Bremerhaven, Eurogate
Foto: BLG
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Dass sich die Containerabfertigung in den europäischen Häfen dieses Jahr normalisiert, können sich die Seeverlader wohl abschminken. Der Bremer Logistik- und Hafenkonzern BLG Logistics rechnet jedenfalls mit einer erneuten Zuspitzung der Engpässe, bevor es besser wird.[ds_preview]

»Die Probleme werden uns das ganze Jahr hindurch beschäftigen“, warnte Vorstandschef Frank Dreeke heute bei der Vorstellung der Bilanzzahlen für 2021. Die BLG hat über ihre 50-prozentige Beteiligung an der Terminalgruppe Eurogate ein wichtiges Standbein im Containergeschäft. Dreekes Hauptsorge: Wenn der Lockdown in Chinas Hafenstadt Shanghai in den kommenden Wochen aufgehoben wird, müssen sich die Importhäfen in Nordeuropa auf eine massive Ladungsflut einstellen. Viele Großcontainerschiffe könnten dann mit einigen Wochen Zeitversatz geballt in Hamburg und Bremerhaven eintreffen, wie es schon nach der Sperrung des Suezkanals infolge der Strandung der »Ever Given« im vergangenen Jahr der Fall war.

Die Vorbereitung auf ein solches Szenario beschäftige die BLG und ihre Tochter Eurogate schon heute jeden Tag, so Dreeke. Vor allem den Exporteuren in Deutschland werde deshalb weiterhin viel Geduld abverlangt. Sie dürfen ihre Container in Hamburg, wo die meisten Terminals schon lange stark überlastet sind, seit letztem Jahr nur in engen Zeitfenstern von zwölf oder 48 Stunden vor Abfahrt der Schiffe anliefern. Damit haben viele Exporteure und ihre Spediteure zu kämpfen, zumal sich die Zeitfenster aufgrund von Schiffsverspätungen laufend verschieben.

Dreeke verteidigt diese Einschränkungen aber als »richtige Konsequenz«, da die Terminals andernfalls mit Containern überlaufen und die Abfertigung dann noch stärker behindert würden. In Rotterdam und Antwerpen seien die Probleme größer, obwohl es dort nicht so strenge Zeitfenster für die Container-Ablieferung gebe. Das sei daran zu erkennen, dass sich viele Linienschiffe zusätzlich um ein bis zwei Tage verspäteten, wenn sie im Anschluss an die Westhäfen nach Bremerhaven oder Hamburg kommen, so Dreeke.

Trotz der Verstopfung in den Terminals sorgte das Containerumschlaggeschäft im vergangenen Jahr für eine rasante Erholung der Finanzen bei der BLG. Nach einem Verlust von -116 Mio. € im Jahr 2020, bedingt vor allem durch Ausfälle aufgrund der Pandemie, weist der Konzern für das vergangene Jahr wieder einen Vorsteuergewinn von 52,2 Mio. € aus. Den größten Beitrag dazu leistete mit einem Beteiligungsergebnis von fast 70 Mio. € die Containersparte Eurogate dank einem Volumenanstieg um 13%, höheren Einnahmen aus Lagergeldern und Kosteneinsparungen im zweistelligen Millionenbereich, wie es hieß.

Auch die Kontraktlogistiksparte der BLG kehrte in die schwarzen Zahlen zurück. Im Fahrzeugumschlag – der dritten Säule des Geschäfts – verzeichnete das Unternehmen trotz einer deutlichen Verbesserung einen Verlust von -1,1 Mio. €. Die Zahl der umgeschlagenen und transportierten Autos lag mit 4,8 Mio. Stück zwar auf dem Niveau des Vorjahres, aber noch weit unter dem Stand von 2019 (6,3 Mio.). Zusätzliche Mengen verspricht sich die BLG künftig am Autoterminal Bremerhaven, wenn der zur Hyundai Group gehörenden Auto-Carrier Glovis dort ab Mai seinen europäischen »Hub« einrichtet. (mph)