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Das Transaktionsvolumen im Containerschiffs-Chartermarkt hat sich fast verdoppelt, wobei sich die Marktanteile der Befrachter merklich verschoben haben. Das zeigt eine neue Analyse aus dem Hause Döhle.[ds_preview]

Dass die Zeitcharterraten für Containerschiffe durch die Decke gegangen sind, hat sich längst weit über die Branche hinaus herumgesprochen. Einige spannende neue Details zum jüngsten Boom liefert die Reederei Peter Döhle in ihrem neuen »Maritime Overview«-Report. Danach hat sich das »Fixture Volume« – also die insgesamt abgeschlossene Zeitfracht (Charterdauer in Tagen x Charterrate) – im Zeitraum Mai 2021 bis April 2022 nahezu verdoppelt auf einen Rekordwert von 30,2 Mrd. $.

Im vorangegangenen Zwölfmonatszeitraum lag das Volumen erst bei 17,2 Mrd. $. Grund für den massiven Volumenanstieg ist der Höhenflug der Zeitcharterraten, die ab Sommer 2021 alle früheren Rekorde brachen, in Kombination mit einer starken Zunahme der Charterlaufzeiten.

Beide Effekte zusammen reichten aus, um den zahlenmäßigen Rückgang der Charterabschlüsse weit zu überkompensieren. So zählten die Experten von Döhle im Untersuchungszeitraum nur 1.322 »Fixtures« gegenüber 3.435 in den zwölf Monaten davor. Ausschlaggebend dafür war die zunehmende Knappheit an Tonnage – die Befrachter hatten den Markt schon weitgehend »leergechartert«.

Obwohl die Linienreedereien noch nie zuvor derart hohe Charterverpflichtungen eingegangen sind, hält der Research-Chef von Peter Döhle, Thomas Hartwig, die daraus resultierenden finanziellen Risiken für überschaubar. Berücksichtige man, dass allein die Top-10-Carrier im Vorjahr zusammen rund 170 Mrd. $ Nettogewinn gemacht haben, wobei die Charterabschlüsse bereits bilanziell verarbeitet worden seien, wirkten die Risiken »durchaus überschaubar«, so der promovierte Betriebswirt.

Die Marktanteile unter den Zeitbefrachtern haben sich laut Döhle-Analyse merklich verschoben. So rutschte die weltgrößte Linienreederei MSC in den letzten zwölf Monaten von Platz 2 auf Platz 6 ab – der Marktanteil bezogen auf das »Fixture Volume« schrumpfte von 14% auf nur noch 6%. Grund dafür ist die veränderte Tonnagestrategie des Carriers, der seit fast zwei Jahren verstärkt Schiffe kauft statt sie zu chartern. Auch Hapag-Lloyd agierte zurückhaltender und fiel im Ranking der aktivsten Charterer von Platz 3 auf 5 (7% Marktanteil nach 13% im Vorjahr).

Hingegen stieg die israelische Linie Zim – die Nummer 10 unter den globalen Carriern – von Platz 6 auf Platz 4 im Chartergeschäft. Ihr Marktanteil wuchs laut Döhle von 8% auf 12%. Deutliche Zuwächse gab es auch im Bereich der Newcomer und Nischen-Carrier (»Other«), die zuletzt für 21% des »Fixture Volume« verantwortlich waren. Im Vorjahr hatte ihr Anteil noch bei 15% gelegen. Den ersten Platz im Charterer-Ranking nimmt Maersk (samt Tochtergesellschaften) mit 15% ein. Im vorangegangenen Zwölfmonatszeitraum kamen die Dänen mit 13% auf Platz 2 hinter CMA CGM.      (mph)