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Am Wochenende findet der diesjährige internationale »Tag der Seefahrer« statt. In Deutschland will man mit einer besonderen Aktion auf die physische und besonders psychische Belastung von Seeleuten in der Pandemie aufmerksam machen.[ds_preview]

Die Deutsche Seemannsmission, der Verband Deutscher Reeder (VDR) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) wollen den »Day of the Seafarer« zu einer gemeinsamen Aktion nutzen: Sie verteilen in Häfen 1.000 sogenannte »Fun Booster«-Sets, eines pro Schiff.

Booster Duckdalben Funbooster Inhalt des Beutels 6 2022
© Duckdalben

Darin enthalten sind symbolische Dinge, um »Body & Soul« zu erfrischen, wie es im Vorfeld heißt: Spielkarten und Würfel, um beim Spiel den Zusammenhalt der Crew zu stärken, Knetbälle zum Entspannen, ein USB-Stick mit Tipps, um eine mentale Auszeit zu finden, ein »Diary of Joy«, um Persönliches festzuhalten; Pflanztöpfchen mit Samen, um die Natur an Bord zu holen. Dazu ein Ratgeber, um sich auf dem Schiff gesund zu ernähren und fit zu bleiben: »A fit Crew for a safer ship«. In Hamburg findet die Übergabe am Samstag im »International Seamens Club« Duckdalben statt.

Clara Schlaich, Präsidentin Deutsche Seemannsmission, sagte: »Was in der Theorie Stärkung der eigenen Resilienz heißt, wollen wir praktisch machen für Seeleute. Das Fun Booster-Package zeigt symbolisch, welche Stellschrauben gedreht werden können, um Körper und Geist fit zu halten. Denn die Corona-Pandemie geht – salopp gesagt – nicht nur auf die Nerven; sie verstärkt die sowieso hohe psychische Belastung der Seeleute.«

Für sie bedeute schon der normale Bordalltag, lange von der Familie getrennt zu sein, eine Verdichtung der Arbeit und Arbeits- und Privatsphäre kaum abgrenzen zu können. Jetzt würden Stress, Isolation und Vereinsamung zunehmen, 2022 brachte keine Entlastung. »Seeleute sind besorgt über Covid-19-Varianten, den Krieg, den Russland in der Ukraine führt, aber auch darüber, wie es mit ihren Verträgen in einer erschütterten Weltwirtschaft weitergeht«, so Schlaich weiter.

Zudem spüren die Besatzungen zwei Jahre nach dem Ausbruch von Corona immer noch die Auswirkungen. Sie sind konfrontiert mit einem Labyrinth aus Vorschriften, anhaltenden Hafenbeschränkungen und begrenztem oder keinem Landgang.

»Steinchen im Mosaik«

Angesichts der zunehmenden psychischen Belastung von Seeleuten hat die Deutsche Seemannsmission (DSM) eine Projektstelle für die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) eingerichtet. Sie versteht sich als Schnittstelle zwischen Seeleuten, Mitarbeitenden der Seemannsmission sowie Reedereien, Havariekommando und Berufsgenossenschaft. Zum Aufgabenfeld gehören die seelische Betreuung von Seeleuten und Helfern nach belastenden Ereignissen, aber auch die präventive Vorbereitung der Crews sowie die Beratung von Reedereien.  Das »Fun Booster Set« wird als »Steinchen im Mosaik« bewertet.

Dirk Obermann, Leiter der von Hamburg aus operierenden PSNV-Stabstelle sagte: »Klar, auf einem Schiff klappt es nicht mit dem von Seeleuten so geliebten Basketball; das müssen sie bis zu ihrem Besuch im Seemannsclub verschieben. Aber im Rahmen unserer präventiven psychosozialen Hilfe möchten wir mit dem Fun Booster Set Seeleute ermuntern und ihre Resilienzkräfte stärken. Sie sollen ihre Wahrnehmung schärfen und die eigene Stresssituation einschätzen, was die Stärkung der Selbstwirksamkeit befördert. Motto: Ich kann für mich selber Sinnvolles tun.«

Der Fun Booster solle Spaß machen und einen Anstoß geben, Schönes zu erleben. Dies schaffe psychische Stabilität in schwankender, emotional belastender Umgebung. »Denn die Zahl der Seeleute, die unter psychischen Störungen leiden steigt in dem Maße, in dem Seeleute aufgrund der Corona-Bestimmungen ihr Schiff nicht verlassen«, so Obermann weiter.