Print Friendly, PDF & Email

Ende 2021 bestellte das Joint Venture »Northern Lights«, in dem sich die Firmen Equinor, Shell und TotalEnergies zusammengetan haben, zwei CO2-Carrier. Mit der Lieferung des Gas-Handling-Systems wurde TGE Marine beauftragt. Von Anna Wroblewski

Bei den Schiffen handelt es sich um die weltweit ersten Tanker für de[ds_preview]n Transport von abgeschiedenen Kohlenstoffdioxid. Mit einer Länge von 130 m und einer Kapazität von 7.500 m3 werden sie auf der chinesischen Dalian-Werft gebaut. Nach ihrer Ablieferung kommen sie in Norwegen zum Einsatz. Dort sollen sie in einer Zementfabrik in Brevik und einer Abfallverbrennungsanlage in Oslo abgeschiedenes, verflüssigtes CO2 abholen und es nach Bergen transportieren, wo es zunächst am Terminal gelöscht wird, um dann per Pipeline an einen Unterwasserspeicherort zu gelangen und verpresst zu werden.

Über TGE‘s Beteiligung an diesem Schiffbauprojekt sprach die HANSA mit Geschäftsführer Jan-Volkert Wibel und Head of Sales & Business Development, Sjoerd de Bruin. Wie de Bruin berichtet, wird TGE ab dem ersten Quartal 2023 Equipment im Wert eines hohen einstelligen Millionenbetrags nach China schicken. Zum Lieferumfang wird die komplette Gasanlage gehören, um das rund -30° C kalte, bei etwa 17 bar verflüssigte Gas auf das Schiff zu laden und wieder abzugeben. Ferner gehören Ingenieurleistungen, Kompressoren, Wärmetauscher sowie die komplette Steuerung zum Lieferumfang.

Klimapolitik als Treiber

Mit dem Thema CCS (Carbon Capture and Storage) beschäftigt sich der Zulieferer seit rund zehn Jahren. Wibel erklärt, bereits 2010 hätten sich die ersten Unternehmen mit der Verschiffung von CO2 innerhalb von CCS-Projekten beschäftigt. Aufgrund der Finanzkrise und der bis dahin relativ geringen Preise für CO2-Zertifikate habe das Interesse an diesem Thema aber wieder nachgelassen. Geändert hat sich das wieder in den letzten zwei, drei Jahren aufgrund der aktuellen Klimadebatte. »Durch die derzeitige Klimapolitik entwickelt sich da gerade ein neuer Markt. Und CCS ist ein Teil der Lösung auf dem Weg zur Dekarbonisierung«, so Wibel.

Da aber die Akzeptanz für eine Speicherung von Kohlenstoffdioxid an Land in der Regel nicht groß ist, beschäftigen sich die aktuellen Vorhaben mit Offshore-Speicherstätten. Und dafür braucht es eben Schiffe, die das CO2, wie zum Beispiel in Norwegen. »Das ist erst der Anfang«, schätzt de Bruin. »Mit den aktuell bestellten 7.500 m3-Carriern können ein bis zwei Millionen Jahrestonnen CO2 transportiert werden. Wir arbeiten bereits an verschiedenen Projekten, wie dem ›Stella Maris‹-Projekt, das sich auf deutlich größere Mengen vorbereitet.«

Hier geht es um ein Volumen von zehn Millionen Jahrestonnen CO2. Dafür hat TGE Schiffsdesigns mit einem Transportvolumen von 50.000 m3 entwickelt. Bestellt werden sollen die Einheiten ab 2024.

Ein weiteres Projekt, in dem TGE involviert ist, ist ein Projekt von Dan-Unity CO2 – die erste Reederei, die zum Zweck des CO2-Transports gegründet wurde. TGE hat die kompletten Schiffe inklusive Tanks und Gasanlagen entworfen. Mit diesen Tankern soll CO2 europaweit abgeholt und unter anderem nach Island gebracht werden. Dort wird im Rahmen des Carbfix-Vorhabens CO2 in Gesteinsschichten an Land verpresst.

»CO2 ist als Ladung speziell«

Auf die Frage, ob die Systeme für die eben genannten Vorhaben komplett neu entworfen werden müssen, oder ob TGE auf Standardlösung zurückgreifen kann, sagt de Bruin: »Wir kommen aus dem Flüssiggasbereich. Für die Gastanker, für die wir bisher Anlagen liefern, haben wir bereits eine lange Liste von Flüssiggassen, auf die unser Equipment passen muss, CO2 ist da neu.« Es sei auch erst 2016 in den IGC Code aufgenommen worden. Als Ladung sei es speziell, weil es eine sehr hohe Dichte hat und beispielsweise schwerer als Wasser ist. »Alles was wir sonst transportieren ist deutlich leichter. Das alles hat dann Einfluss auf die Gestaltung der Tanks und der Schiffe, weil das Gewicht pro Volumen natürlich höher ist«, so de Bruin.

Auch der spezielle »Triple Punkt« des CO2 wirkt sich auf die Anlagen aus, denn er führt dazu, dass das Gas bei Druck von über 5,13 bar transportiert werden muss. Darunter wird das Kohlenstoffdioxid nämlich zu Trockeneis. »Es hat also schon ein paar Besonderheiten und die Anlagen müssen speziell auf dieses Gas ausgelegt sein. Allein durch die hohe Dichte des CO2 kommt man schnell an maximale Wandstärken. Es steckt also einiges an Entwicklungsarbeit drin«, sagt de Bruin.

Entwickelt und geplant wird jede Anlage in der Bonner Unternehmenszentrale. Dort werden alle Planungsunterlagen erstellt und alle Teile, die überwiegend aus Europa kommen, eingekauft. Auf den Werften werden anschließend nach TGEs Spezifikationen die Anlagen und Systeme gebaut und von TGE-Mitarbeitern abgenommen. Weil das meiste Geschäft in China gemacht wird, hat TGE sich in seiner Niederlassung in Shanghai verstärkt. Von dort aus unterstützen mittlerweile mehr als 20 Mitarbeiter die Bonner Kollegen.