Print Friendly, PDF & Email

Im September letzten Jahres wurde der Containerfeeder »ElbBlue« mit synthetischem Kraftstoff bebunkert. Seitdem konnte das Schiff seine Treibhausgasemissionen signifikant reduzieren.[ds_preview]

Wie MAN Energy Solutions mitteilt, konnte das 1.036 TEU Containerschiff im Betrieb mit einem beigemischten Anteil an klimaneutral hergestelltem, synthetischem Erdgas (Synthetic Natural Gas, SNG ) seine Treibhausgasemissionen um 27% im Vergleich zum ausschließlichen Betrieb mit herkömmlichem Flüssiggas (LNG) reduzieren. Verglichen mit Schweröl habe die Emissionsminderung sogar bei rund 34% gelegen. Das ergaben Messungen laut MAN, die im September 2021 an Bord des Schiffes durchgeführt wurden. Die »ElbBue« ex-»Wes Amelie« hatte damals als erstes Containerschiff weltweit rund 50% seiner Tankfüllung durch SNG ersetzt.

SNG-Preis fast auf LNG-Niveau

»Mit diesem Projekt haben wir den Nachweis erbracht, dass unser Konzept der Maritimen Energiewende technisch trägt. Wir sind heute mehr denn je überzeugt, dass klimaneutral erzeugte, synthetische Kraftstoffe den Weg in eine grüne Schifffahrt weisen – und inzwischen auch weit darüber hinaus«, sagt Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions. »Die derzeitige weltpolitische Lage unterstreicht, welche Rolle synthetische Kraftstoffe künftig für eine diversifizierte Energieversorgung spielen können: Sie weisen den Weg hin zu weniger Abhängigkeit von Rohstoffvorkommen, -lieferanten und Preisschwankungen. Infolge des völkerrechtswidrigen, militärischen Angriffs auf die Ukraine sind etwa die LNG-Preise in den letzten Wochen massiv gestiegen und liegen mittlerweile auf einem ähnlichen Niveau wie SNG. Wenn es gelingt die Produktionskapazitäten zügig aufzubauen und dem Markt synthetische Kraftstoffe zur Verfügung zu stellen, kann SNG eine klimafreundliche und langfristig auch wirtschaftliche Alternative zu fossilen Energieträgern in der Schifffahrt sein.«

Mehrstoff-Motor an Bord

Die Messungen wurden auf der Fahrt zwischen Brunsbüttel und Rotterdam mit einem SNG-Anteil von circa 50% im Erdgasgemisch bei 85% Motorenlast durchgeführt. Angetrieben wird die »ElbBlue« von einem MAN 51/60DF-Viertaktmotor. Als Mehrstoffmotor ermöglicht das Aggregat neben dem Betrieb mit HFO auch den mit flüssigem Erdgas (LNG) als Kraftstoff. Die Testfahrt des Schiffs hat belegt, dass dieser ohne Motorenmodifikation durch SNG ersetzt werden kann, so MAN.

Das 1.036-TEU Containerschiff »ElbBlue« befindet sich im Besitz der deutschen Reederei Elbdeich und befährt – betrieben vom Charterer Unifeeder – die Nord- und Ostsee. Bereits 2017 sorgte sie – noch unter dem Namen »Wes Amelie« − für Schlagzeilen, als die MAN 8L48/60B-Hauptmaschine zur jetzigen MAN 8L51/60DF-Viertakt-Einheit umgebaut wurde, die den Dual-Fuel-Betrieb mit Gas ermöglicht. Es handelte sich weltweit um die erste Umrüstung eines Containerschiffs auf den Mehrstoffbetrieb mit klimaschonendem LNG.

Im September 2021 bunkerte die »ElbBlue« im Elbehafen der Brunsbüttel Ports als weltweit erstes Containerschiff rund 20 t an klimaneutralem synthetischem Schiffskraftstoff. Das verflüssigte SNG wurde in einer Power-to-Gas-Anlage der Kiwi AG in Werlte hergestellt und zu 100% aus erneuerbarer Energie gewonnen.

Lösung zur Reduktion des Methanschlupfes

SNG gilt als klimaneutraler Treibstoff, da bei seiner Verbrennung nur so viel COfreigesetzt wird wie zuvor bei seiner Produktion mit der Power-to-X-Technologie gebunden wurde. Allerdings besteht SNG genau wie LNG größtenteils aus Methan (CH4). Im Betrieb kann es daher zum Entweichen geringer unverbrannter Mengen des Gases kommen, sogenanntem Methanschlupf. Methan gilt als Treibhausgas, das, unverbrannt in die Atmosphäre entwichen, 28-mal klimaschädlicher wirkt als CO2. MAN bietet in Zweitakt-Motoren bereits Lösungen für einen Methanschlupf-freien Betrieb an. Bei Viertakt-Motoren arbeitet das Unternhehmen an verschiedenen Lösungen, um das Entweichen von Methan aus dem Brennraum weiter zu reduzieren.

»Wir konnten den Methanschlupf in unseren Dual-Fuel-Viertaktmotoren in den letzten Jahren durch innermotorische Maßnahmen bereits um die Hälfte reduzieren«, so Stefan Eefting, Senior Vice President und Leiter von MAN PrimeServ in Augsburg. »Weiteres Potenzial sehen wir im Bereich der Abgasnachbereitung. Wir entwickeln aktuell spezielle Oxidations-Katalysatoren, mit denen wir im Labortest den Methanschlupf um weitere 70% senken konnten. Im nächsten Jahr werden wir den Katalysator erstmals an Bord eines Schiffes testen und erwarten für das Jahr 2025 eine marktreife Technologie.«