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Im vergangenen Jahr gingen weltweit 54 große Schiffe verloren – vor zehn Jahren waren es noch mehr als doppelt so viele. Vor den britischen Inseln passieren die meisten Unfälle.[ds_preview]

Brände auf Container-Schiffen und Autotransportern führen zu großen Verlusten und nehmen zu. Höhere Anforderungen an Umweltschutz treiben zudem die Kosten für Bergung und Wrackbeseitigung in die Höhe. 

Die Invasion Russlands in der Ukraine und die Überlastung von Häfen durch den weltweiten Transportboom, die angespannte Lage bei den Crew-Wechseln, die zunehmende Größe der Schiffe sowie anspruchsvolle Klimaschutzziele setzen die Schifffahrt unter Handlungsdruck, heißt es im »Safety & Shipping Review 2022« des Versicherers Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS).

Havarien, Allianz
© AGCS

Andererseits sind die Totalverluste auf einem Rekordtief angelangt. In den vergangenen vier Jahren habe es 50 bis 75 Fälle pro Jahr gegeben, verglichen mit mehr als 200 pro Jahr noch in den 1990er Jahren.

Im Jahr 2021 wurden weltweit 54 Totalverluste von Schiffen gemeldet, verglichen mit 65 im Jahr zuvor. Dies entspricht einem Rückgang von 57% über zehn Jahre (127 im Jahr 2012). Dabei hat sich auch die Zahl der weltweit fahrenden von 80.000 vor 30 Jahren auf heute schätzungsweise 130.000 knapp verdoppelt. Dies sei ein Beleg für verbesserte Schiffskonstruktionen, neue Technologien und verschärfte Vorschriften.

Die Seeregion Südchina, Indochina, Indonesien und die Philippinen sind die wichtigsten globale Schaden-Hotspots, auf den jeder fünfte Schiffsuntergang im Jahr 2021 (12) und jeder vierte in den letzten zehn Jahren (225) entfällt. Als Ursachen gelten hohes Handelsaufkommen, überlastete Häfen, ältere Flotten und extreme Wetterbedingungen in der Region. 75% aller Zwischenfälle in der Schifffahrt sind auf menschliches Versagen zurückzuführen, wie die AGCS-Analyse zeigt.

Havarien, Allianz
© AGCS

Weltweit machen Frachtschiffe (27) die Hälfte der im letzten Jahr verlorenen Schiffe und 40% in den letzten zehn Jahren aus. Das Sinken eines Schiffes war mit 60% die Hauptursache für die Totalverluste im vergangenen Jahr (32). 

Während die Totalverluste im vergangenen Jahr zurückgingen, stieg die Zahl der gemeldeten Schiffsunfälle. Auf den Britischen Inseln war die Zahl am höchsten (668 von 3.000). Mehr als jeder dritte Vorfall weltweit (1.311) war auf Maschinenschäden zurückzuführen, gefolgt von Kollisionen (222) und Bränden (178), wobei die Zahl der Brände um fast 10% zunahm.

Allein in den letzten fünf Jahren wurden über 70 Brände auf Containerschiffen gemeldet, heißt es in dem Bericht. Auch auf Auto-Carrier sei Feuer an Bord ein zunehmendes Problem. Der AGCS-Bericht erinnert unter anderem an den Fall des gesunkenen Containerschiffes »X-Press Pearl«, der wegen der geladenen Salpetersäure von zwei Häfen die Zuflucht verweigert wurde. Die Bergung des Autotransporters »Golden Ray«, der 2019 vor der US-Küste kenterte, habe fast zwei Jahre gedauert und mehr als 800 Mio. $ gekostet.

Höhere Bergungskosten sowie die Belastung durch größere Schäden müssen zunehmend von den Frachteigentümern und ihren Versicherern getragen werden. Die »Havarie grosse«, bei der die Ladungseigentümer anteilig an den Verlusten und den Kosten für die Rettung eines Schiffs beteiligt werden, sei zu einem häufigen und kostspieligen Versicherungsvorfall geworden. »Die Zahl der großen Schiffe, die in Brände, Grundberührungen und Containerverluste auf See verwickelt sind, ist deutlich gestiegen«, erklärt Rainer Bartzsch, Regionaler Schadenleiter für die Schifffahrtsversicherung der AGCS in Zentral- und Osteuropa. Eine »Havarie grosse« seizuletzt sowohl bei der Blockade des Suezkanals durch die »Ever Given« als auch bei der Strandung der »Ever Forward« erklärt worden.