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Die Linienreedereien dürften nach den Lockdowns der vergangenen Wochen in China mindestens bis Jahresende brauchen, um ihre Asien-Dienste wieder in den Takt zu bekommen. Davor warnte heute in Berlin der Chief Executive Officer (CEO) des Speditions- und Logistikkonzerns DB Schenker, Jochen Thewes.[ds_preview]

»Die Disruptionen infolge des Lockdowns in Shanghai sind größer als seinerzeit die Blockade des Suezkanals«, sagte der Manager in Anspielung auf die Strandung des Großcontainerschiffs »Ever Given« im Frühjahr 2021. DB Schenker gehört mit einem Buchungsaufkommen von rund 2 Mio. TEU pro Jahr zu den führenden Seefrachtspediteuren. »Das wird Monate dauern, bis sich die Linienschifffahrt davon erholt hat. Ich glaube, dass es sechs bis neun Monate sehr eng bleiben wird.«

Jochen Thewes Schenker-vorstand
Jochen Thewes (Foto: Schenker)

Hunderte Containerschiffe hätten aufgrund der Streichung von Hafenanläufen in Shanghai vorübergehend in Warteposition gehen müssen, worunter die Verlässlichkeit der ohnehin gestörten Dienste noch einmal gelitten habe. Jüngsten Daten der dänischen Beratungsfirma Sea-Intelligence zufolge sank die Fahrplantreue der Linienreedereien im April um 1,3 Prozentpunkte auf 34,4%. Damit habe die positive Entwicklung der vorangegangenen drei Monate abrupt geendet.

Mit der Öffnung vieler chinesischer Gebiete nach wochenlangen Lockdowns droht der Linienschifffahrt eine Ladungsschwemme in Fernost, weil viele westliche Kunden dringend Ware nachordern müssen. Nur im Bereich der Konsumgüter wie Möbel und Küchengeräte seien die Volumenprognosen der Importeure aufgrund der Inflation etwas zurückgenommen worden, sagte Thewes. »In allen Bereichen, die direkt am Konsum hängen, sehen wir eine gewisse Zurückhaltung.«

Andererseits zeichnet sich ab, dass das Ladungsvolumen in der Schifffahrt durch Verlagerungen etwa von der eurasischen Landbrücke (Schiene) aufgebläht werden könnte. Thewes sagte, dass es bei den Containerbahnverkehren von China nach Europa einen »deutlichen Rückgang« gegeben habe, weil Kunden Vorbehalte hätten, ihre Waren durch russisches Gebiet zu befördern.      (mph)