ESPO-Generalsekretärin Isabelle Ryckbost und Interferry-CEO Mike Corrigan (© Interferry)
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Die europäischen Häfen und der globale Fähren-Verband Interferry wollen gemeinsam die Nutzung von Landstrom vorantreiben – fordern dafür aber eine effektivere Koordination durch die Politik.[ds_preview]

Bei einem Treffen zwischen der European Sea Ports Organisation (ESPO) und dem Handelsverband Interferry wurde jetzt ein gemeinsames Arbeitsprogramm erstellt. Dabei geht es um die »Förderung einer umweltverträglichen Zukunft für das europäische Fährgeschäft durch die Bereitstellung und Nutzung von Landstromversorgung (OPS)«.

»Fähren sind in der Schifffahrtsbranche bereits führend bei der Umstellung auf Hybrid- und vollelektrische Systeme, doch der Ausbau des Stromnetzes ist für die Erreichung der endgültigen Ziele von entscheidender Bedeutung.«

Mike Corrigan CEO von Interferry

Zu den zentralen Punkten des Papiers gehrt die Forderung, dass Fähren als nachhaltiger Personenverkehrsträger anerkannt werden müssen, der Europas Städte und Regionen miteinander verbindet »und einen umweltfreundlichen städtischen Verkehrsträger darstellt«. Dies sollte sich nach Ansicht der Branche in der europäischen Verkehrspolitik besser widerspiegeln.

Landstrom nicht nur für Liegezeit

Zudem sollten Fährhäfen so schnell wie möglich Landstrom einsetzen, und Fährlinien sollten sich verpflichten, ihn zu nutzen, wann immer verfügbar. In der Vereinbarung wird darauf hingewiesen, dass viele Fähren OPS in zunehmendem Maße nicht nur für ihren Energieverbrauch am Liegeplatz, sondern auch zum Aufladen der Antriebsbatterien nutzen wollen, was zu einem erheblich höheren Strombedarf führen würde, der eine entsprechende Ausweitung des Netzes erfordert.

»Jedes Segment hat seine eigenen Prioritäten und Lösungen. Ich bin sehr froh, dass wir diesen Dialog mit Interferry aufgenommen haben und nun gemeinsam an einem effizienten Weg zur Verringerung der Emissionen am Liegeplatz arbeiten können.«

ESPO-Generalsekretärin Isabelle Ryckbost

Um den effektiven Einsatz und die Nutzung von OPS für die Fährindustrie zu optimieren, sollten Investitionen den Angaben zufolge zunächst dort getätigt werden, wo sie im Hinblick auf eine maximale Emissionsreduzierung pro Anlage am sinnvollsten sind. Dementsprechend sollte die erste Priorität für die Entwicklung von OPS den Fährterminals mit hoher Betriebsfrequenz eingeräumt werden, im Gegensatz zu denjenigen, die nur gelegentlich von Fähren angelaufen werden. Die EU-Verpflichtungen, die sich auf eine bestimmte Mindestanzahl von Anläufen pro Hafen beziehen, sollten daher angepasst werden.

Neue Geldquelle

Nicht zuletzt geht es in dem Papier auch um die Finanzierung. Da die Ökologisierung des Schifffahrtssektors und die Einführung von OPS in den Häfen enorme Investitionen erfordern würden, »sollten die Einnahmen aus einem maritimen Emissionshandelssystem der Europäischen Union oder einer ähnlichen marktorientierten Maßnahme in die Finanzierung der Einführung von OPS durch einen speziellen Fonds fließen, der sowohl den Häfen als auch der Schifffahrt zugute kommt«, heißt es weiter.

Eine EU-weite, »dauerhafte und vollständige Steuerbefreiung« für Strom, der Schiffen am Liegeplatz zur Verfügung gestellt wird, sollte nach Ansicht von ESPO und Interferry in die Energiebesteuerungsrichtlinie aufgenommen werden, um stärkere und klarere Anreize zu schaffen.