Die Überlastung des Hafens von Schanghai bleibt trotz neuem Lockdown auf normalen Nievau. Norwesteuropa könnte aber das nächste Nadelöhr werden.[ds_preview]
Nach einem Anstieg der Omikron-Fälle Anfang April wurde der Hafen von Schanghai erst letzte Woche wieder für zwei Monate geschlossen. Die durchschnittlichen Wartezeiten für Tanker, Massengutfrachter und Containerschiffe in dem stark frequentierten Hafen erreichten Ende April mit 65 Stunden ihren Höhepunkt. Seitdem haben sich die Wartezeiten jedoch stetig auf das Niveau der letzten Jahre zu dieser Jahreszeit zurückgebildet. Obwohl 13 der 16 Bezirke der Stadt Anfang dieser Woche erneut wegen des Coronavirus abgeriegelt wurden, liegt die Überlastung nun wieder im normalen Bereich, meldet VesselsValue.
Bei einer Aufschlüsselung der Daten nach Schiffstypen spiegelt sich der Gesamttrend am deutlichsten bei Containerschiffen wider, die den Hafen am häufigsten anlaufen. Die durchschnittlichen Wartezeiten für Containerschiffe erreichten auf dem Höhepunkt der Omicron-Welle Ende April einen Höchststand von 69 Stunden. Seitdem sind sie wieder auf das Niveau des letzten Jahres gesunken und liegen derzeit bei 34 Stunden mit fallender Tendenz.
Massengutfrachter wiesen nur kurzzeitig ein erhöhtes Überlastungsniveau auf. Die durchschnittlichen Wartezeiten für Massengutfrachter stiegen Ende April auf 75 Stunden. Seit Anfang Mai schwanken sie jedoch zwischen 15 und 44 Stunden und liegen damit im normalen Bereich für diese Jahreszeit.
Das Gleiche gilt für Tanker in Schanghai, bei denen die erhöhte Überlastung nur von relativ kurzer Dauer war. Die durchschnittlichen Wartezeiten stiegen auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle auf 37 Stunden an, bewegen sich aber seit einigen Wochen wieder im normalen Bereich. Die Wartezeiten für Tanker liegen derzeit bei etwa 22 Stunden und entsprechen damit den saisonalen Durchschnittswerten.
Da ein Großteil von Schanghai nun wieder abgesperrt ist, scheinen Faktoren wie Personalausfälle, die Anfang April zu einem Anstieg der Überlastung geführt haben, dieses Mal kein so großes Problem darzustellen. Stattdessen beginnen nach Beobachtung von VesselsValue die Streiks in Deutschland die Wartezeiten in Bremerhaven und Wilhelmsen zu verlängern, »merkwürdigerweise aber noch nicht in Hamburg«. Für die Marktbeobachter stellt sich nun die Frage, ob Nordwesteuropa das nächste große Nadelöhr für die globalen Lieferketten werden könnte.
