Ever Given, Suezkanal, Havarie
© AGCS
Print Friendly, PDF & Email

Die Schadenabwicklung im Fall »Ever Given« wird die Branche noch lange beschäftigen. Der Rückversicherer SCOR rechnet mit Kosten im Milliardenbereich und warnt vor weiter bestehenden Risiken.[ds_preview]

Das Schiff blieb fast unversehrt, kein Mensch kam ums Leben – trotzdem war es wohl eine der spektakulärsten Havarien in der Containerschifffahrt überhaupt: die Strandung des 20.000-TEU-Schiffs »Ever Given« im Suezkanal im März vergangenen Jahres. Sechs Tage lang blockierte der Frachter eine der wichtigsten Schifffahrtsstraßen der Welt.

Anschließend legten die ägyptischen Behörden ihn wegen eines Streits über Schadenersatz für gut drei Monate in die Kette. Erst Anfang Juli durfte die »Ever Given« nach einer Einigung zwischen dem Reeder und seinen Schiffsversicherern mit der Suezkanalbehörde ihre Fahrt fortsetzen. Wie hoch der versicherte Gesamtschaden aus dem Vorfall ist, war bislang unklar. In einem aktuellen Rundschreiben warnt die französische Rückversicherungsgesellschaft SCOR jetzt, dass sich die Gesamtkosten über alle Sparten der Transportversicherung hinweg – Ware, Seekasko, P&I/Haftpflicht – auf über 2 Mrd. $ summieren könnten.

Darunter fielen Bergungskosten, Schadenersatz für die Suezkanalbehörde, Schäden und Verzögerungen bei der Ware, Fracht- und Charterausfälle etc.. Insgesamt 400 Schiffe mit Waren im Wert von etlichen Milliarden Dollar hatten aufgrund der Sperrung des Suezkanals ihre Reise unterbrechen müssen. Den Großteil des mutmaßlichen Milliardenschadens müssten sicher die Rückversicherer auf ihre Kappe nehmen, schreiben die Experten von SCOR. Allerdings dürfte es noch »viele Jahre dauern, bis alle Ansprüche geklärt und erledigt« seien.

Zudem bestehe die Gefahr, dass sich das Debakel in ähnlicher Form wiederholt, weil sich die Grundvoraussetzungen nicht verändert hätten. »Inzwischen wissen wir alle sehr genau, was passiert ist«, so Sylvain Gauden, Chief Underwriting Officer für Marine & Energy bei SCOR. Ein Sandsturm, schlechte Sicht, starke Südwinde und Fehlkommunikation seien die ausschlaggebenden Faktoren für das Desaster gewesen, so der Experte. Auch dürfte der Anteil von Großcontainerschiffen, die den Suezkanal am nautischen Limit durchqueren, weiter zunehmen. Die Zahl der in Fahrt befindlichen Megafrachter mit mehr als 17.000 TEU Stellplatzkapazität wird laut Clarksons Platou in den kommenden Jahren um fast 30% auf 221 Einheiten anwachsen.  (mph)