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Das deutsche Forschungsschiff »Polarstern« hat seinen rund vierwöchigen Aufenthalt bei der Lloyd Werft in Bremerhaven beendet und hat sich erneut auf den Weg in die Arktis gemacht.[ds_preview]

Das 40 Jahre Schiff ist zu einer gut siebenwöchigen Fahrt in die Arktis aufgebrochen, wie das Alfred-Wegener-Institut bestätigte. Dort hat mit dem Sommer die jährliche Meereisschmelze eingesetzt. Die sommerliche Ausdehnung des Meereises ist in den vergangenen 40 Jahren um 40% zurückgegangen und stellt damit nach Ansicht der Wissenschaftler eine der sichtbarsten Folgen des Klimawandels dar. Wie Wärmeflüsse und Wasserschichtung im Ozean sowie die Eiseigenschaften die Meereisschmelze kontrollieren und miteinander wechselwirken, soll das Forschungsteam in einer Prozessstudie in der Meereisrandzone untersuchen. Ein weiterer Schwerpunkt der Expedition ist die Erforschung der Erwärmung der Atlantikwasserzirkulation und deren Einflüsse auf marine Gletscher in Nordostgrönland.

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© AWI

Nächster Werftaufenthalt im August

Ende Mai war die »Polarstern« nach ihrer letzten Expedition zur Lloyd Werft gekommen. Bei ihrer »Heimatwerft« ist sie Dauergast und schon mehr als 70-mal gedockt worden. Kein anderes Schiff wurde häufiger bei der Lloyd Werft gedockt und gewartet. Mitte August wird die »Polarstern« dann für notwendige Ausrüstungsarbeiten für die Anfang September startende Überführungsreise in die Antarktis in Bremerhaven zurückerwartet.

Zunächst fährt die »Polarstern« nun von ihrem Heimathafen Bremerhaven in die Framstraße und die Eisrandzone nördlich Spitzbergens, wo warmes, nährstoffreiches Atlantikwasser in den Arktischen Ozean strömt. Die Energie- und Stoffflüsse in der Meereisrandzone vom Schiff und auch von Eisschollen aus genau zu studieren, ist Ziel des Teams um Torsten Kanzow, Expeditionsleiter und physikalischer Ozeanograph am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

 

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© AWI

Für die seit 1997 betriebenen AWI-Langzeitmessungen bringt das Expeditionsteam zusätzlich noch Messgeräte im FRAM-Observatorium zwischen Grönland und Spitzbergen aus. Noch weiter nördlich im Arktischen Ozean soll das sogenannte Aurora Vent-Feld mit Geräten bestückt werden, die bis zum kommenden Jahr die seismologische Aktivität und die physikalischen Eigenschaften der dortigen Heißwasserausströmungen (Hydrothermalfahnen) aufzeichnen.

Neubau-Pläne

Das 118 m lange Forschungsschiff gilt als das wichtigste Werkzeug der deutschen Polarforschung. Seit seiner Indienststellung am 9. Dezember 1982 hat die »Polarstern« inzwischen mehr als 1,7 Mio. Seemeilen zurückgelegt. Es ist bis heute eines der leistungsfähigsten Polarforschungsschiffe weltweit und ist an durchschnittlich 305 Tagen im Jahr im Einsatz. Dennoch ist die »Polarstern« mittlerweile auch ein wenig in die Jahre gekommen.

Seit längerem gibt es Neubau-Pläne, von denen der deutsche Schiffbau profitieren soll und will. Nachdem der Bundestag die Mittel für eine neue »Polarstern« freigegeben hat, soll nun das Vergabeverfahren starten.