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Der Hafen Rostock hat ein relativ stabiles erstes Halbjahr hinter sich. Einige Infrastrukturmaßnahmen sollen den Standort effizienter machen.[ds_preview]

In Rostock gingen im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 15 Mio. t Fracht über die Kaikanten. Davon wurden 14,4 Mio. t im Überseehafen umgeschlagen; »noch einmal ein leichter Anstieg gegenüber dem Rekordergebnis des ersten Halbjahres 2021«, wie der Hafen jetzt mitteilte. Etwa 600.000 t wurden laut Hafen- und Seemannsamt in anderen Rostocker Hafenanlagen wie dem Chemiehafen Yara sowie Fracht- und Fischereihafen verladen. Die Gütermengen im gesamten Rostocker Hafenrevier blieben damit in etwa auf dem Niveau von 15,2 Mio. t des Vorhalbjahres. Die Zahl der beförderten Fährpassagiere von und nach Nordeuropa erreichte 953.000 und liegt damit wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.

Investitionen

Aktuell stehen in Rostock einige Baumaßnahmen auf der Agenda. Der Ersatzneubau der zwei ältesten Liegeplätze im Überseehafen Rostock, 31 und 32, wurde im April offiziell gestartet. Das rund 22 Mio. € teure Hafeninfrastrukturprojekt soll bis zum Oktober 2023 abgeschlossen werden.

»Die 62 und 58 Jahre alten Liegeplätze 31 und 32 auf der Ostseite von Pier II im Hafenbecken B werden auf einer Gesamtlänge von 400 m, einer Breite von 18 m und für eine Wassertiefe von 12,50 m neu gebaut«, sagt Jens Scharner. Die Kaianlage wird für eine Flächenbelastbarkeit von 5 t pro m² ausgelegt und auf der gesamten Länge mit neuen Kranbahnschienen ausgerüstet, die eine Last von 30 t pro Meter aufnehmen können. »Die Liegeplätze 31 und 32 werden als Multifunktionsliegeplätze für den Umschlag sowohl von Projektladungen als auch Stück- und Schüttgütern gebaut, an denen zukünftig aber auch wieder Transitanläufe von Kreuzfahrtschiffen stattfinden können«, sagte Hafenchef Gernot Tesch.

Als Bestandteil des Fördervorhabens zur Verkehrsertüchtigung zweiter Abschnitt wurde im Frühjahr mit dem überfälligen Neubau eines etwa 500 m langen Abschnitts der viel befahrenen Ost-West-Straße im Überseehafen begonnen. Der Straßenkörper war durch die intensive Nutzung völlig verschlissen.

Nach dem Planfeststellungsbeschluss für die »Anpassung der seewärtigen Zufahrt zum Seehafen Rostock« auf 16,50 m Wassertiefe ist ein Baustart seitens des Bundes nun zu Beginn des vierten Quartals dieses Jahres vorgesehen. Die Hafenverantwortlichen gehen von einer rund zweieinhalbjährigen Bauzeit aus. Die Maßnahme lasse Rostocks Überseehafen auf Augenhöhe mit anderen Ostseehäfen kommen, die bereits 16,50 . Wassertiefe aufweisen. »Rostock wird nach der Umsetzung dieser Maßnahme und parallel zu den erfolgenden Anpassungen der Liegeplatzkapazitäten gerade für flüssige und trockene Massengüter noch attraktiver«, so Scharner weiter.

Produktionsanlage für Wasserstoff

Innerhalb der nächsten vier Jahre soll im Überseehafen Rostock auf dem Gelände des Steinkohlekraftwerks eine 100-Megawatt-Produktionsanlage für die Erzeugung von grünem Wasserstoff entstehen. Die Elektrolyseanlage ist das Herzstück des Projektes »HyTech Hafen Rostock«, das sich auf Förderung im Rahmen des IPCEI-Programms (Important Project of Common European Interest) beworben hat. »Eine finale Investitionsentscheidung ist noch nicht getroffen und erst nach Erhalt des Förderbescheides geplant«, heißt es.

Entwickelt und gebaut werden soll die Anlage von der rostock EnergyPort cooperation GmbH, einem gemeinsamen Unternehmen von EnBW Neue Energien GmbH, RheinEnergie AG, RWE Generation SE und der Rostock Port GmbH. Jährlich sollen so bis zu 6.500 t Wasserstoff klimaneutral erzeugt werden. Die Investitionen liegen den Angaben zufolge im dreistelligen Millionenbereich und sollen mit Hilfe von Fördermitteln getätigt werden.

Umschlag im Überseehafen Rostock

Der Güterumschlag im Überseehafen Rostock erreichte in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 den Vorjahreswert von 14,4 Mio. t.

  • Auf dem Fähr- und RoRo-Terminal wurden von Januar bis Juni 2022 wie im Vorhalbjahr 9,1 Mio. t  rollende Ladung über die Kaikanten bewegt. Der Anteil der Fähr- und RoRo-Güter am Gesamtumschlag im Universalhafen Rostock betrug 63%. Der Umschlag von Massen- und Stückgütern erreichte mit 5,3 Mio. t. einen Anteil von 37 %.
  • Der Rostocker Überseehafen verzeichnete 3.709 Anläufe (2021: 3.616) von Fähr-, RoRo-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffen in den ersten sechs Monaten des Jahres, davon 2.921 Anläufe (2021: 2.801) von Fähr- und RoRo-Schiffen.
  • Auf den vier Fähr- sowie drei RoRo-Verbindungen von und nach Dänemark, Schweden und Finnland wurden 218.000 Lkw (begleitete Einheiten) transportiert – sieben Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umschlag von unbegleiteten Einheiten nahm ebenfalls zu: 88.250 Trailer bzw. sonstige Ladungsträger rollten über die Kaikanten (plus sechs Prozent). Im ersten Halbjahr 2022 wurden zudem 8.150 Eisenbahnwaggons über See transportiert. »Besonders erfreulich ist der weiter starke Zuwachs im Bereich Lkw/Trailer. Der Rückgang im Bereich Bahnwaggon (- 6.650) ist allein durch den Sondereffekt einer zeitweisen Streckensperrung in Dänemark im vergangenen Jahr verursacht«, sagte Tesch. Die Anzahl der transportierten Pkw von 204.000 verdoppelte sich im Vergleich zum pandemiebeeinträchtigten ersten Halbjahr 2021.
  • Der Umschlag intermodaler Ladeeinheiten stieg im ersten Halbjahr auf über 64.000 Einheiten  – ein Plus von 4%. Der Anstieg ist hauptsächlich auf Frequenzsteigerungen nach Bratislava und Dresden zurückzuführen. Zudem konnte mit Wuppertal eine bereits zwischen 2018 und 2021 verkehrende Verbindung wiederaufgenommen werden.
  • Ein Minus von 211.000 t (-13 %) gab es beim Umschlag von Flüssiggütern. Bis Ende Juni 2022 wurden 1,42 Mio. t über die Kaikanten gepumpt. Es wurde insbesondere mehr Rohöl, Biodiesel und Bunkerware umgeschlagen, aber weniger Naphta, Gas- und Heizöl.
  • Der Umschlag von Schüttgütern lag mit 3,6 Mio. t. etwa 230.000 t über dem bereits sehr hohen Vorjahresniveau. Den größten Anteil am Schüttgutumschlag hatte erneut der Umschlag von Getreide mit 1,77 Mio. t. (2021: 1,9 Mio. t.).
  • Im wertschöpfungsintensiven Stückgutbereich wurden 313.000 t über die Kaikanten gehoben und damit ein Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es wurden vor allem mehr Bleche, Brammen und Zink verladen.