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Im aktuellen Tarifkonflikt steht der Hafenwirtschaft offenbar morgen ein Warnstreik bevor. Die Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe  (ZDS) reagiert mit mit deutlicher Kritik.[ds_preview]

Mit »großem Unverständnis« habe man zur Kenntnis genommen, dass die ver.di-Bundestarifkommission zu Warnstreiks im Lohntarifkonflikt aufgerufen hat, teilte der Verband mit. Angesichts des bestehenden Tarifvertragswerks, aber insbesondere angesichts der aktuellen Probleme in den Lieferketten und des ersten, »guten Arbeitgeberangebotes« – unter anderem 7% mehr Geld –  sind aus Sicht des ZDS die Arbeitskampfmaßnahmen »völlig unverhältnismäßig«.

Der ZDS hatte in der zweiten Verhandlungsrunde vor wenigen Tagen ein konkretes Angebot mit einer Lohnsteigerung über 24 Monate im Gesamtvolumen von 7% für die Beschäftigten in Containerbetrieben bzw. 6,1% für sonstige Bereiche unterbreitet, das im Zusammenwirken mit dem Entlastungspaket der Bundesregierung einen Inflationsausgleich bewirken soll. Der Verband vertritt in den Lohntarifverhandlungen die Interessen jener 58 seiner 156 Mitgliedsunternehmen, die an den entsprechenden Lohntarifvertrag gebunden sind. Dieser gilt für rund 12.000 Mitarbeitende in Hamburg, Niedersachsen und den bremischen Häfen.

Die Tarifparteien befinden sich seit Anfang Mai in Verhandlungen über einen neuen Lohntarifvertrag für rund 12.000 Mitarbeitende in den deutschen Seehafenbetrieben. Heute kündigte ver.di den Angaben zufolge nun an, die Seehafenbetriebe ab dem morgigen Donnerstag bestreiken zu wollen. ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel sagte dazu: »Wir befinden uns mitten in einer absoluten Ausnahmesituation. Die weltweiten Lieferketten sind stark gestört. Von der einen Seite kommt eine große Welle verspäteter Schiffe auf uns zu, auf der anderen Seite gibt es große Engpässe im Güterverkehr der Bahn. Jetzt zu Warnstreiks aufzurufen ist absolut verantwortungslos.«

Ein Streik wird in ihren Augen den aktuellen Tarifverhandlungen in keiner Weise gerecht. »Wir haben in den deutschen Seehafenbetrieben ein vergleichsweise hohes Lohnniveau. In der letzten Verhandlungsrunde haben bei der aktuell herausfordernden Inflationsrate ein Angebot gemacht, das die Verluste unserer Beschäftigten bei den Reallöhnen auffängt«, so die Verhandlungsführerin. Dass nun im gegenwärtigen Krisenrahmen zu Streiks ausgerufen wird, sei völlig inakzeptabel. »Wir rufen die ver.di-Bundestarifkommission dazu auf, auf Streiks zu verzichten und auf Grundlage unseres guten ersten Angebots zu verhandeln«,s sagte Riedel.