Print Friendly, PDF & Email

Während westliche Länder Sanktionen gegen die russische Öl-Industrie verhängt hat, steigert China seine Importe deutlich.[ds_preview]

Das Länder wie China oder Indien sich nicht den Sanktionsrunden angeschlossen haben, die beispielsweise von der EU und den USA nach der Invasion Russlands in der Ukraine angeschoben wurden, sorgt in der Gruppe der westlichen Partner für Unzufriedenheit. Vladimir Putin kann dadurch seine Öl-Exporte – wenn auch mit zum Teil deutlichen Preisnachlässen – umschichten. Das hat Folgen für die Schifffahrt.

Chinas Rohölimporte haben sich von 2011 bis 2021 verdoppelt und machen nun 20% der weltweiten Rohölmengen auf dem Seeweg aus. Seit Jahresbeginn hat es nun eine bemerkenswerte Entwicklung gegeben, die unmittelbar mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängt, wie die Schifffahrtsorganisation Bimco in einer heute veröffentlichten Analyse erläutert. Insgesamt sanken die chinesischen Importe über See von Januar bis Mai 2022 im Jahresvergleich um 2,2 %. Gleichzeitig nahm der Import russischen Öls allein im Mai um 51,4% zu. Dadurch stieg die Ölmenge auf 42,6 Mio. t, ein Plus von 8,7% gegenüber dem Vormonat und 13% gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt.

Bimco China Russland Tanker Oel
© Bimco

»Russisches Rohöl machte im Mai 13% der chinesischen Importe auf dem Seeweg aus, gegenüber 9% zu Beginn des Jahres«, sagt Bimco-Chefanalyst Niels Rasmussen. Importe aus Brasilien, Saudi-Arabien und Kuwait waren dagegen im Vergleich zum April rückläufig.

Während die Rohölimporte auf dem Seeweg und die Gesamteinfuhren im bisherigen Jahresverlauf um 2,2% bzw. 1,7% zurückgegangen sind, schätzt die US Energy Information Administration (EIA), dass die lokale chinesische Rohölproduktion im Jahresvergleich um 3,4% gestiegen ist, während der Verbrauch um 0,9% gesunken sein dürfte. Die Raffinerieauslastung war ebenfalls gering, da die lokale Nachfrage ins Stocken geraten ist und die Exportquote für 2022 um 37% niedriger liegt als 2021. Alles in allem sind die Rohölvorräte gestiegen und erreichten im Mai ein Zehnmonatshoch.

Die EIA geht weiterhin davon aus, dass sich der Ölverbrauch in China erholen und von Juni bis Ende Dezember um 2,7% steigen wird. Auch für das Gesamtjahr wird ein Anstieg um 1,2% gegenüber 2021 prognostiziert. »Dies ist ein gutes Zeichen für die Nachfrage nach Rohöltankern, aber die Risiken im Zusammenhang mit dem globalen Wirtschaftswachstum bleiben bestehen«, heißt es seitens der Bimco. Es wird erwartet, dass sich die Veränderungen im Rohölhandel im weiteren Verlauf des Jahres beschleunigen werden, insbesondere gegen Ende, wenn das EU-Embargo für russisches Öl und Ölprodukte in Kraft tritt.

»Russland wird versuchen, seine Lieferungen nach Indien und China zu erhöhen, und diese werden wahrscheinlich Mengen aus dem Persischen Golf, Brasilien und Westafrika ersetzen, die sich wiederum nach Europa verlagern«, sagt Rasmussen. Abhängig von den endgültigen Handelsmustern könnte dies zu einem Anstieg der durchschnittlichen Seetransport-Distanzen und der Nachfrage nach Afra- und Suezmax-Tankern führen. Dies liege daran, dass sie den Großteil der russischen Exporte sowie einen höheren Anteil der Mengen aus dem Persischen Golf, Brasilien und Westafrika nach Europa befördern als nach Indien und China.