Print Friendly, PDF & Email

Nach der Insolvenz der MV Werften und einem Arrest in Gibraltar hat das Expeditionskreuzfahrtschiff »Crystal Endeavor« einen neuen Eigner gefunden. Auch die KfW IPEX Bank ist an der Transaktion beteiligt.[ds_preview]

Für die MV-Werften in Rostock, Stralsund und Wismar sowie die Lloyd Werft in Bremerhaven wurden mittlerweile neue Verwendungen gefunden (lesen Sie in der August-Ausgabe der HANSA einen ausführlichen Bericht darüber), jetzt konnte ein weiterer wichtiger Punkt nach der Insolvenz des asiatischen Eigners Genting und der Werftgruppe abgehakt werden. Der Kreuzfahrtkonzern Royal Caribbean bestätigte heute, dass er die gerichtliche Genehmigung zum Kauf der »Crystal Endeavor« bekommen hat.

Das Expeditionsschiff war in Stralsund gebaut und 2021 an die Genting-Tochter Crystal Cruises als Luxus-Expeditionsschiff abgeliefert worden. Im Zuge der juristischen Aufarbeitung der Insolvenz war der Neubau zuletzt in Gibraltar in die Kette gelegt worden. Es folgte ein gerichtlich angeordneter Verkaufsprozess.

Crystal Endeavour
© MV Werften

»Deutlich unter den Baukosten«

Aus dem Bieterverfahren ging Royal Caribbean beziehungsweise die Tochter Silversea Cruises als Käufer hervor. Der Preis beträgt 275 Mio. $, wie die Reederei heute bestätigte, »und damit deutlich unter den Baukosten«. Künftig soll das Schiff als »Silver Endeavor« fahren.

»Mit der ›Endeavour‹ wollen wir unsere Weltklasseflotte vergrößern, um die außergewöhnliche Nachfrage nach Expeditionskreuzfahrten der Luxusklasse zu befriedigen, und gleichzeitig unser Rentabilitätsprofil verbessern und die Position von Silversea als führende Luxus- und Expeditionskreuzfahrtgesellschaft der Branche festigen«, sagte Jason Liberty, Präsident und CEO der Royal Caribbean Group.

»Die Expeditionskreuzfahrtindustrie ist bereit, wieder ein beschleunigtes Wachstum zu verzeichnen, das von der Nachfrage der gehobenen, wohlhabenden Kunden nach Reisen zu abgelegenen und schwer zugänglichen Zielen angetrieben wird«, sagte Roberto Martinoli, Präsident und CEO von Silversea Cruises. Das Schiff ist das vierte, dass seit 2020 zur Flotte der Reederei stößt. Im Winter 2022/2023 soll es in die Fahrpläne integriert werden.

Beteiligt an der Transaktion war auch die deutsche Förderbank KfW IPEX. Die Anwaltskanzlei Norton Rose Fulbright hatte die staatliche Bank unterstützt – ebenso wie RCL bei der Kauf-Finanzierung. Die Finanzierung umfasst ein unbesichertes Darlehen mit einer Laufzeit von 15 Jahren, das von der deutschen Exportkreditagentur Euler Hermes garantiert wird.

»Besonders kompliziertes Mandat«

Norton Rose Fulbright berät die KfW IPEX-Bank und andere Kreditgeber nach eigenen Angaben seit Januar zu den Auswirkungen des Insolvenzverfahrens von GHK und Crystal Cruises – sowie des damit verbundenen Insolvenzverfahrens in Deutschland in Bezug auf das Schiffbauunternehmen MV Werften – im Rahmen verschiedener von Exportkreditagenturen unterstützter Finanzierungen und den daraus resultierenden Auswirkungen auf eine Reihe von Schiffen der GHK-Flotte, einschließlich der »Crystal Endeavor«.

Andrew Williams, Partner bei Norton Rose Fulbright und Leiter des Teams, das die KfW IPEX-Bank berät, sagte: »Dies war ein besonders kompliziertes Mandat, an dem mehrere Beteiligte, Gerichtsbarkeiten und verschiedene Rechtsgebiete beteiligt waren.« Zum Team  gehörten auch die Partner Simon Hartley (federführend bei der RCL-Finanzierung), Timo Noftz (federführend in Fragen des deutschen Rechts) und Charlotte Winter (federführend in Fragen der Streitbeilegung).