Wilhelmshaven, LNG
© Hero Lang
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In Wilhelmshaven hat heute mit dem erstes Rammschlag der Bau eines LNG-Terminals begonnen. Gleichzeitig haben der Bund und das Land Niedersachsen eine Absichtserklärung zum Ausbau der LNG- und GreenGas-Importinfrastruktur in Niedersachsen unterzeichnet.[ds_preview]

In Wilhelmshaven soll bereits zum Jahreswechsel eine Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) als schwimmendes LNG-Terminal genutzt werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat ebenfalls heute die Verträge für die Charterung von vier FSRUs von Höegh und Dynagas unterschrieben. Eines der Höegh Schiffe steht bereits für den Einsatz in Wilhelmshaven zur Verfügung.

Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) wird an die bestehende Anlage eine Plattform sowie Fender- und Festmacherdalben für den Liegeplatz bauen. Darüber hinaus werden die Liegewanne und im Bereich der Zufahrt die notwendigen Wassertiefen durch Baggerungen hergestellt. Die Errichtung der Suprastruktur (Umschlaganlagen, Leitungen/Rohre) wird durch Uniper und der Anschluss an das Gasfernleitungsnetz bzw. an die Kavernen durch die Firma Open Grid Europe  (OGE) realisiert.

Die Kosten für die Baumaßnahmen für den Anleger in Wilhelmshaven belaufen sich nach Angaben von Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann auf rund 40 Mio. €, hinzukommen weitere 5 Mio. € für die Planung. »Fest steht: Das Vorhaben steht unter großem Zeitdruck, und Niedersachsen kann diese gesamtstaatliche Aufgabe mit nationaler Tragweite nicht allein bewältigen. Es besteht ein ›überragendes öffentliches Interesse‹ und ein ›Interesse der öffentlichen Sicherheit‹ an der schnellstmöglichen Verwirklichung von LNG-Anlagen und die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur und Hafenanlagen«, so Althusmann, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Hafengesellschaft NPorts ist.

Auf Bundesebene erarbeiten Wirtschafts-, Umwelt- und Justizministerium derzeit ein Gesetz zur Beschleunigung des Einsatzes verflüssigten Erdgases (LNGG). »Mein Wunsch wäre: Der Bund sollte das geplante LNGG um einen ›Teilbereich LNG-Finanzierungsgesetz‹ ergänzen. Ich möchte Minister Habeck danken, dass sein Ressort ein LNG-Gesetzespaket mit Fristverkürzungen auf den Weg bringt – verbunden mit dem Appell, die Gesetze so schnell wie möglich fertigzustellen, damit diese für Wilhelmshaven und Stade greifen und die Genehmigungsbehörden damit arbeiten können«, sagt Althusmann. Von niedersächsischer Seite würden alle zu Verfügung stehenden Möglichkeiten und Ressourcen genutzt, die Verfahren zügig voranzubringen und »Wilhelmshaven bundesweit zu einer Blaupause für die Umsetzung wichtiger Infrastrukturvorhaben in Hochgeschwindigkeit« zu machen.

Das Vorhaben steht unter großem Zeitdruck. Niedersachsen Ports die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren zum Bau und Betrieb der Anlage am 25.04.2022 eingereicht. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat dem vorzeitigen Baubeginn am 01. Mai 2022 zugestimmt. Umweltverbände wollen den Bau des Terminals in Wilhelmshaven stoppen.

Bund und Land gehen gemeinsam vor

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz haben außerdem heute in Wilhelmshaven eine Absichtserklärung zum Ausbau der LNG- und GreenGas-Importinfrastruktur unterzeichnet. In der Erklärung wird die Bedeutung eines parallelen Vorgehens beim Ausbau der Infrastruktur betont. Zum einen geht es um gemeinsame kurzfristige Lösungen zur Diversifizierung der Importmöglichkeiten. Gleichzeitig muss von Anfang an mitgedacht werden daneben auch Infrastrukturen H2-ready zu konzipieren, denn mittelfristig brauchen wir den vollständigen Abschied von fossilen Importen.

Vizekanzler und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck: »Wir müssen heute mehr denn je unsere Energieversorgung auf robustere Säulen stellen. Eine beschleunigte Energiewende ist das A und O für eine günstige, unabhängige und sichere Energieversorgung. Wir müssen das Tempo beim Erneuerbaren-Ausbau zu Wasser, zu Land und auf dem Dach verdreifachen und den Hochlauf der Wasserwirtschaft voranbringen. Und das gelingt nur gemeinsam. Umso mehr freue ich mich, dass im Land Niedersachsen so zahlreiche Projekte zum Ausbau der Erneuerbaren und dem Import von Wasserstoff entwickelt werden. Nur wenn wir dies neben dem Aufbau von Infrastruktur für LNG mitdenken, kann Versorgungssicherheit nachhaltig gewährleistet werden. Der Bund und das Land Niedersachsen werden hierbei eng zusammenarbeiten.«

Der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Olaf Lies: »Wir gehen hier heute nicht nur die ersten Schritte raus aus der Abhängigkeit von russischen Lieferungen. Wir gehen parallel auch die ersten großen Schritte hin zu einer sauberen und unabhängigen Energieversorgung. Wir werden gemeinsam mit dem Bund Wilhelmshaven und Stade ausbauen zu Drehscheiben für klimafreundliche Energie für ganz Deutschland.«