten Geschwindigkeit würden die Linienreedereien möglicherweise ein zusätzliches Schiff für mehrere Dienste einsetzen. »Wenn die Nachfrage nicht überraschend ansteigt, ist es jedoch unwahrscheinlich, dass die gesamte abgelieferte und freiwerdende Kapazität absorbiert werden kann, ohne das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage in den kommenden Jahren zu beeinträchtigen«, meint der Experte.