Polarstern
© AWI/Mario Hoppmann
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Vor mehr als zwei Jahren hatte das Bundesforschungsministerium die Ausschreibung für das neue Forschungsschiff »Polarstern II« abgebrochen. Doch still ruht seither die See …[ds_preview]

Noch bis 2027 kann der heutige Forschungseisbrecher »Polarstern« noch fahren. Spätestens dann muss das inzwischen betagte Schiff ersetzt werden. Doch seit dem Abbruch der Ausschreibung für einen Nachfolger vor mehr als zwei Jahren ist nichts geschehen.

Dem Vernehmen nach hat das AWI die überarbeiteten Unterlagen längst fertig. Der Stopp der Auftragsvergabe war seinerzeit vom Bundesforschungsministerium (BMBF) formal mit »rechtlichen Gründen« begründet worden. Eine »langfristige, leistungsfähige und wirtschaftliche Investition« sei nicht gesichert, hieß es weiter. Wesentliche neue Herausforderungen und technische Erneuerungen sollten berücksichtigt werden. Doch geschehen ist seither nichts.

Nun machen ver.di und die IG Metall Druck. In einem gemeinsamen Appell haben die beiden die Gewerkschaften den Bundestag aufgefordert, die eingeplanten Mittel für den Bau der »Polarstern II« schnellstmöglich freizugeben. »Die Abgeordneten sind gefordert, dieser jahrelangen Hängepartie ein Ende zu setzen«, heußt es. Die erneute Ausschreibung und der Bau des neuen Schiffes, möglichst auf einer norddeutschen Werft, dürften nicht weiter verzögert werden, erklärten ver.di-Landesbezirksleiter Detlef Ahting und IG Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich.

Deutschland laufe sonst Gefahr, seine führende Rolle in der Umwelt- und Klimapolitik zu verspielen. Nach der Außerdienststellung der »Polarstern I« nach inzwischen 40 Jahren Betriebszeit sei ohne den lange geplanten Neubau kein Schiff für die Grundlagenforschung in der Arktis verfügbar. »Angesichts der dramatischen Entwicklung beim Klimawandel können und dürfen wir es uns nicht erlauben, dass Deutschland sich aus der polaren Klimaforschung verabschiedet und dort völlig blank dasteht.«

In ihrem Brief erinnern die beiden Gewerkschafter außerdem an die Vorgaben des Koalitionsvertrages von SPD, Grünen und FDP zur Stärkung des Schiffbaus in Deutschland. »Auch vor dem Hintergrund der Krise in Teilen des Schiffbaus ist der Auftrag eine Chance für deutsche Werften oder Werftenkonsortien«, so Ahting und Friedrich. Es gehe dabei nicht nur um den Bau des Schiffes, sondern auch um Wartungsarbeiten und Reparaturen in der Zukunft.

Bereits vor zehn Jahren war mit der Detailplanung für den Nachfolge-Eisbrecher begonnen worden. Bereits im September 2021 seien alle Unterlagen für eine neue Ausschreibung durch das Alfred-Wegener-Institut (AWI) erarbeitet und im November durch den Aufsichtsrat freigegeben worden. Doch bis heute fehle die Ermächtigung zur Neuausschreibung seitens des Ministeriums.