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Der Hamburger Hafen hat heute seine Bilanz für das erste Quartal 2022 vorgestellt, mit einem gemischten Ergebnis. Während sich der Containerumschlag mit einem Plus von rund 1,8 % positiv entwickelt hat, ist der Seegüterumschlag insgesamt um 2,8 % zurückgegangen.[ds_preview]

Das erste Quartal des Jahres brachte für den Hamburger Hafen sehr unterschiedliche Umschlag- und Verkehrsentwicklungen, teilt Hamburg Hafen Marketing (HHM) mit. Der Containerumschlag ist mit 2,2 Mio. TEU gestiegen und erreichte in den ersten drei Monaten ein Plus von 1,8 %. Insgesamt blieb der Seegüterumschlag mit einem Ergebnis von 31,2 Mio. t (-2,8 %) knapp unter dem Ergebnis aus dem Vorjahresquartal.

Die Auswirkungen in Folge der erst ab März wirkenden Sanktionen gegenüber Russland waren im ersten Quartal noch nicht in allen Umschlagsegmenten von Deutschlands größtem Universalhafen erkennbar. »Nach einem sehr guten Start im Januar führte im Laufe des Monats Februar der Beginn des Krieges in der Ukraine zu einer Ausweitung der EU-Sanktionen im Handel mit Russland. Im Hamburger Hafen bemerkten wir daraufhin schnell einen Rückgang im Containerverkehr mit russischen Häfen. Das lag vor allem daran, dass viele Linienreedereien mit einem Anlaufstopp reagierten. Der Import von Kohle aus Russland sowie anderen Massengütern, wie z.B. Mineralölprodukten, lief ohne Beeinträchtigung«, sagt Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V. Er weist darauf hin, dass die Auswirkungen im ersten Quartal bereits beim Stückgutumschlag zu spüren waren, sich mittlerweile aber deutlicher in nahezu allen Umschlag- und Branchensegmenten zeigen.

Ein Plus bei der Güterbahn

Sehr gut entwickelte sich erneut der Güterverkehr auf der Schiene. Die Hamburger Hafenbahn konnte im ersten Quartal ein Transportvolumen von 12,0 Mio. t (+1,6 %) abfertigen. Beim Containertransport wurde mit 0,7 Mio. TEU ein Plus von 1,4 % erreicht. »Der Hamburger Hafen bestätigt erneut seine Leistungsfähigkeit als führender Eisenbahnhafen. Rekordwerte im Januar mit 60.000 TEU pro Woche und einer Zuganzahl von 231 Fahrten pro Tag unterstreichen das eindrucksvoll. Diese Rekorde sind vor dem Hintergrund der besonders hohen Spitzenauslastung auf den Containerterminals und der sturmbedingten Verkehrseinschränkungen im Bahnnetz beachtlich. Es freut uns, dass trotz dieser besonderen Herausforderungen sogar neue Containerzugverbindungen gestartet wurden. Schiffsverspätungen und aus dem Takt gekommene Transportketten wirkten sich aber auch im Seehafenhinterland-Verkehr auf den umweltfreundlichen Gütertransport per Eisenbahn aus«, erläutert Mattern. Der Modal-Split-Anteil der Eisenbahn liegt in Hamburg beim Containertransport inzwischen bei 51,5 %. Der Anteil des Lkw beträgt 46,1 % und der Anteil des Binnenschiffs 2,4 %.

Massengutumschlag fällt um mehr als 10%

In den ersten drei Monaten des Jahres erreichte der Stückgutumschlag mit insgesamt 22,5 Mio. t ein Plus von 0,6 Prozent. Das wertschöpfungsreiche konventionelle Stückgut weist in diesem Segment mit 0,4 Mio. t ein kräftiges Plus von 47,7 % auf. Der Massengutumschlag fiel mit 8,7 Mio. t (-10,6 %) schwächer aus als im vergleichbaren Vorjahresquartal.

Innerhalb des Segments Massengut blieb der Umschlag von Greifergut mit insgesamt 4,9 Mio. t unter dem Vorjahresergebnis (-11,7 %). Vor allem Rückgänge beim Düngemittel-Export und weniger Import von Kohle, Koks und Erz beeinflussten die Umschlagentwicklung in diesem Segment. Im Agribulk-Bereich wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 1,6 Mio. t Sauggut umgeschlagen. Der Rückgang von insgesamt 5,2 % ist auf weniger Umschlag von Ölfrüchten zurückzuführen. Ein Plus bei den Importen von Getreide und Futtermittel führte nicht zu einem Ausgleich. Im Segment Flüssigladung lag der Umschlag im ersten Quartal insgesamt bei 2,3 Mio. t (-11,7 %). Weniger Importe sind der Hauptgrund für den Rückgang in diesem Segment.

Im Containerumschlag wurden in den ersten drei Monaten in Hamburg insgesamt 2,2 Mio. TEU umgeschlagen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist das ein Plus von 1,8 %. »Der Einbruch im Containerverkehr mit russischen Häfen fiel im März mit 81 % hoch aus. Im gleichen Zeitraum konnten wir stark zunehmende Containerverkehre mit polnischen Häfen sowie Häfen in den baltischen Staaten feststellen. Größere Mengen im Verkehr mit diesen Ländern trugen dazu bei, die Minderung im Russlandverkehr auszugleichen«, sagt Mattern.

Top 10 Partnerländer im Containerumschlag

Beim Containerumschlag der zehn wichtigsten Partnerländer des Hamburger Hafens blieben die Länder auf den Positionen von Platz eins bis drei unverändert. Beim seeseitigen Containerumschlag mit China wurden im ersten Quartal 0,7 Mio. TEU umgeschlagen. Das ist ein Plus von 6,2 %. Damit festigt China die Position als Hamburgs mit Abstand wichtigster Handelspartner. »Mit der hohen Zahl von insgesamt 18 Liniendiensten, die Hamburg mit chinesischen Häfen verbinden, spüren wir auch in Hamburg durch verspätete Schiffsankünfte die besonderen Herausforderungen durch coronabedingte Abfertigungsengpässe in einzelnen chinesischen Häfen. Hamburgs Position als führender China-Hafen konnte dennoch weiter ausgebaut werden«, sagt Mattern.

Unter den weiteren Handelspartnern im Containerverkehr folgen im Ranking nach China die USA (-5,7 %), Singapur (+9,1 %), Polen (+45,2 %), Schweden (+10,4 %), Russland (-29,3 %) und das Vereinigte Königreich (-2,9 %). Es folgen in der Top 10-Übersicht des Hamburger Hafens auf Position acht Finnland (+37,9 %), auf Position neun Brasilien (0,1 %), auf dem zehnten Rang findet sich Dänemark (+6,6 %).

Die Anzahl der Anläufe von Schiffen mit Containerladungen ist in den ersten Quartalen der vergangenen Jahre leicht gesunken. Schiffe der Größenklasse ab 18.000 TEU (Megamax) kamen gegenüber den Vorjahren einschließlich dem Vorkrisenjahr 2019 aber deutlich häufiger in den Hamburger Hafen. Einen ordentlichen Zuwachs gab es laut HHM im ersten Quartal darüber hinaus bei Very-Large-Containerships (VLCS) zwischen 8.000 und 10.000 TEU.

Ende Januar 2022 wurde die finale Stufe der Fahrrinnenanpassung freigegeben. Sie hat der Marketingorganisation zufolge »noch einmal weitere Verbesserungen für große und deutliche Verbesserungen für mittelgroße Schiffe herbeigeführt«. Die Vorteile der verbreiterten und vertieften Fahrrinne bestünden sowohl durch zusätzliche Beladungsmöglichkeiten als auch größere Flexibilität beim Zu- und Ablauf. Dies lasse eine deutlich bessere wirtschaftliche Nutzung des Hamburger Hafens zu. Die Fahrrinnenanpassung würde von den Kunden des Hafens angenommen. Große Containerschiffe erreichen und verlassen den Hamburger Hafen bereits seit Mai 2021 mit einem größeren Tiefgang, so HMM.

Zurückhaltende Prognose für 2022

Bei der Einschätzung der weiteren Umschlagentwicklung für das Jahr 2022 bleibt die Marketingorganisation des Hamburger Hafens zurückhaltend. Ein Wachstum in Teilsegmenten und einzelnen Containerfahrtgebieten ist jedoch durchaus möglich. Das Gesamtergebnis wird aber deutlich durch den zu erwartenden Rückgang in den von Sanktionen betroffenen Umschlagsegmenten geprägt sein. Das Umschlagergebnis 2022 dürfte somit zum Jahresende deutlich unter der vor Beginn des Krieges in der Ukraine erwarteten Menge von 130 Mio. t und 9,0 Mio. TEU ausfallen, heißt es.