Seeversicherer, Havarie, X-Press Pearl
© Sri Lanka Navy via Twitter
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Die P&I-Clubs Britannia, London und American P&I Club setzen die Negativserie mit hohen Schadenquoten und verringerten Kapitalerträgen fort.[ds_preview]

Auch die Nachzügler der diesjährigen P&I-Berichtssaison warten mit Negativ-Ergebnissen auf. So präsentiert die Britannia Steam Ship Insurance Association – viertgrößter Club der International Group – ihren Mitgliedern einen Verlust von insgesamt -39 Mio. $ für 2021/22 nach einem Gewinn von 32 Mio. $ im Vorjahr. Das Ergebnis schließt die eigene Rückversicherung Boudicca mit ein. Die freien Reserven von Britannia und Boudicca zusammen schrumpften von rund 627 Mio. $ auf 588 Mio. $.

Wie im Vorjahr fiel im Underwriting für Haftpflicht und Rechtsschutz ein Fehlbetrag an, der diesmal aber nicht mehr durch Investment-Einnahmen kompensiert werden konnte. Die Kapitalerträge bei Britannia brachen von 59 Mio. $ auf 13,5 Mio. $ ein.

Die Nettoschadensumme wuchs von 118,3 Mio. $ auf 142,8 Mio. $, die Betriebskosten des Clubs von 32,5 Mio. $ auf 38,8 Mio. $. Zwar seien die eigenen schweren Schadensfälle von je über 1 Mio. $ rückläufig gewesen, doch dafür hätten die Pandemie-bedingten Schäden stark zugenommen. Die Zahl der Fälle, die sich um Corona-Erkrankungen von Seeleuten mit entsprechenden Kosten für Behandlung, Rückführung und Reise-Umwegen (»Diversion«) drehen, schoss den Angaben zufolge um 220 auf 359 hoch.

Zudem hätten die erneut gestiegenen Pool-Schäden der International Group die die Nettoschadensumme in die Höhe getrieben. Die Kostenbelastung im Pool der 13 IG-Mitglieder habe für das vergangene Jahr einen Rekordwert von 487 Mio. $ (per 20.02.) erreicht. Schwerster Einzelschaden soll dabei der Untergang des Containerschiffs »X-Press Pearl« vor der Küste Sri Lankas mit erheblichen Plastikverunreinigungen an den Stränden gewesen sein.

Für den kleineren London P&I Club endete das Jahr mit einem Überschuss von 10,4 Mio. $ – allerdings nur aufgrund massiver außerplanmäßiger Beitragsnachschüsse seitens der Mitglieder. Auf Basis der regulären Prämie allein wäre unterm Strich ein Fehlbetrag von -65,8 Mio. $ (Vorjahr: -20 Mio. $) herausgekommen, inklusive eines Verlustes aus Kapitalanlagen in Höhe von -2 Mio. $. Die Covid-bezogenen Schadenkosten beim London Club vervierfachten sich auf 11,3 Mio. $. Noch gravierender war der Effekt durch Großschäden: Die Gesamtkosten für Schäden über je 1 Mio. $ wuchsen von 20,1 Mio. $ auf 65,7 Mio. $ an.

Der American P&I Club meldet einen Verlust von -8,7 Mio. $ nach -4 Mio. $ im vorangegangenen Jahr. Neben hohen Poolschäden seien auch die eigenen Schäden im letzten Quartal 2021 deutlich angewachsen, heißt es. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote wird für 2021 mit 112% angegeben, das bedeutet: Schäden, Betriebs- und Akquisitionskosten übertrafen die Prämieneinnahmen um 12%. Die Kapitalanlagen sollen immerhin eine beachtliche Rendite von 7% abgeworfen haben, womit die Underwriting-Verluste teils kompensiert werden konnten. (mph)