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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hinterlässt mit seinem »Osterpaket« Spuren: Die Offshore-Wind-Branche macht sich große Hoffnung, fordert aber auch entsprechende politische Maßnahmen. Auf der »Windforce« wird darüber zu sprechen sein.[ds_preview]

Die 18. »Windforce Conference« findet in diesem Jahr – einen Tag länger als zuletzt – vom 20.-22. Juni in Bremerhaven statt. Das Motto: »Offshore-Wind: Klimaschutzziele umsetzen und Arbeitsplätze schaffen«. Der Branchenverband WAB hat im Vorfeld bereits einige Themenbereiche abgesteckt – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des »Osterpakets« von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Der Grünen-Politiker nennt es »die größte energiepolitische Gesetzesnovelle seit Jahrzehnten«. Verschiedene Energiegesetze sollen umfassend novelliert werden, um so den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen und konsequent voranzutreiben.

WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler sagte zuletzt mit Blick auf die Windforce: »In einer Zeit, in der die neue Bundesregierung die Ziele und Regeln für den Ausbau der Windenergie auf See und für ›grünen‹ Wasserstoff neu definiert, ist der Dialog der beteiligten Akteure von großer Bedeutung.« Der Ausbau auf mindestens 70 GW Offshore-Wind in Deutschland bis 2045 wird nach Ansicht des Verbands dann gelingen, wenn jetzt für Fachkräfte und für die Zuliefer sowie die maritime Industrie die richtigen Weichen gestellt werden.

Experten-Konferenz

Die 18. »Windforce« wird mit dem 20. Geburtstag des Wind- und Wasserstoff-Verbands WAB zusammengelegt. Die HANSA ist offizieller Medienpartner. Das diesjährige Partnerland der Konferenz ist Frankreich. Die Veranstaltung findet auf dem Gelände der Lloyd Werft in Bremer­haven statt. Schirmherr der »Winforce Conference« 2022 ist Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.

Zu den Themen der Konferenz werden unter anderem »O&M«, Offshore-Windkraftanlagen mit festen und schwimmenden Fundamenten, sowie die Kombination von Offshore-Wind und grünem Wasserstoff gehören.

Bremens Häfen-Senatorin Claudia Schilling betonte zudem die Bedeutung der Infrastruktur, vor allem der Häfen, für den Ausbau der Offshore-Windenergie: »Die deutsche Energiewende kann nur mit den Häfen gelingen. Denn sowohl für den ambitionierten Ausbauplan der Bundesregierung für die Offshore-Windkraft als auch für den Aufbau von Wertschöpfungsketten für ›grünen‹ Wasserstoff sind leistungsfähige Hafeninfrastrukturen notwendig.« Es sei daher unabdingbar, dass Planungs- und Genehmigungsverfahren weiter beschleunigt werden und dass die Hafenstandorte bei Investitionen in ihre Infrastruktur auch durch den Bund unterstützt werden.

»Sehr ambitioniert«

Wichtig ist den Branchenakteuren zudem, dass der beschleunigte Netzausbau gelingt. »Die Erhöhung der Ausbauziele bis 2030 ist sehr ambitioniert, aber gleichzeitig auch eine große Chance für Deutschland«, sagte Tim Meyerjürgens, COO der TenneT Holding und WAB-Vorstandsmitglied. Aus seiner Sicht ist es nicht so entscheidend, nur auf die 30 GW in 2030 zu schauen, sondern wichtig ist, dass eine kontinuierliche Beschleunigung umgesetzt wird, um auch die langfristigen Ziele zu erreichen. Der Netzausbau sei das »Rückgrat« der Energiewende.

»Die Politik ist nun gefragt, schnell die Rahmenbedingungen für Planung, Genehmigung und Bau anzupassen, damit eine echte Beschleunigung möglich wird, beispielsweise durch den Verzicht auf Raumordnungsverfahren, wann immer möglich und sinnvoll oder die Aufweitung der Bauzeitenfenster für die Kabelverlegung«, so Meyer­jürgens weiter.

»Verschenkte Jahre aufholen«

Matthias Brandt, Vorstand der Deutschen Windtechnik AG und ebenfalls Mitglied im WAB-Vorstand, machte auf einen weiteren zentralen Punkt aufmerksam. Damit besagte Beschleunigung gelinge, müsse man sich um den Fachkräftebedarf kümmern. »Auch hier muss Wirtschafts-, Arbeits- und Bildungspolitik Hand in Hand gehen mit Energiepolitik. Einige verschenkte Jahre müssen aufgeholt werden.« Die Unternehmen stünden bereit, sich in diesem Bereich noch stärker zu engagieren. »Potenzielle Lösungen wie etwa Ausbildung, Qualifikation, Branchentransfer oder gesteuerte Fachkräftezuwanderung liegen seit Jahren vor und müssen ebenfalls flankiert werden«, so Brandt weiter, der nicht zuletzt eine stärkere Standardisierung von Technologien ins Feld führte.

Partnerland Frankreich

In diesem Jahr ist Frankreich Partnerland der Windforce – entsprechend gibt es eine französische Vortragssession. In Frankreich entsteht derzeit das erste große kommerzielle Offshore-Wind-Projekt. Der dortige Weg in Sachen heimische Wertschöpfung sei ein »interessanter Ansatz, um Beschäftigungsaufbau und Qualifizierung zu begünstigen«, meint der WAB. »Die industriepolitischen Potenziale scheinen im Nachbarland von höherer Bedeutung«, heißt es.

Matthieu Monnier, stellvertretender Geschäftsführer des Branchenverbands FEE sagte vor der Windforce: »Wir freuen uns sehr, dass Präsident Emmanuel Macron hohe Ziele für Offshore-Windenergie formuliert hat, um die CO2-Neutralität zu erreichen. Konkret: 40 GW bis 2050. Beide Länder können konkurrenzfähige und sich ergänzende Wertschöpfungsketten aufbauen.« Einerseits sei die Erfahrung der deutschen Windindustrie bedeutend und nützlich für alle, andererseits sei Frankreich Pionier bei der Entwicklung schwimmender Windkraftanlagen.

Treffen auf der Lloyd Werft

Als Konferenzort wurde die Bremerhavener Lloyd Werft gefunden. Er unterstreiche, so Heike Winkler, die wesentlichen Themen für die Optimierung des Osterpakets der Bundesregierung: »Wettbewerbsfaire, nachhaltige Wertschöpfung und Beschäftigung sowie zielführende Infrastrukturmaßnahmen und eine umfassende Qualifizierungsoffensive entlang der gesamten Wertschöpfungskette.«

Der WAB setzt darauf, dass die Bundesregierung den Entwurf des Windenergie auf See-Gesetzes nachbessert, um das Potenzial für die klimafreundliche Stromerzeugung auf See und zukunftsfähige Wertschöpfungspotenziale gemeinsam zu nutzen. »Es geht neben dem prioritären Klimaschutz auch um Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland. Wir benötigen eine Qualifizierungsoffensive, Finanzierungsinstrumente für die Offshore-Wind-Zulieferindustrie und Qualitätskriterien in den kommerziellen Ausschreibungen«, forderte die Geschäftsführerin.      (RD)


Abstract: The »Easter Package« and the question of workforce
The »Easter Package« from Germany‘s Federal Minister of Economics Robert Habeck is leaving its mark: the offshore wind industry is very hopeful, but is also calling for corresponding political measures. Among other things, the shortage of skilled workers is particularly in focus. This is much more is going to be debated at the high-level conference »Windforce«, which takes place in Bremerhaven in June.