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Auch die Ostsee soll ein LNG-Terminal bekommen. Dafür haben das Unternehmen Deutsche ReGas und der französische Mineralölkonzern TotalEnergies in Rostock eine Vereinbarung unterzeichnet.[ds_preview]

Es geht dabei um die Installation und den Betrieb eines schwimmenden LNG-Terminal, einer FSRU, im Industriehafen Lubmin. Nach Angaben des Unternehmens Deutsche ReGas ist die Anlage als LNG-Terminal »Deutsche Ostsee« geplant.

Ab dem 1. Dezember 2022 soll das Terminal 4,5 Mrd. m³ Erdgas in das deutsche Gasfernleitungsnetzt einspeisen. Hierfür wird die Deutsche ReGas ein Regasifizierungsschiff (FSRU) im Industriehafen Lubmin stationieren und dort Flüssiggas (LNG) in Erdgas umwandeln (regasifizieren). Von der FSRU wird das Erdgas in das nur 450 m entfernte deutsche Ferngasleitungsnetz (EUGAL/NEL) eingespeist.

Um der geringen Tiefe des vor Lubmin gelegenen Greifswalder Boddens Rechnung zu tragen, wird außerhalb des Greifswalder Boddens in der Ostsee ein Tanker (Floating Storage Unit – FSU) stationiert, an die LNG-Tanker bis 170.000 m³ andocken und ihr LNG übertragen können. Von dort aus werden drei Shuttle-Schiffe (»Virtuelle Pipeline«) das LNG zum FSRU im Industriehafen Lubmin transportieren. Der Betrieb im Industriehafen Lubmin wird durch den Einsatz von Hafenschleppern aufrechterhalten.

Das LNG-Terminal »Deutsche Ostsee« ist den Angabben zufolge privat finanziert und die FSRU sowie alle weiteren Schiffe werden von der Deutschen ReGas gechartert. Es handelt bei dem FSRU um keines der vier von der Bundesregierung finanzierten FSRUs. Eigner der FSRU ist TotalEnergies, das fünftgrößte Energieunternehmen der Welt. TotalEnergies entwickelt parallel im Auftrag der französischen Regierung das LNG-Terminal in Le Havre.

Größere Gasmengen möglich

Die FSRU hat eine spezielle technische Ausstattung (Turret Buoy System), mit der es in einer zweiten Phase das LNG-Terminal »Deutsche Ostsee« direkt an bestehende Unterwasserpipelines andocken kann, und zwar auch wenn diese in Betrieb bzw. mit Erdgas befüllt sind. »Die Deutsche ReGas steht somit bereit, im Falle des Vorliegens der notwendigen rechtlichen Voraussetzungen mit bis zu zwei dieser Spezial-FSRUs außerhalb des Greifswalder Boddens, jedoch innerhalb der deutschen Hoheitsgewässer, diese an eine der bestehenden Unterwasser-Pipelines anzuschließen. So könnte die Deutsche ReGas insgesamt über 15 Mrd. m³ Erdgas pro Jahr einspeisen. Die Durchleitungskapazität für diese Gasmengen ist unproblematisch im ostdeutschen Gasfernleitungsnetz vorhanden«, heißt es.

Ab Sommer 2025 wird den Planungen zufolge in einer dritten Phase an der Stelle, an der zuvor die FSRU der ersten Phase im Hafen lag, eine für den Import von Wasserstoff spezialisierte Barge (Schiff ohne eigenen Antrieb) installiert, zu der analog dem LNG-Transportregime Wasserstoff transportiert und regasifiziert wird. »Das innovative Transportmedium unseres Wasserstoffpartners APEX ist künstliche Ameisensäure, die wesentliche Umweltvorteile gegenüber Ammoniak aufweist. Der Wasserstoff wird entweder in das Gasfernleitungsnetzt eingespeist oder in Container abgefüllt«, erklärt ReGas-Geschäftsführer Ingo Wagner.

Die Realisation habe »praktisch keine Umweltbeeinträchtigungen zur Folge«, da Schiffe und die bestehende Infrastruktur genutzt würden. Die landseitige, kurze Anschlussleitung (450 m) soll von der Gascade Gastransport noch rechtzeitig im Jahr 2022 hergestellt werden.

»Die Deutsche ReGas stützt sich bei der Entwicklung des Terminals ›Deutsche Ostsee‹ auf weltweit in der LNG-Technologie führende Partner, wie ein norwegisches Team aus Ingenieuren und Kaufleuten, auf britische Schiffsmakler, deutsche und norwegische Ingenieur- und Planungsbüros sowie das deutsche Ship Management-Unternehmen Bernhard Schulte«, heißt es.

»Benötigen pragmatische Lösungen«

Die Unterzeichnung erfolgte im Beisein des parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Michael Kellner und Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Energieminister Reinhard Meyer.

Meyer: »In diesen herausfordernden Zeiten benötigen wir pragmatische Lösungen, um die Energieversorgung für Deutschland weiter abzusichern. Lubmin in Vorpommern kann dabei eine Schlüsselrolle zukommen. Flüssigerdgas (LNG) ist ein wichtiger Baustein, um die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen weiter zu verringern. Ziel ist es, uns weiter unabhängig von Dritten zu machen. Mit der Unterzeichnung gehen beide Unternehmen dafür einen wichtigen und notwendigen gemeinsamen Schritt.«