Die meisten Liniendienste ins russische St. Petersburg sind gestrichen, nur noch wenige Reedereien bieten Abfahrten an.
Die Flottenkapazität für regelmäßige innereuropäische Liniendienste, die St. Petersburg anlaufen, ist nach Zahlen von Alphaliner von 96.400 TEU Anfang Februar auf nur noch 15.700 TEU am 1. Juni gesunken. MSC und CMA CGM sind demnach die einzigen Reedereien, die noch Abfahrten von/nach dem russischen Hafen anbieten. Die Feeder-Reederei Unifeeder und die Linienreederei Cosco haben in den letzten Wochen weiterhin Schiffe außerhalb des Fahrplans nach St. Petersburg geschickt.
Der Abbau von Kapazitän im Russlandverkehr ermöglicht den Reedereien, Tonnage auf andere Fahrtgebiete zu verlagern. So werden beispielsweise acht Schiffe von 1.380 bis 3.600 TEU mit einer Gesamtkapazität von 24.200 TEU jetzt im Transatlantikverkehr eingesetzt, wo eine große Nachfrage nach zusätzlichen Kapazitäten besteht.
Etwa die Hälfte der 43 Schiffe, die ihren Dienst von/nach St. Petersburg aufgegeben haben, verkehren nach Beobachtung von Alphaliner weiterhin im Nordeuropaverkehr. Die Schwerpunkte liegen auf Destinationen in Finnland, Polen, den baltischen Staaten und den skandinavischen Ländern. Es geht um 22 Schiffe mit einer Kapazität von 37.800 TEU. Sieben Einheiten mit einer Kapazität von 800 – 2.500 TEU (insgesamt 10.700 TEU) wurden in den Nordeuropa-Mittelmeer- oder Intra-Mittelmeer-Verkehr verlagert.
»Die Verlagerung von Schiffen, die zuvor St. Petersburg bedienten, hat jedoch nur minimale Auswirkungen auf den weltweiten Mangel an Containerschiffen, da die 80.700 TEU Flottenkapazität, die auf nicht-russische Routen verlagert wurden, nur 0,3 % der weltweiten Vollcontainerflotte ausmachen«, so Alphaliner.
MSC und CMA CGM haben St. Petersburg noch im Fahrplan
Der Hafen von St. Petersburg wird immer noch von der Linienreederei MSC mit dem auf Kühlschiffe ausgerichteten Dienst »Ecuador to NWC« mit neun Schiffen von 4.112 – 8.722 TEU beidient. Der Service verkehrt zwischen Ecuador, Mittelamerika, Nordeuropa und der Ostsee. MSC wirbt laut der ALphaliner-Erhebung offiziell immer noch mit Anläufen nach St. Petersburg im Rahmen ihres Nordeuropa-Westafrika-Dienstes NWC to/from Marokko – West Africa«. Allerdings zählt Alphaliner diesen Service nicht mehr mit, weil der letzte physische Anlauf in St. Petersburg bereits auf den 21. Mai datiert. Derzeit fahre kein Schiff auf der Strecke noch St. Petersburg an, heißt es. Allerdings hat MSC St. Petersburg in die Rotation ihres Intra-Ostseedienstes »Loop 2« aufgenommen, der von der 1.683 TEU großen »MSC Vanquish« bedient wird, die jetzt Klaipeda, St. Petersburg und Kotka anläuft.
Die Linienreederei CMA CGM führt den russischen Hafen noch im Juni-Fahrplan ihres »SSLEUR Baltic Shuttle Service A« ( Antwerpen-Hamburg-Ostsee) mit den Schiffen »CMA CGM Louga« und »CMA CGM Pregolia« (beide 2.487 TEU). Eine Fortsetzung dieses Dienstes im Juli scheint jedoch aktuell nicht vorgesehen.
Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Ende Februar war Sealand (Maersk) die Reederei mit den meisten Kapazitäten ab/nach St. Petersburg im innereuropäischen Verkehr. Alle sieben ihrer 3.596-TEU-Jumbo-Feeder für die Ostsee liefen den russischen Hafen regelmäßig an. Am 29. April erfolgte der letzte Anlauf, um Leercontainer abzuholen. Zwei der Jumbo-Feeder von Maersk wurden mittlerweile auf den gemeinsam mit CMA CGM betriebenen Dienst »Canada Atlantic Express« (CAE) umdisponiert und verkehren nun zwischen Nordeuropa, Montreal und Halifax. »Diese Verlegung macht durchaus Sinn, da die Eisklasse 1A der Schwestern »Vistula Maersk« und »Vayenga Maersk« für die Winterbedingungen auf dem Sankt-Lorenz-Strom geeignet ist«, so Alphaliner.
Hapag-Lloyd hat seinerseits drei 2.330-2.400-Tonnen-Schiffe, die ursprünglich für den Dienst von/nach Montreal gebaut wurden, von seinem Benelux-Ostsee-Dienst (NBS) auf eine neue (saisonale) Nordeuropa-Kanada-Schleife (AT3) mit Schwerpunkt St. John verlagert.