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Die norddeutschen Bundesländer wollen – auch unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs – die »blaue Wirtschaft« gemeinsam voranbringen. Es geht um Wasserstoff, Schiffbau, Schifffahrt und Häfen.[ds_preview]

In Kiel waren Regierungsvertreter der Küstenländer zu Beratungen zusammengekommen. Mit einer gemeinsamen Erklärung verurteilten Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Bremen den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

senator peter tschentscher
Bürgermeister Peter Tschentscher (Foto: Senatskanzlei)

Im Mittelpunkt der politischen Gespräche stand neben den aktuellen Ereignissen in der Ukraine die Zusammenarbeit der norddeutschen Länder im Bereich der »Blauen Wirtschaft.« An den Beratungen unter Vorsitz von Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther nahmen neben Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher sowie Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte teil. Gemeinsames Ziel sei es, Norddeutschland als Region modern, innovativ und krisenfest aufzustellen, heißt es in einem zur »Blauen Wirtschaft« beschlossenen Papier. Das betreffe nicht nur Schifffahrt und Häfen, Schiffbau und die maritimen Technologien, sondern auch den Bereich der sektorenübergreifenden Energiewende. »Hier haben wir als Nordländer ein echtes Pfund und ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem wir wuchern können«, sagte Günther.

Energiewende

Zahlreiche renommierte Hochschulen sowie maritime wissenschaftliche Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen in Norddeutschland könnten dazu beitragen, auf wichtige Fragen der Energiewende, des Klima- und Umweltschutzes sowie der Rohstoffversorgung Antworten zu geben, heißt es in dem Papier weiter. »Der Krieg in der Ukraine verschärft mit Blick auf die Energieversorgung den Druck auf Wirtschaft und Gesellschaft. Auch die klimapolitischen Ziele der Europäischen Union verlangen von uns alle Anstrengungen. Die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinaus ist daher wichtiger denn je«, sagte Günther. Norddeutschland müsse daher seine Chancen in den Bereichen Windenergie an Land und auf See sowie Wasserstoff noch stärker als bisher nutzen.

GermanNavalYards
© GNY

Nationaler Schiffbau

Bei einem Besuch der Werft German Naval Yards (GNYK) hatten sich die Regierungschefin und die Regierungschefs am Vormittag über die aktuelle Situation in der Schiffbauindustrie informiert. Aktuell entstehe weltweit ein milliardenschwerer Markt mit einem enormen Bedarf der Industrie an Spezialschiffen für Installation, Bau, Betrieb und Wartung etwa von Windparks. Zudem werde die Ankündigung der Bundesregierung, die Verteidigungsausgaben deutlich zu steigern, Auswirkungen auf den Marineschiffbau in Norddeutschland haben. »Schiffbau und Schiffszulieferindustrie müssten deshalb gestärkt werdenq, heißt es dazu in einem Beschluss der KND. »Ziel der Nordländer ist es, trotz bestehender Konkurrenzen zwischen einzelnen Werften die Voraussetzungen für den nationalen Schiffbau gemeinsam zu verbessern«, so Günther weiter.

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte sagte: »Die Umstellung unserer Industrie auf eine klimaneutrale Produktion ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zukunft. Das Land Bremen aber auch den Norden insgesamt sehe ich da gut aufgestellt.  Die Nähe zu den Offshore- und den Onshore-Windparks ist dabei ein wichtiger Standort-Vorteil. Den gilt es zu nutzen.«

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil betonte zudem, die fünf Länder seien motiviert und in der Lage, in den nächsten Jahren energiepolitisch noch mehr Verantwortung zu übernehmen: »Viel Wind, Speicherkapazitäten und Know-How in Sachen Wasserstoff sowie Anlandemöglichkeiten für LNG-Frachter – all das hat vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges und der umweltpolitischen Herausforderungen eine enorme Bedeutung für ganz Deutschland.«

Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher sagte, die Entwicklungen wie Corona-Pandemie, die Blockade des Suez-Kanals und aktuell die Ukraine-Krise hätten gezeigt, wie bedeutsam die internationalen Lieferketten und eine stabile Versorgung mit Rohstoffen und Produkten sind: »Die norddeutschen Seehäfen und die maritime Logistik haben eine zentrale Funktion für die deutsche Wirtschaft, indem sie eine gute Anbindung an die internationalen Märkte sicherstellen. Sie ermöglichen uns derzeit auch, über den Import von LNG kurzfristig Alternativen zu russischen Erdgaslieferungen zu schaffen.«