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Nach wochenlangem Druck auf die Frachtraten im Containerverkehr ex Fernost zeichnet sich jetzt ein erneuter Aufschwung ab.[ds_preview]

Die Korrektur am Frachtenmarkt in der Linienschifffahrt scheint beendet zu sein. Nach wochenlangen Rückgängen haben sich diverse Ratenindikatoren diese Woche stabilisiert. Der Shanghai Index SCFI für die Spotfrachten auf 13 Routen aus Shanghai heraus legte heute um 0,4% auf über 4.162 $/TEU zu und beendete damit eine 17-wöchige Talfahrt.

Der World Container Index (WCI) der Beratungsfirma Drewry stabilisierte sich bereits gestern bei 7.648 $/FEU. Besonders stark waren die Frachtraten in den vergangenen drei Monaten in den Trades von Fernost nach Nordeuropa sowie von Fernost zur Ostküste Südamerikas  gefallen, erstere laut SCFI um über ein Fünftel auf 5.862 $/TEU und letztere um mehr als ein Viertel auf rund 6.300 $/TEU.

Eine Abschwächung der Raten nach Chinesisch Neujahr ist aber saisonal üblich. Obendrein hatten die zunehmenden Lockdowns in China seit Ende März den Ladungszustrom in die Häfen stark behindert und für zusätzlichen Druck auf die Raten gesorgt. Mit der schrittweisen Öffnung des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft in Shanghai – Chinas führendem Exportzentrum – bis Mitte Juni zeichnet sich nun ein erneuter Aufschwung der Container-Mengen ab.

Drewry schätzt, dass Verladungen von rund 260.000 TEU – genug, um 26 Großcontainerschiffe von 10.000 TEU Kapazität zu füllen – aufgeholt werden müssen. Dazu kommt der ohnehin steigende Importbedarf der Volkswirtschaften in Nordamerika und Europa zur Hochsaison im dritten Quartal.

Vor diesem Hintergrund warnt der Seefrachtexperte der Beratungsfirma Transporeon, Clemens Schapeler, in einem Rundschreiben vor einem merklichen Wiederanstieg der Spotraten aus Fernost heraus. Erst zum Jahresende hin dürfte die viel beschworene Normalisierung des Containermarktes mit deutlich sinkenden Raten eintreten. Dann sei damit zu rechnen, dass sich die Konsumnachfrage wieder stärker von Gütern zu Dienstleistungen verlagert, so wie es vor der Pandemie der Fall war. Zudem sei aufgrund der hohen Inflation mit einem generellen Dämpfer für die Nachfrage insgesamt zu rechnen.

In der Dry-Bulk-Schifffahrt zogen die Fracht- und Charterraten in den meisten Größenklassen diese Woche weiter an. Der Baltic Dry Index stieg um 240 auf 3344 Punkte. Schrittmacher der Entwicklung waren erneut die Großbulker der Capesize-Klasse, deren Durchschnittsrate sich um 15% auf 37.538 $/Tag verbesserte.

Makler verzeichneten eine anhaltend hohe Aktivität im Atlantik, schwerpunktmäßig für Eisenerzverschiffungen von Brasilien nach China sowie für Bauxitladungen von Westafrika nach China. Die Panamaxe erzielten dank guter Tonnagenachfrage im Nordpazifik ein Plus von 3% auf 30.440 $/Tag. Die Spoterträge der kleineren Bulker mit eigenen Kränen blieben nahezu unverändert. Für die Supramaxe ging es um 2% auf 30.971 $/Tag hoch, für die 38.000-Tonner (Handies) leicht runter auf 29.908 $/Tag.

In Asien tendierten die Raten auf breiter Front nach oben – bei hoher Tonnagenachfrage für Backhaul-Trips mit Stahl zurück nach Europa – im Atlantik stand der Markt überwiegend unter Druck.

Für die Rohöltanker ging es überwiegend abwärts. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC lagen fast unverändert bei 4.600 $/Tag. Suezmaxe und Aframaxe verzeichneten Einbußen um 13% und um 7% auf 15.100 $/Tag und auf 24.700 $/Tag.