Mit dem handlichen Presswerkzeug lassen sich auch sonst schwer zugängliche Verbindungen realisieren © Viega
Mit dem handlichen Presswerkzeug lassen sich auch sonst schwer zugängliche Verbindungen realisieren © Viega
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… lautet das Motto des Rohrleitungs- und Rohrverbindungsspezialisten Viega. Im Schiffbau sieht man die Pressverbindung aufgrund ihrer einfachen Anwendung klar im Vorteil, da pressen den Personalaufwand reduziere und die Arbeitsprozesse vereinfache

Der Schiffbau ist neben der klassischen Haus- und Industrietechnik ein wachsender Geschäftsbereich des nordrhein-westfälischen Familienunternehmens Viega. Dieses bietet für verschiedene Einsatzzwecke Rohrleitungssysteme aus unterschiedlichen Werkstoffen: Verbinder für Kupfer-, Stahl- oder seewasserbeständige Kupfer-Nickelrohre sowie Systeme aus Edelstahl und Mehrschichtverbundrohr mit passenden druckverlustoptimierten Verbindern für Anwendungen in Trinkwasser und Heiz/Kühlsystemen.

»Mit dem Werkstoffmix können wir fast alles bedienen, was im Schiffbau an Rohrleitungen vorhanden ist und in den Bereich ›Non Essential‹ fällt, also Klasse-III-Systeme«, sagt Jan-Alexander Friedrich, Market Manager Marine and Industry bei Viega. Klasse-I- und –II-Systeme, die essenziell für den Schiffsbetrieb sind oder in stark brandgefährdeten Bereichen liegen, also beispielsweise Kraftstoff-, Hydraulik- oder Schmierölleitungen im Maschinenraum, werden immer noch geschweißt oder per Schneidringverschraubung verbunden.

»Ansonsten gibt es eigentlich keine Hürde, die Pressverbindungstechnik einzusetzen«, sagt Christoph Werthmann, International Account Manager Marine. Die Presstechnik sei – dort wo sie von den Klassifikationsgesellschaften zugelassen ist – auf der Werft im Vorteil gegenüber dem Schweißen. Über eine Schulung und Einweisung könne im Prinzip jeder Mitarbeiter befähigt werden, die Presstechnik und Pressverbinder zu verwenden.

Die Verbindungstechnik ist kalt und kommt ohne offene Flamme aus, sodass Arbeiten wie das Abdecken bereits fertig gestellter Verkabelungen oder Lüftungskanäle entfallen. Auch beim Personaleinsatz ergeben sich Vorteile. Neben dem Schweißer gibt es bei der klassischen Rohrverbindung die Brandwache, und den Aufwand, eine Genehmigung für Heißarbeiten zu bekommen. Klassisch werden die Vorarbeiten von einem Rohrleitungsmonteur durchgeführt, er setzt die Rohrschellen, bereitet die Rohrenden für das Verschweißen vor, fixiert das Ganze gegebenenfalls temporär. »Der Monteur könnte mit Pressfittings komplett durcharbeiten, und das schneller und flexibler«, so Friedrich. Das heißt, der Schweißer und die Brandwache können für die Rohrleitungserstellung entfallen, was für die Werften eine enorme Ersparnis in der Arbeitsplanung bedeute. »Das ist auch ein klassisches Fachkräftemangelthema«, fügt Werthmann hinzu. »Schweißer sind rar und teuer. Die muss ich effizient da einsetzen, wo ich schweißen muss.«

Ein Tool für alle Verbindungen

Für alle Viega-Systeme kommt ein kleines, handliches Werkzeug mit Akkuantrieb zum Einsatz, an dem lediglich die zum Pressverbindersystem passende Pressbacke eingesetzt werden muss. Mit der Gelenkzugbacke sind auch Arbeiten an schwer zugänglichen Stellen möglich. Die Herstellung einer Pressverbindung ist denkbar einfach: Der Verbinder wird auf das abgelängte und entgratete Rohr gesteckt, und mit der Pressmaschine innerhalb von wenigen Sekunden dauerhaft sicher und dicht verpresst. Die Pressverbinder sind mit einem auf die Anwendung zum Beispiel Trinkwasser, Heizen, Kühlen, Öle oder Bilge abgestimmten Dichtelement ausgestattet. Dieses sorgt für die Dichtheit, während die Verpressung für die Auszugs- und Verdrehsicherheit des Verbinders sorgt.

Neben dem Neubau kommt die Technik auch im Refit zum Einsatz. Die Pressverbinder können auch an Rohrleitungen genutzt werden, die bereits in Betrieb waren. Während nachlaufendes Restwasser Schweißen unmöglich macht, wird die Pressverbindung dadurch nicht gestört.

Die wichtigsten Schiffbaukunden für Viega kommen aus den Bereich Kreuzfahrt, Megayacht und Spezialschiff. Die Meyer Werft nennt Friedrich hier als den größten Kunden. Der Fokus liegt auf dem hochwertigen Schiffbau in Europa und Amerika. Während es in Europa vor allem um Kreuzfahrtschiffe, Yachten, Fischtrawler, Forschungs- und Spezialschiffe geht, liegt in den USA der Fokus auf dem Marineschiffbau. Durch viele internationale Vertriebsmitarbeiter ist es möglich, Kunden weltweit mit Service und Know-how zu unterstützen, beispielsweise im starken Refit-Markt Singapur – viele Kreuzfahrtschiffe gehen hier ins Dock.

Über weltweite Lagerbestände kann Viega kurzfristig liefern. Die Produktion in Deutschland gewährleistet eine stetige Verfügbarkeit der Produkte auch dank einem Zentrallager mit über 100.000 Palettenstellplätzen. Die lokale Produktion sei in Zeiten gestörter Lieferketten ein unschätzbarer Vorteil, meint Friedrich. fs